Kapitel 7

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„Scheiße, tut das weh...", stöhnte ich und hielt mir den Kopf. Es fühlte sich an, als würde jemand mit einem Schürhaken auf mein Gehirn einstechen und die Spitze immer tiefer hineinbohren.

Will und ich hatten uns zum Training getroffen und er hatte mir ein paar Techniken gezeigt, wie man den Energiefluss steuerte. Ich sollte mir die Energie als Wasser vorstellen und gleichzeitig einen Damm visualisieren, der das Wasser vom Austreten abhalten sollte. Das hatte zuerst auch super funktioniert und ich schaffte es, einige Feuerbälle auf die Zielscheibe zu schießen. Doch als auf meiner Haut einige Funken blitzten und die Feuerbälle zu knistern begannen, fing auch das Ziehen in meiner Brust an. Damit wäre ich vielleicht noch klargekommen, aber als das Ziehen in meinen Kopf wanderte, um dort auf mein Gehirn loszugehen, verlor ich die Fähigkeit, auf meinen Beinen zu stehen. Ich ging in die Knie und versuchte, gegen den Schmerz zu atmen.

Nur Will schien etwas überfordert zu sein. Seit ich am Boden kauerte und die ganze Welt verfluchte, hockte er neben mir und wollte helfen.

„Lass mich dir helfen, verdammt", fluchte er und griff nach meinen Händen, nur um sie sofort wieder wegzuziehen. Selbst ich konnte das Glühen sehen, das von mir ausging. Ich musste kochend heiß sein.

„Schon gut", keuchte ich und rückte etwas von ihm ab, um ihn nicht zu verletzen. „Das geht gleich von alleine weg."

Er wirkte nicht sehr überzeugt und ich bemühte mich, ihn mit einem Lächeln zu beruhigen. Seinem leidenden Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war das auch nicht sehr überzeugend.

Will sprang fluchend auf und stampfte ein paar Schritte von mir weg, nur um wütend einen Feuerball gegen die Zielscheibe zu schleudern und mir einen frustrierten Blick zuzuwerfen. Wenigstens war ich nicht alleine mit den Nerven runter. Ihn schien es noch mehr zu stören, dass ich nichts auf die Reihe bekam. Immer wenn mich eine Schmerzwelle durchzog, zuckte er zusammen und bekam diesen eigenartigen Ausdruck, den ich nicht zuordnen konnte.

Ich atmete weiter gegen den Druck in meinem Kopf und ließ erleichtert die angehaltene Luft entweichen, als der Schmerz endlich aufhörte. Will merkte, dass ich mich besser fühlte und half mir auf die Füße. Er blieb viel zu nahe bei mir stehen und musterte mich grimmig.

Nervös schluckte ich und wollte etwas sagen, aber noch bevor ich den Mund öffnen konnte, schnaubte er genervt, griff sich meinen Arm und zog mich hinter sich her.

„Was hast du vor?" An der Stelle, wo unsere Sachen lagen blieb er kurz stehen und warf sich meine Tasche über die Schulter. Sofort zog er mich weiter und sein Griff festigte sich, als befürchtete er, ich würde sonst in die andere Richtung fliehen.

„Will?", versuchte ich es erneut. „Wo gehen wir hin?"

Er blieb stumm.

Ein stummer Will beunruhigte mich ehrlich gesagt gewaltig. Mir war der arrogante und spottende Will um einiges lieber. Mit dem konnte ich nämlich umgehen.

„Wenn du mir nicht sofort sagst, was - " Der Blick, den er mir daraufhin zuwarf, ließ mich verstummen. Fuchsteufelswild war kein Ausdruck für das Gefühl, dass dieser kurze Augenkontakt vermittelte. Also hielt ich den Mund und trottete hinter ihm her, als wir den Sportplatz verließen und Richtung Stadtmitte gingen. Entgegen seiner ständigen Vorwürfe, ihm nicht zu vertrauen, tat ich das seit unserem Waffenstillstand irgendwie. Manchmal jedenfalls.

Aus diesem Grund gestattete ich es ihm auch, mich auf den Bahnhof zu ziehen und blieb ruhig hinter ihm stehen als er zwei Tickets kaufte. Ich fragte nicht einmal, wohin wir fuhren oder was genau sein Problem war. Seine Schultern waren ziemlich angespannt und er warf mir ständig mahnende Blicke über sie zu.

Heart of FireOù les histoires vivent. Découvrez maintenant