Erste ruhige Nacht

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Noyan POV:

Mathilda zog mich wie ein Pferd an einem Halfter hinter sich her. Gemeinsam liefen wir eine relativ große Treppe hinauf, wobei ich mich konzentrieren musste, damit ich nicht einfach umknickte oder stolperte. Doch sie schien das nicht zu interessieren...

,,Sagt mal, Prinzessin, Ihr wisst, dass ich 490 Jahre alt, und somit alt genug bin, um allein zu laufen, ohne wie ein Pferd mitgezogen zu werden?", fragte ich sie ironisch. Sie schnaubte kurz und sah zu mir hoch. ,,Naja ich muss ja sicher gehen, dass du nicht abhaust oder verloren gehst. Was wenn du trödelst, und dich in diesem riesigen Schloss verläufst?", konterte sie dann, ohne davor zu scheuen, mich zu duzen.

Ich fügte dem ganzen nichts mehr hinzu und ließ mich weiterhin von ihr mitziehen. Wir kamen in einen Flur mit großen langen Türen auf jeder Seite. An den Wänden hingen einige Ölgemälde, auf welchen Widder auf Frühlingswiesen abgebildet waren. Sie sahen wirklich wunderschön aus.

,,Das ist dein Zimmer.", sagte Mathilda dann emotionslos und öffnete die große Tür vor sich. Wir gingen hinein und ich sah mich um. Mir fiel erst, als ich das Bett sah ein, wie lange ich nicht mehr in einem anständigen gemütlichen Bett geschlafen hatte. Cyrus hatte mich all die Jahre eingesperrt und mir nur ein unbequemes Holzbrett mit Decke zur Verfügung gestellt...

,,Also... Sprich. Was genau war denn nochmal deine Mission?" Sie setzte sich einfach auf das Bett und klopfte dann zwei Mal mit der Hand neben sich, um mich dazu aufzufordern, mich neben sie zu setzen. Ich gehorchte und hockte mich neben sie. ,,Ich habe das so verstanden, dass deine Heimat durch irgendwas zerstört wurde, und du deshalb nach einem Weg suchst, um sie zu retten, stimmts?" Fragend sah sie zu mir hoch und ich schluckte kurz.

Wenn man diesem Mädchen eins lassen musste, dann war es ihr hübsches Aussehen... ,,Nun, das ist eigentlich fast alles, das du wissen solltest. Der Übeltäter ist ein böser Zauberer, der es darauf abgesehen hat, seinen bösen Willen durchzusetzen, komme was wolle. Und er liebt aus irgendeinem Grund die Zerstörung und kann andere hypnotisieren... Er hat alle außer mir hypnotisiert und zu seinen Sklaven gemacht... Komischerweise kommt diese Magie aber nicht bei mir an.", erklärte ich.

Sie nickte verstehend. ,,Und da brauchst du Natürlich Hilfe...Die Hilfe des Zaubers der Tierkreiszeichen?", fragte sie dann nochmal, woraufhin ich nickte.

,,Das kommt so plötzlich...Ich dachte immer, dieser Zauber sei nur ein Märchen. Irgendetwas, das sich nur ausgedacht wurde... Wir Sternzeichen haben nur die Aufgabe, die Persönlichkeiten der Menschen zu bestimmen... Was ist denn daran so mächtig?", fragte sie.

,,Ihr könnt Persönlichkeiten beeinflussen! Ihr könnt Menschen anders handeln lassen, als sie tun, das ist der Grund, warum dieser Zauber in einer solchen Situation so günstig ist. Ihr könntet seine Persönlichkeit beeinflussen und ihn so stoppen!", sprudelte es aus mir heraus. Sie war die Thronfolgerin, warum wusste sie davon nicht?

,,Nun, das ergibt durchaus Sinn... Um diese Magie freisetzen zu können müssen aber einige Vorbereitungen getroffen werden. Ich werde dir helfen. Deine verzweifelte Art lässt mich Mitleid empfinden, außerdem bist du süß.", antwortete sie so stumpf und trocken, dass ich mich fragte, wieviele Emotionen sie überhaupt empfinden konnte. Aber hey sie fand mich süß-

Ich musste daraufhin grinsen und nickte. ,,Vielen Dank, ich stehe in deiner Schuld, Prinzessin."

