Wiedersehen

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Mila POV:

Mit einem eleganten Knicks verabschiedete ich mich von Aristo und kletterte wieder durch das Portal. Das, was mir die netten Männer vom Jungfrauen-Teil des Sternes Astrologia erzählt hatten, hatte es geschafft, mich zu beruhigen. Ich konnte nun Bea wieder einpacken und wir gingen gemeinsam zurück zu den Steinböcken.

Doch als ich durch das Portal gegangen war sah ich etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Bea lag in Felipes Armen, welcher sich entspannt in einer Hängematte zurückgelehnt hatte. Die beiden bemerkten mich gar nicht, sie hatten nur Augen für einander.

Ich war auch gar nicht mehr in dem Raum, in dem das Portal eigentlich stand. Ich befand mich im Observatorium. Felipe musste es irgendwie hierhin umgeleitet haben. Es war nicht meine Absicht zu lauschen, doch neugierig war ich schon. Daher versteckte ich mich hinter einer großen schwarzen Kiste, neben der ein Teleskop stand.

,,Und wenn du wieder mal einen zu vollen Kopf hast, dich deine blöde Stiefmutter zu sehr aufregt oder sonst irgendetwas ist, kannst du jederzeit hier herkommen. Du bist immer willkommen.", hörte ich Felipe sagen. Erst jetzt merkte ich, dass Beas Augen ganz rot waren. Sie hatte wohl sehr weinen müssen, anscheinend wegen der Situation bei ihr zuhause.

Sie lagen da so süß zusammen, in der Hängematte, die von Funkelsternen umgeben war, dass ich sie am liebsten noch weiter so gesehen hätte. Es machte mich glücklich zu sehen, dass es anderen gut ging. Doch Lauschen gehörte sich nicht, das war undamenhaft. Ich trat also hinter der Kiste hervor und lief ein paar Schritte auf sie zu.

,,Bleibt ruhig einen Moment liegen, ihr müsst jetzt nicht hochschrecken.", sagte ich in einem ruhigen Ton, doch Bea musterte mich trotzdem mit großen Augen und schreckte hoch. ,,Mila! Was hat Aristo gesagt? Was ist nun deine Gabe?", sagte sie, und Felipe raufte sich mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen die Haare. Da war jemand stolz. Das sah man sofort.

- ♡ -

,,Deine Gabe ist also auch die Liebe zu beeinflussen?", fragte Bea interessiert. ,,Nicht ganz. Ich kann nur Leute dazu bringen, sich in mich selbst zu verlieben. Die Gabe ist nutzlos! Ich finde die andere Gabe viel besser.", seufzte ich. ,,Du hast aber magische Gaben, das ist etwas besonderes. Du wirst schon einen Weg herausfinden, wie du sie gut einsetzen kannst.", sagte Felipe, und ich lächelte wieder. Er konnte einen wirklich gut aufheitern, ich verstand, was Bea an ihm fand.

,,Hast du auch eine Gabe, Felipe?", fragte ich dann neugierig, doch kurz darauf senkte sich Felipes Blick etwas. Bea musterte ihn mit einem mitfühlenden Blick, doch ich verstand gar nichts. Hatte ich etwas falsches gefragt?

Doch ehe ich mich versah stand der Prinz auf und drehte sich mit dem Rücken zu uns. ,,Bitte nicht erschrecken.", murmelte er leise, ehe er sich seinem Hemd entledigte und sein muskulöser Rücken zum Vorschein kam. Wäre ich nicht lesbisch, würde ich hundert pro total drauf Abfahren. Doch nur auf die Muskeln, nicht auf das, was sich darunter befand.

Hellblau leuchtende Risse zogen sich über seinen ganzen Rücken. In der Mitte mündeten sie alle in einem großen, hellblauen Fleck, außen wurden sie dünner und zogen sich in unterschiedliche Richtungen. Bea und ich bekamen beide einen Schreck,
trotz seiner Vorwarnung.

,,Ein Pfeil eines unbegabten Schützen traf mich am Rücken... Das blaue was ihr seht sind die Überreste meiner Magie, der Rest ist in mir erloschen. In der Mitte steckte der Pfeil, er musste so gut es geht entfernt werden. Die Wunden wurden genäht, und diese blauen Narben blieben übrig." Er zog sich das Hemd schnell wieder über den Rücken und drehte sich zu uns um.

,,Scheißkerl Scheißkerl Scheißkerl!", fluchte Bea. ,,Wie konnte er nur?! Wie konnte er dir sowas antun? Wieso? Wieso kann er nicht einmal in seinem Leben aufpassen?! Und du musstest jetzt so leiden! Das ist doch ungerecht ich-" Felipe beugte sich mit - dazugesagt - noch offenem Hemd - zu ihr herunter und legte ihr einen Finger auf die Lippen. ,,Schh... Ich weiß. Ich hab genauso geflucht. Aber ich hab es überlebt, mir geht es gut. Ich hab jetzt nur noch Magie, um so lange wie ihr am Leben zu bleiben, aber das reicht mir völlig."

Er knöpfte sein Hemd daraufhin zu und öffnete seine Haare, nur um sich dann wieder einen neuen Zopf zu machen.

Bea sah schüchtern zur Seite und ich lächelte. Wenn es irgendwo knisterte, dann wohl zwischen den beiden.

- ♡ -

Etwa eine dreiviertel Stunde später kamen wir wieder bei den Steinböcken an. Das Schloss lag direkt vor uns, der Schnee fiel erneut und es war sehr frostig, wie auch davor.

Gerade, als wir die Treppe hinauf zum Schloss liefen, und die große Tür aufmachten, blickten wir direkt in die Gesichter der anderen. Und sie sahen nicht gerade super fröhlich aus. Nunja, bis auf Frieda und Dina. Die beiden kamen sofort angerannt. Frieda überfiel Bea neben mir und knuddelte sie so fest, dass sie schon nach Luft japste. In meine Arme fiel eine schnell flitzende Dina. ,,Ich hab dich soooo so so vermisst! Wo wart ihr? Warum gebt ihr denn nicht bescheid?"

,,Das würde ich auch gerne wissen.", sagte Noyan, der in der Mitte des Raumes mit verschränkten Armen und hochgezogenen Augenbrauen stand.

,,Wir waren bei den Schützen, um zu Aristo zu gelangen. Zelia hat eine andere Magie benutzt, um von Aristo Besitz zu ergreifen, und ich habe mich gefragt, was ich damit zu tun hatte. Doch sie hat das nur gemacht, um durch mich Informationen von Aristo zu kriegen, und diese zu manipulieren. Aber ich habe auch erfahren, dass ich noch eine Gabe habe, von der ich euch gern später erzähle.", erklärte ich und klopfte etwas Schnee aus meinen Haaren.

,,Wieso gebt ihr nicht Bescheid? Wir gehen doch zusammen auf diese Mission!", sagte Penny, die auch zu ihrer Schwester lief, und sie herzlich umarmte. ,,Tschuldigung Schwesterchen, das war so spontan. Uns ist nichts passiert, das machen wir nie wieder. Versprochen."

,,Und wer ist der schöne Gentleman hinter dir?", fragte Gloria daraufhin, und die Schwarzhaarige Schönheit trat hervor. Er hatte seinen Umhang noch tief im Gesicht, um keinen Schnee abzubekommen, doch dann zog er diesen aus und Fionas Augen weiteten sich. ,,Bruderherz?"

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Viele Leute sind doch gut für eine solche Mission, oder?

Der letzte SonnenstrahlWhere stories live. Discover now