Kapitel 14

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Eine panische Angst, wie ich sie nie zuvor gespürt hatte, kroch durch meinen Körper und infizierte mich wie ein Virus. Ich spürte, wie meine Glieder erstarrten und ein nervöses Kribbeln meinen Nacken hinaufstieg. Mir wurde schlecht und das tosende Rauschen in meinen Ohren machte mich beinahe taub. Was zur Hölle war hier los? Wer waren diese Typen und wieso bedrohten sie uns mit einem Dolch?

Meine schreckgeweiteten Augen fixierten die Waffe, als würde sie jeden Moment auf mich zufliegen. Ich erkannte, dass es keine normale Stahlklinge war, die der Langhaarige auf uns richtete, sondern ein sehr dunkles steinartiges Material, das man zu einer Klinge geschliffen hatte.

Einer sehr scharfen Klinge.

Den Griff konnte ich nicht deutlich erkennen, aber ich bezweifelte, dass es sich dabei um milchig-weißes Plastik handelte.

Knochen?

Oh Gott, hoffentlich nicht.

Als der Langhaarige den Dolch bewegte, fiel mir eine Schnitzerei am Griff auf, die ich jedoch von hier aus nicht identifizieren konnte.

„Also, was ist jetzt?", spottete er und behielt Will weiterhin im Blick. Dieser hatte sich immer noch nicht von der Stelle gerührt und war so angespannt, dass die Muskeln in seinem Nacken hervorstanden.

„Will", flüsterte ich und vergriff mich in seinem Shirt. „Was ist hier los?"

Ein Ruck ging durch seinen Körper, als würde er aus einer Starre erwachen. Will richtete sich zu seiner vollen Größe auf und ballte seine Hände zu Fäusten. Er atmete tief ein und spannte jeden Muskel seines Körpers an, sodass ein Vibrieren ihn erzittern ließ. Er begann Hitze auszustrahlen. Würde er wirklich kämpfen?

Plötzlich bildete sich ein Nebel um den Pavillon, der sich langsam ausbreitete und auch die beiden Fremden miteinschloss. Ich sah mich um und auch die restliche Wiese verschwand in diesem Schleier, sodass man das Haus nicht mehr erkennen konnte. Will atmete schwer.

Da erkannte ich erst, dass er den Nebel erschuf. Er hatte die gesamte Wiese erhitzt, die durch den Regen so feucht war, dass seine Hitze das Wasser verdampfen ließ. Er wollte nicht, dass jemand auf der Party merkte, was hier passierte. War ihm klar, dass uns so auch niemand helfen konnte?

Die beiden Fremden schienen unbeeindruckt von seiner Tarnung, denn sie grinsten beide verschlagen zu uns herauf. Der Glatzköpfige hatte ebenfalls einen Dolch gezogen und deutete damit auf mich. Ich krallte mich noch fester in Will's Shirt und zog daran.

Gerade als der Nebel so dicht war, dass ich keine zwei Meter weit sehen konnte, drehte Will sich zu mir um, fasste mich um die Taille und stieß mich über das Geländer des Pavillons. Das Ganze geschah so plötzlich, dass ich nicht einmal Schreien konnte, da stand Will auch schon neben mir und zog mich durch den Nebelschleier. Hinter uns hörte ich die beiden Männer fluchen und wusste, dass sie uns verfolgten. Ich hörte ihre stampfenden Schritte auf der nassen Wiese, die nur von meinem rasenden Herzschlag übertönt wurden. Will umklammerte meine Hand und zog mich weiter über das Gelände. Wieder staunte ich darüber, wie groß das Grundstück war.

Wir bogen scharf nach rechts und standen plötzlich vor dem Poolhaus. Will zog mich weiter weg vom Wasser und auf eine Baumreihe zu. Dort drängte er mich gegen die Rinde eines Baumes und verdeutlichte mir, still zu sein. Er lauschte auf unsere Verfolger und atmete schwer.

„Was machen wir jetzt? Was ist hier los, Will?", fragte ich leise und konnte das Zittern in meiner Stimme nicht unterdrücken. Ruckartig drehte er sich zu mir und sah mir direkt in die Augen. Seinen Ausdruck konnte ich nicht deuteten. War das Panik oder Wut, die ich dort aufblitzen sah?

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