Mathilda holte daraufhin eine Schriftrolle vom Schreibtisch des Zimmers und eine Feder. ,,Nun gut, wir müssen einen Plan gestalten... Du hast es bereits zum ersten Sternzeichen geschafft, Widder. Ich würde vorschlagen, in der astrologischen Reihenfolge nacheinander die anderen Thronfolger abzuholen. Sprich: Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und dann Fische. Wie die anderen Thornfolger drauf sein werden, lässt sich auf ihre Sternzeichen zurückführen... Doch zwischen den Sternen liegen immer wieder Komplikationen.", erklärte sie.

,,Komplikationen? Was denn für welche?", fragte ich besorgt. ,,Einige Sternzeichen haben einen bestimmten Schutz um ihre Sternbilder herum geschaffen, um vor Angriffen sicher zu sein... Zwischen dem Skorpion und dem Schützen liegt nämlich der Schlangenträger, weißt du?"

Ich legte den Kopf schief. ,,Was ist denn ein Schlangenträger?", fragte ich verwirrt. Mathilda zeichnete daraufhin einen Skorpion, einen Schützen und ein Bild von einer Person, die eine Schlange um den Hals trug auf die Schriftrolle. ,,Hier...Das ist das Sternbild des Skorpions, und dieses hier das des Schützen. Oberhalb der beiden Sternbilder befindet sich ein weiteres Sternbild. Einst war in der Diskussion, ihn als 13. Tierkreiszeichen aufzunehmen, doch dies wurde wegen mehrerer Gründe verworfen. Seither sind die Schlangenträger wütend und rachsüchtig..."

Ich sah sie etwas verwundert an. ,,Ich hatte ja keine Ahnung, dass es diese Diskussion mal gab...", murmelte ich.

,,Keine Sorge, wir machen uns jetzt darum erstmal keine Gedanken, hm? Viel wichtiger ist, dass du dich jetzt etwas ausruhst, denn morgen geht's los zu den Stieren, okay?", fragte sie, worauf ich nickte.

,,Nur...solltest du dann auch ins Bett gehen, oder?", fragte ich sie. Sie nickte, stand auf und nickte mir noch einmal zu. ,,Bis morgen früh, Prinz Noyan, ich bin schon gespannt, wie diese Reise werden wird.", sagte sie formell.

Kurz darauf war sie auch schon verschwunden. Ich zog mir mein Hemd aus und kuschelte mich daraufhin unter die weiche Bettdecke. Ich hatte es so vermisst, in einem vernünftigen Bett zu schlafen...

Mathilda POV:

Oh. Mein. Gott.

Oh mein Gott!!!!!!! Ich lief nervös in meinem Zimmer hin und her, hinter mir meine Zofe, welche schon die ganze zeit meine Haare kämmen wollte.

,,Prinzessin, bleibt doch mal kurz stehen, ich kann Euch so nicht fürs Bett fertig machen...", murmelte sie.

,,Emilia, sag mir, dass das nicht wahr ist! Wie soll ich denn eine solche Mission mit einem derartigen Gott erfüllen?! Hast du ihn dir mal angesehen? So einen Gott habe ich noch nie gesehen! Er ist ganz anders als die langweiligen Widder auf meinem Stern!"

Meine Zofe blieb dann vor mir stehen und nahm vorsichtig meine Hand. ,,Ganz ruhig, Prinzessin, ich weiß genau, was gerade mit Euch los ist...", sprach sie leise.

Ich legte meinen Kopf schief und setzte mich auf den Stuhl, den meine Zofe fürs Haarekämmen extra in mein Zimmer gestellt hatte.

,,Ihr hegt Interesse an ihm, Prinzessin. Ihr findet ihn gut."

Ich weitete meine Augen. Von wegen.

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Der letzte SonnenstrahlМесто, где живут истории. Откройте их для себя