Der letzte Sonnenstrahl

Sterne zählen

Noyan POV:

In Decken eingemummelt saßen wir gemeinsam in einem großen Raum. Der Raum war stockfinster, doch vor uns brannte eine kleine Kerze, die uns Licht spendete.

,,Hast du ihnen von Gereon erzählt?", fragte Fiona Dina welche nickte. ,,Ich habe ihnen von allen Gefahren erzählt. Auch von der Schlangenträgerin. Fiona, die Prophezeiung sieht nicht gut aus! Was ist denn, wenn sie sich erfüllt?"

Verwirrt sah ich zu den beiden, welche in der Mitte des Raumes standen. Dina war etwas kleiner als Fiona und zur Hälfte in einer Decke eingemummelt. Um Panik zu machen, sah sie viel zu kuschelig aus. Fiona hingegen wirkte, im Gegensatz zu Dina und uns anderen, tiefenentspannt, fast schon cool.

Ihre eisblauen Augen musterten Dinas besorgten Gesichtsausdruck und sie strich ihr einmal über die Wange. ,,Keine Angst. Wenn wir alles richtig machen, wird sie nicht eintreffen."

,,Darf ich euch mal unterbrechen?", fragte Mathilda dann. ,,Mir ist die Prophezeiung nicht bekannt, genauso wenig wie den anderen. Gut, bei Melody weiß ich es nicht, aber trotzdem. Ihr meintet, es gibt da Orionsöhnchen und einen Schlangenträger, die irgendwie böse sind. Den Orion-Lappen haben wir ja bereits kennengelernt, aber was ist denn nun mit dem Schlangenträger? Der ist sauer, weil er kein Sternzeichen ist, richtig? Werden wir deshalb jetzt von dem attackiert oder so?", fragte Mathilda direkt. Ich grinste über die Spitznamen. Sie sprach genau aus, was mir im Kopf herumschwirrte.

Plötzlich spürte ich ein kleines Knappen an meinem Arm, das mich aufzucken ließ. Als ich mich nach links drehte sah ich, dass es sich um Elena handelte, die sich etwas an mich gelehnt hatte. Sie zitterte noch immer, trotz großer Decke, am ganzen Körper. Sanft nahm ich meine Decke und legte sie ihr um die Schultern. ,,Du musst nicht-", flüsterte sie, doch ich schüttelte den Kopf. ,,Schhh, es wird grade spannend."

Wir sahen wieder zu den anderen. ,,Okay, Dina hat euch ja bereits einiges erzählt. Was ihr allerdings nicht wisst, ist, dass die Übertragung des Jahreswechsels an die Schützen eine Spaltung der Jahreszeit Winter mit sich bringt." Fiona strich sich durch die Haare, ehe sie die Kerze abhob und in die Luft streckte, woraufhin sich der Himmel hell erleuchtete, und ein riesiges Abbild des Sternenhimmels samt Sternbilder über uns erstreckte.

,,Woah, das ist ja cool!" Frieda kam gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Dina lächelte und zeigte dann auf ein Sternbild. ,,Da ist der Schlangenträger. Er würde den Winter in 5, statt in 4 aufteilen. Die Schützen würden dann den Jahreswechsel in der Zeit des 19. Dezembers und des 20. Januars nehmen, die Steinböcke die Zeit vom 21. Januar bis zum 16. Februar, die Wassermänner vom 17. Februar bis zum 12. März und die Fische, als letztes vom 13. März bis zum 18. April. Und so ginge das dann weiter...

Es verursacht Chaos. Die Jahreszeiten werden verschoben, das Klima auf den einzelnen Sternbildern verändert sich und nichts wird mehr wie es war. Besonders merkt man das dann bei den Fischen. Die Fische sind noch im Winter, doch so würden sie in den Frühling geschoben werden. Das Klima würde die Meere dort erwärmen, was schon bei den kleinsten Temperaturunterschieden für Artensterben sorgen könnte." Dina sah nach oben zum Sternbild der Fische. ,,Und das ist nicht das einzige Problem, das sich anbahnt."

Fiona sah zu Melody. ,,Wohingegen du, Melody, immerzu von Gereon und seinen Anhängern bedroht wirst, ist es bei mir der Schlangenträger. Naja, beziehungsweise eine Schlangenträgerin. Wie auch bei uns Tierkreiszeichen haben die Schlangenträger ebenfalls eine Thronfolgerin. Sie heißt Zelia."

,,Na kein Wunder, ich hatte mich schon gefragt, wann mal ein Thronfolger eines Tierkreiszeichens kommt", murmelte ich, woraufhin mir Gloria, welche auf der anderen Seite neben mir saß, in die Seite knuffte. ,,Lieber Frauenpower als so ein Gereon-Idiot!" Sie kam mir plötzlich näher. Außerdem magst du es doch, die Aufmerksamkeit so vieler Mädchen zu haben, oder?" Überrascht sah ich in ihre Augen. Glorias Blicke konnte ich nie deuten.