Kapitel 26, Part 1

2.5K 200 36
                                    


„Super Auftritt, den du da hinlegst." Ich deutete auf den Kreis aus Feuer um uns herum. „Wenn ihr jetzt noch Kunststücke aufführt, könntet ihr Eintritt verlangen."

Michael, der mich immer noch nicht aus den Augen ließ, lachte über meine Bemerkung und strich sich eine Strähne seines hellblonden Haares aus dem Gesicht. Will stieß mir seinen Ellenbogen in den Bauch, um mich zum Schweigen zu bringen. Die Wikinger warfen mir überraschte Blicke zu und Kyle ... naja, Kyle schien ein Lachen zu unterdrücken.

„Vielen Dank für den Tipp." Michaels tiefe Stimme hatte einen beinahe sanften Klang und schaffte es dennoch, gelassene Autorität auszustrahlen. „Ich bin sicher, ein paar der Männer können Jonglieren."

Dass der Typ einen Witz gemacht hatte, irritierte mich genauso sehr wie die Tatsache, dass er attraktiv war. Sehr attraktiv sogar. Seine hellblonden Haare umspielten sein feingeschnittenes Gesicht und betonten die fast weißen Augen. Auch sein Körper war ein Hingucker. Breite Schultern, schmale Hüften und lange Gliedmaßen. Er wirkte wie ein englischer Gentleman aus einer anderen Zeit. Genau das irritierte mich. Die Bösen sollten auch böse aussehen und nicht das Ebenbild eines gefallen Engels darstellen. Michael lächelte als ob er mir meine Gedanken ansehen konnte und sein Blick bekam einen drängenden Ausdruck.

„Was willst du?", fragte Will, dem der Ausdruck ebenfalls aufgefallen war und spannte den Bogen straffer.

„Ist das nicht offensichtlich?" Nachdenklich musterte er den Mann neben sich. „Oder ist es das nicht?" Sein Blick schnellte zu Will. „Ich will das Mädchen."

„Tja, dein Pech. Sie ist schon vergeben."

„Du bist lustig." Michaels Augenbrauen waren überrascht nach oben gezogen und er wandte sich wieder dem Mann neben sich zu. „Niemand hat mir gesagt, dass er lustig ist."

Sein Verhalten verunsicherte mich. So wie Ivan von ihm gesprochen hatte, glaubte ich, auf einen Wahnsinnigen zu treffen. Doch Michael war ... irritierend. Ein anderes Wort beschrieb es nicht. Seine Leute hatten uns umzingelt und sie könnten uns jederzeit angreifen, doch er hielt sie zurück. Er stand nur da und starrte mich an, als wäre er völlig fasziniert von mir. Es war, als hätte er nicht mit mir gerechnet. Was mich aber richtig nervös machte, war die Tatsache, dass etwas an ihm mich ebenfalls faszinierte. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm lösen. Irgendetwas war an ihm ... Ich konnte es nicht mit Gewissheit sagen, aber es zog mich an.

„Du spürst es auch, nicht wahr?" Michael konzentrierte sich ganz auf mich und schien erfreut zu sein. Seine hellen Augen leuchteten begeistert und wirkten dadurch noch weißer. „Ich wusste, du bist die Richtige."

„Die Richtige wofür?", fragte ich mit gerunzelter Stirn. „Was willst du von mir?"

Er legte den Kopf schräg und lächelte. „Vorerst würde ich mich gerne mit dir unterhalten und mehr als nur deinen Kopf sehen, Darling." Das könnte schwierig werden, da Will mich mit seinem Körper vor ihm abschirmte und nicht den Eindruck machte, mich dort wegzulassen.

„Komm schon, Darling", lockte er weiter und mir fiel sein leichter Südstaatenakzent auf. „Ich beiße nicht." Er wirkte amüsiert und musterte die Aufstellung der Jungs, mit der sie mich von ihm abschirmten, mit einem geringschätzigen Blick. Als Michael einen weiteren Schritt auf uns zumachte, wurde er von einem Pfeil gestoppt, der ein paar Zentimeter neben seinem Fuß in den Boden einschlug.

„Der nächste geht nicht daneben", versprach Will grimmig und spannte einen weiteren Pfeil. Die Wikinger lachten und zielten ebenfalls auf Michaels Kopf.

Die Flammen im Kreis schossen höher und ein Murmeln ging durch die Menge. Michael brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen und konzentrierte sich danach wieder auf uns.

Heart of FireWhere stories live. Discover now