Kapitel 30, Part 1

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„Was ... was tust du hier?", fragte ich und wusste im gleichen Moment, als die Frage meinen Mund verließ, wie bescheuert sich das anhörte. Erst jetzt fiel mir ein, dass Kyle immer noch viel zu nahe bei mir stand und ich zog mich von ihm zurück. Will's Gesichtsausdruck nach zu schließen, wohl nicht schnell genug. Seine Züge waren so hart, dass man damit hätte Marmor schneiden können.

„Das wollte ich dich auch gerade fragen", erwiderte er grimmig und betrachtete mich mit seinem Todesblick.

Wow, den hatte ich schon lange nicht mehr abbekommen. Irgendwie ärgerte mich das. Ich hatte gar nichts getan!

„Ich habe ..." Meine Stimme wurde von der Dunkelheit verschluckt.

„Du hast was?"

„Wir haben uns nur unterhalten", sprang Kyle für mich ein.

Jetzt traf der Todesblick ihn und ich war beeindruckt, dass er bei dem eisigen Ausdruck nicht einmal zuckte.

„Mit dir rede ich nicht", knurrte Will in seine Richtung und fixierte danach wieder mich mit seinem Killerblick. Langsam wurde ich sauer. Ich hatte nichts getan, um diesen verdammten Blick zu verdienen.

„Wir haben uns unterhalten", sagte ich, bemüht, einen ruhigen Tonfall beizubehalten, obwohl ich innerlich bereits kochte. „Ich konnte nicht schlafen und wollte mir die Beine vertreten. Ein paar Fotos machen." Zum Beweis hielt ich die Kamera hoch.

„Und er kam zufällig hier vorbei?" Will nickte abfällig in Kyle's Richtung. „Mitten in der Nacht? So ein Zufall."

„Neidisch, dass ich zuerst hier war?", fragte Kyle und ich hielt mir seufzend die Hand vor die Stirn. Mussten sich diese Vollidioten ständig gegenseitig provozieren?

Will machte einen drohenden Schritt auf uns - auf Kyle - zu und ich sprang vor, um ihn aufzuhalten. Großer Fehler, wie sich herausstellte. Als Will sah, dass ich mich schützend vor Kyle stellte, huschte ein gekränkter Ausdruck über sein Gesicht. Seine violetten Augen verdunkelten sich.

„Ich bin nur ein paar Stunden weg und du ..." Fassungslos schüttelte er den Kopf und strafte mich dann wieder mit seinem eisigen Blick. „Du bist unglaublich, weißt du das?"

Ich war mir sicher, dass er das nicht positiv meinte.

„Okay, Leute ..." Kyle räusperte sich. „Ich glaube, das ist mein Stichwort zu verschwinden."

Ich antwortete nicht darauf und auch Will ignorierte ihn. Wir waren viel zu sehr damit beschäftigt, uns gegenseitig anzufunkeln.

„Was genau unterstellst du mir, Will?" Die Worte kamen mir nur schwerfällig über die Lippen. Ich biss so stark die Zähne zusammen, dass er mich kaum verstehen konnte.

„Ich bin nicht blöd, Fin."

„Das habe ich auch nicht behauptet!" Ich fasste mir in die Haare und zog an den Wurzeln. Der kurze Schmerz brachte mich etwas runter und ich holte tief Luft, um mich zu beruhigen. „Will, ich habe nichts getan! Ich konnte nicht schlafen, verdammt! Seit wann ist das ein Staatsverbrechen?"

„Das ist es, wenn du hier im Dunkeln mit ihm herummachst!"

„Ich mache nicht mit ihm rum! Wir sind Freunde und haben uns nur unterhalten." Die Wut brodelte in meinem Bauch und mir wurde schlecht. Ich drehte mich hilfesuchend nach Kyle um, aber er war nicht mehr da. Der Feigling hatte sich verdrückt. So wie Will ihn fixiert hatte, konnte ich ihm nicht einmal einen Vorwurf machen. Hätte ich die Möglichkeit gehabt, wäre ich auch abgehauen.

„Wieso streiten wir darüber?", fragte ich, plötzlich von einer tiefen Müdigkeit getroffen.

„Ja, wieso eigentlich?" Seine abfälligen Worte verletzten mich, da ich ihm nun wirklich keinen Anlass für dieses Verhalten geboten hatte.

Heart of FireWhere stories live. Discover now