Stärke trotz Pflichten

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Bea POV:

Grinsend musterte ich den hübschen Jungen vor mir. So sah er also aus...Das Stiermädchen kannte ich bereits von einem Bild eines Malers, der dann auch mich und meine Schwester gemalt hat. Mathilda hingegen war mir bis dato noch völlig fremd, doch ich scheute mich nicht davor, neue Gesichter kennenzulernen. Natürlich mussten meine Schwester und ich ihnen erstmal zeigen, wer wir waren, und was uns ausmachte. Wirklich königlich war unser Verhalten nämlich nie gewesen, was sich durch zahlreiche Aktionen beweisen ließ.

Wir unterhielten uns unter einem hübschen Pavillion im Schlossgarten bei einer Tasse Tee über alles mögliche. Das kleine Stiermädchen erzählte von dem, was sie schon über uns Zwillinge wusste, was ich als beeindruckend empfand. Sternzeichen galten nämlich oft als sehr eitel und eigensinnig, sodass sie nicht viel über die anderen Zeichen wussten. Doch dieser Winzling wusste wirklich viel, was echt cool war.

Penny schüttelte etwas ihre roten Haare und Band sie dann zu einem Zopf zusammen. ,,Wisst ihr, meine Schwester und ich hatten gedacht, dass wir uns besser kennenlernen könnten.", warf Penny in den Raum, und die anderen nickten eifrig. ,,Wir müssen ja noch eine ganz schön lange Zeit miteinander zu tun haben.", meinte Noyan dann.

,,Dann erzählt ihr beiden mal etwas von euch", sagte Mathilda, woraufhin Penny dann das Wort ergriff. ,,Also, Bea und ich sind, wie ihr seht, eineiige Zwillinge. Doch in unserem Königreich gibt's natürlich auch zweieiige weit verbreitet. Wir sehen genauso aus wie unser Vater, sind nur weibliche Versionen von ihm. Allerdings ließ sich unser Vater von unserer Mutter scheiden,  weswegen wir eine neue Stiefmutter haben, die fürchterlich gemein zu uns ist." Friedalina...oder Frieda... sah uns besorgt an. ,,Das gibt mir gerade Flashbacks zu Büchern, die ich gern lese... Da ist das ähnlich.", meinte sie dann.

Ich nickte. ,,Sie droht uns immer damit, uns aus dem Königreich zu verbannen, wenn wir uns nicht benehmen. Sie meinte, sie könnte sehrwohl neue Zwillinge bekommen, die dann Thronfolger werden." Ich sah etwas genervt von der ganzen Sache zur Seite.

,,Und wie stellt ihr zwei euch dagegen?", fragte Noyan dann, doch aus der Ferne hörte man das Biest, Entschuldigung, ich meinte natürlich "Königin Bernadette", nach uns rufen. Jetzt würde sie wieder einen auf scheinheilig tun und die liebe Mama vortäuschen. Wir hatten das alles schonmal bei anderen königlichen Gästen durchgemacht.

Bernadette kam zu uns und strahlte besonders Noyan liebevoll an. ,,Wie wäre es denn, wenn ihr, als unsere Gäste, heute zum Abendessen bei uns bleibt? Es gibt hier im Zwillingskönigreich schönste Himbeeren und Erdbeeren sowie frische Brotspezialitäten." Ich hörte das alles nicht durch diesen dämlichen Filter. Für mich sagte sie: ,,Wie wäre es denn, wenn ich meine neugierige Art an euch auslassen und meine verflucht hässliche Harkennase einfach in eure Angelegenheiten stecken würde, während ihr langweiligen ungekürzte Fraß aufgetischt bekommt?"

Doch die anderen wussten ja nicht, wie schlimm sie sein konnten und mussten sich erstmal ein eigenes Bild von dem ganzen machen. Penny sah nur zur Seite und versuchte gerade wahrscheinlich sie auszublenden. Sie hatte auch jedes Recht dazu, nach dem, was ihr angetan wurde...

