Kapitel 28, Part 1

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„Du machst das gut." Michael strich mir die verschwitzten Strähnen aus der Stirn und hielt meinen Kopf oben, sodass ich ihn ansehen musste. Was auch immer er gerade mit mir angestellt hatte, es hatte mich meine letzte Kraft gekostet. Mein ganzer Körper fühlte sich taub an und ich wollte nur noch schlafen. Will und die Jungs riefen immer noch meinen Namen und ich hörte die Dringlichkeit in ihren Stimmen. Doch ich konnte nicht darauf reagieren.

Ich war einfach zu müde.

Um uns herum lag die verlassende Wohngegend beinahe in völliger Dunkelheit. Der Mond spendete zwar genügend Licht, um die Umrisse der Häuser auszumachen, aber ich konnte kaum drei Meter weit sehen. War es vorhin auch schon so dunkel gewesen? Wieso war mir das nicht aufgefallen?

Michael hielt mich aufrecht und strich immer wieder mit seinen langen Fingern über meine Stirn. Die Geste hatte beinahe etwas Vertrautes und wirkte beruhigend auf meine angeschlagenen Nerven. Gedanklich schlug ich mir selbst auf die Stirn. Was dachte ich da? Michael wirkte keineswegs in irgendeiner Weise beruhigend auf mich!

„Was hast du getan?", fragte ich ihn erschöpft und schlug seine Hand von meinem Gesicht.

Anstatt zu antworten, schickte er mir eine erneute Energiewelle. Diese jedoch tat nicht weh oder laugte mich aus. Die Wärme von vorhin drang in jede Pore meines Körpers und lud meine Batterien auf. Meine Kräfte kehrten zurück und ich schaffte es, wieder alleine zu stehen. Sofort drückte ich meine Hände gegen Michaels Brust und stieß ihn von mir weg.

„Hör auf damit!", zischte ich wütend und wich ein paar Schritte vor ihm zurück. Ich fühlte mich besser. Sofort sah ich mich nach Will und den anderen um und entdeckte sie am selben Platz wie vorhin. Sie knieten immer noch am Boden und beobachteten mich. Magnus sprach mit den beiden jungen Otomi, dem Gothic- und dem Igelfrisur-Typ, die nicht sehr zufrieden aussahen. Sie gestikulierten nervös mit ihren Händen und deuteten immer wieder in meine Richtung.

Will fragte lautlos, ob es mir gutging und ich nickte ihm bestätigend zu. Bevor ich aber einen Schritt auf ihn zu machen konnte, wurde ich wieder am Arm gepackt und noch mehr Energie strömte auf mich ein. Ich entriss Michael meinen Arm und unterbrach den Kontakt.

„Nein!", fauchte ich und rieb meine Arme, die noch immer vor Spannung kribbelten.

„Aber es gefällt dir", sagte er wissend.

„Nein, tut es nicht."

„Dein Körper sagt etwas anderes." Er legte seinen Kopf fragend auf die Seite.

„Mein Körper sollte die Klappe halten."

Michael runzelte die Stirn. „Ich will dir nur helfen."

„Dann lass mich und meine Freunde gehen", bat ich ihn.

„So sehr will ich dir nun auch nicht helfen."

Ich schnaubte frustriert und er ging wieder dazu über, mich nachdenklich anzustarren und schwieg.

„Und was jetzt?", fragte ich ungeduldig und überkreuzte meine Arme vor der Brust. „Du hast gewonnen. Herzlichen Glückwünsch, du hast uns in die Ecke gedrängt. Was hast du jetzt vor? Uns alle umbringen?"

„Du machst alles so unnötig kompliziert, Darling", meinte er augenverdrehend und ahmte meine Pose nach. „Ich habe sehr lange nach jemand wir dir gesucht. Da habe ich nicht vor, dich zu töten."

Kurz war ich erleichtert. Dann fiel mir ein, dass es mehrere tausend Dinge gab, die er mir antun konnte, ohne mich umzubringen.

„Und was hast du dann vor?"

Heart of FireWhere stories live. Discover now