Kapitel 13

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Über den Lärm und die ausgelassene Stimmung auf der Party vergaß ich alles andere ziemlich schnell. Vielleicht halfen auch die roten Becher mit den bunten Drinks dabei. Nach dem Vierten – oder war es der Fünfte? – fühlte ich mich jedenfalls wie auf einer Wolke. Ich ließ mich von Vi sogar zum Tanzen überreden und hing meine Lederjacke über einen Stuhl an der Wand. Mit geschlossenen Augen hieß ich die Musik willkommen und bewegte mich rhythmisch. Als einer meiner Lieblingssongs gespielt wurde, hob ich meine Arme und drehte mich weiter blind im Takt der Musik. Zum ersten Mal an diesem Abend fühlte ich mich vollkommen entspannt. Keine Ahnung, ob es an den Drinks oder an der Musik lag oder daran, dass ich mir einfach von niemanden mehr den Spaß verderben ließ. Ich genoss es einfach, einmal Teil dieser Menge zu sein. Ein Teil des normalen Teenagerwahnsinns und nicht der irre Freak, der im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand und von allen gehasst oder gefürchtet wird.

Normal sein.

Das war es, was ich schon immer wollte und heute konnte ich es tatsächlich einmal sein.

Ich lächelte.

Zwei Hände umfassten von hinten meine Taille und zogen mich an einen starken Körper. Ich musste die Augen nicht öffnen, um zu wissen, wer mich da an sich drückte. Diesen Duft würde ich überall erkennen.

„Was glaubst du, was du hier tust, Liebes?", fragte Will und beugte sich zu meinem Ohr herab, damit ich ihn über den Lärm hinweg verstehen konnte.

„Ich tanze", sagte ich und bewegte mich weiter zur Musik, sodass er sich entweder an meine Bewegungen anpassen oder mich loslassen musste.

Er bewegte sich und mein Körper passte sich angenehm dem seinen an. Ich hatte offensichtlich zu viel getrunken, denn mir fiel auf, dass ich mich perfekt an ihn anschmiegen konnte. Als wäre mein Körper für seinen gemacht worden.

„Das sehe ich", sagte er leise und zog mich noch enger an sich heran. Ich ließ meinen Kopf auf seine Schulter sinken und bewegte mich weiterhin im Takt der Musik.

Eindeutig zu viel getrunken.

Seine Hände wanderten von meiner Taille langsam hinab zu meinen Hüften und ich spürte, wie sich eine Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitete. Überall wo er mich berührte, glitt Hitze von ihm zu mir und ließ mich erschauern. Kurz dachte ich noch, dass ich vielleicht wirklich nicht so viel trinken sollte, verwarf den Gedanken aber sofort wieder, als seine Hände weiter auf Wanderschaft gingen. Von meiner Hüfte wieder hinauf zur Taille und über meine Arme hinab zu meinen Händen. Mit einem Ruck drehte er mich um und legte meine Hände in seinen Nacken. Als ich ihm in die Augen sah, stolperte ich beinahe über meine Füße, so intensiv war sein Blick. Ich meinte sogar kleine Flammen in seinen Augen lodern zu sehen. Seine Hände glitten meinen Rücken hinab und drückten mich noch näher zu ihm heran. Widerstandslos ließ ich es geschehen.

Ein Song löste den nächsten ab, aber keiner von uns machte den Eindruck, die Tanzfläche verlassen zu wollen. Meine Hände lagen immer noch in seinem Nacken und meine Fingerspitzen berührten die längeren Strähnen seiner Haare. Sein Geruch umhüllte mich und ich konnte nicht mehr klar denken. War er nicht sauer auf mich? Oder war ich sauer auf ihn? Ich wusste es nicht mehr. Es war mir auch egal. In diesem Moment wollte ich einfach nur genießen. Als ob er wüsste was ich dachte, wurde sein Griff fester und er drückte mich noch enger an sich. Jetzt standen wir uns wieder so nahe, dass ich jedes Heben und Senken seines Brustkorbes fühlen konnte und seinen rasenden Puls am Hals wahrnahm. Ob er merkte, dass auch mein Herz raste?

„Dein Kleid gefällt mir", sagte er mit rauer Stimme und ließ seine Hand meine Rückseite hinauf wandern. An der Stelle, wo der Stoff tief auf meinem Rücken endete hielt er an und fügte hinzu: „Das hier mag ich besonders." Sein Blick fesselte mich und ich kam mir wieder wie die hilflose Fliege in seinem Netz vor. Ich schluckte nervös.

Heart of FireWhere stories live. Discover now