Penny POV:

Genervt und verunsichert lief ich mit meinem Schwesterchen und den anderen in den Speisesaal, wo bereits unser Essen aufgetischt war. Wie immer gab es Himbeerbrei mit Zimt und Zucker zur Vorspeise, Erdbeer-Gurken-Salat mit Ziegenkäse und ekelhaftem Essig-Dressing zum Hauptgang und als Nachtisch Erdbeertorte die gefühlt nach nichts schmeckte. Nicht einmal die Erdbeeren! Bernadette gab uns nämlich jeden Tag das gleiche zu essen und trichterte unserem Vater ein, es wäre unser Lieblingsessen, weswegen wir es täglich essen wollten. Unser Vater war sowieso ganz verändert, seit sie da war.

Die anderen freuten sich total über das Essen, besonders Mathilda schmeckte der Ziegenkäse sehr gut. Klar, bei ihr zuhause nutzten sie ja auch Widdermilch um Käse zu gewinnen, daher war sie es gewohnt. Ebenso wie Frieda, deren Königreich das gleiche wohl bei Kühen tat.

Und Prinz Noyan musterte das Essen erst nur mit großen Augen, und meinte dann, dass er soetwas noch nie zuvor gegessen hatte, es aber lecker fand. Ich sah ihm viel lieber beim Essen zu, als dass ich selbst etwas von dem Fraß zu mir nahm. Er war wirklich süß, wenn ich das behaupten durfte.

Doch dann sah ich zu Bernadette, die gerade aufstand, um eine kleine Rede zu halten. Sie hatte natürlich Abwechslung in ihrem persönlichen Speiseplan.

,,So meine lieben Töchter und liebe Gäste, genießt das Abendessen! Diese Spezialität kommt aus den schönsten Ecken unseres Sternbildes und wurde von den besten Köchen extra zubereitet. Lasst es euch schmecken!", meinte das Biest.

Bea flüsterte mir daraufhin etwas ins Ohr, worüber ich lachen musste. ,,Die besten Köche hm? Klar die drei Hansel die sie noch nicht aus unserer Schlossküche vertrieben hat, weil sie das Geld wirklich brauchen. Und natürlich von den besten Ecken des Sternbildes, wenn sie den Gemischtwarenladen 3 Minuten vom Schloss meint." Daraufhin musste ich leicht lachen. Bea wusste echt immer, wie sie mich aufmuntern konnte.

Doch da warf uns das Biest auch schon einen bösen Blick zu und wir verstummen.

Doch Bea grinste immernoch, was ich sofort verstand. Sie hatte mal wieder etwas ausgeheckt. Denn wenn wir eine Sache liebten, dann war es, dem Biest das Leben zur Hölle zu machen. Es konnte nur eine Frage der Zeit sein, bis wir herausfanden, was sie angestellt hatte.

Während wir unser Essen schon vor uns hatten, warteten unser Vater und Biest noch auf ihre Portion. Wenig später schob dann ein Diener einen hübschen Metall-Rollwagen herein, auf dem zwei Teller, die von jeweils einer Abdeckung verdeckt waren. Langsam schritt der Diener voran und stellte die Teller vor die beiden.

Und dann öffnete er die Luken, Biest bedankte sich bei dem Diener, und als sie dann einen Blick auf ihren Teller warf, schrie sie auf einmal in einem Ton auf, dass ich mich fragte, ob die Fensterläden das aushalten würden.

Unsere Gäste hielten sich die Ohren zu, ebenso mein Vater. Bea und ich mussten uns zusammenreißen, um nicht in totales Gelächter auszubrechen. Wir wussten natürlich von nichts.

,,MAGISCHE REGENWÜRMER??? AUF MEINEM TELLER?", brüllte sie quer durch den riesigen Speisesaal, was dann aber meinen Vater zum Lachen brachte. Auch Bea konnte nicht anders und musste lachen.

Ich sah zu Noyan, welcher mich grinsend mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. Er wusste genau, wer dahintersteckte.

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Hehe kleine Frechfüchse. Die Inspiration für dieses Kapitel ist übrigens der Film ,,Ein Zwilling kommt selten allein", den ich früher regelmäßig gesuchtet habe.

Bis bald, Marieee~

Der letzte SonnenstrahlWhere stories live. Discover now