Geheimnis

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Mathilda POV:

In einer großen Decke eingekuschelt wachte ich am nächsten Tag auf. Fiona hatte bei mir geschlafen, allerdings war sie längst auf den Beinen. Sie suchte womöglich Petra, um nochmal mit ihr zu reden.

Warum Petra Frieda für das ganze verantwortlich machte, begriff ich nicht so recht. Wenn, war es Zelias Schuld, nicht die von uns allen.

Ich stieg aus dem Bett und machte mich für den Tag fertig. Petra hatte uns Mädchen Kleider gegeben, da unsere aufgrund des Schnees von gestern völlig durchnässt waren. Wenigstens war sie eine gute Gastgeberin. Ich zog mir das hellgrüne Kleid mir knielangem Rock und hellgelber Schürze an. Ich sah wie ein Bauernmädchen aus, nur ein wenig schicker. Dieser Stil gefiel mir wirklich gut.

Als ich die Tür öffnete, stand Gloria direkt vor mir, was mich erschreckte. Ich ging reflexartig einen Schritt zurück, doch dann atmete ich aus. ,,Musst du mich so erschrecken?", sagte ich nur und sah zu ihr hoch, doch dann wanderten meine Augen an ihr herunter. Sie trug ein Kleid, das meinem ziemlich glich, es war nur braun und hatte eine rote Schürze. Sie sah fantastisch aus.

,,Gefällt dir was du siehst?", sagte sie grinsend und ich drehte mich weg. ,,Ich wollte fragen, ob du zum Frühstück mitkommen magst. Wir warten am Ende vom Gang. Petra hat für uns ein riesiges Frühstück als Entschuldigung für ihre Standpauke von gestern gemacht." Sie strich mir kurz sanft mit ihren Krallen durch die Haare und ich nickte. Eigentlich hatte ich vor gehabt, sie wiegen dem Spruch anzumerken, doch das Streicheln hatte eine beruhigende Wirkung.

Wie ein kleines Schäfchen lief ich hinter ihr her zu den anderen, die ebenso wie wir diese hübschen Kleider trugen. Frieda in dunkelgrün, Mila in Lila, Fiona in dunkelblau, Elena in hellblau, Melody in einem hellen Rot, Dina in orange und die zwillinge in gelb. Sie sahen alle so putzig aus. Petra war nirgendwo zu sehen, wahrscheinlich war sie in der Küche.

,,Guten morgen Mathilda, guten Morgen Gloria!", sagte Elena ziemlich laut. Sie stand direkt neben mir, wieso schrie sie denn bitte so? ,,Morgen..", sagte ich grummelig, denn ich erblickte gerade Zelias Anblick und rollte mit den Augen.

,,Na auch mal wach?", sagte Melody mit verschränkten Armen und wir alle musterten sie streng. Diese Göre würde gleich sicher wieder mit dummen Sprüchen um sich werfen. Doch zu unserer Überraschung begrüßte sie uns einfach nur mit einem Nicken und lief an uns vorbei.

,,Seit wann ist sie so zahm? Ist sie krank?", fragte Mila und sah ihr nach. Ich hatte keine Ahnung.

- ♧ -

Im Speisesaal angekommen fanden wir genau das vor, was wir erwartet hatten. Ein riesiger Tisch mit großen Schüsseln voller Brötchen, Wurst- und Käseteller, ein Berg an Pfannkuchen, große Kannen mit Tee und noch vieles mehr. Eine fabelhafte Tafel, zumal es Gänseblümchensandwiches gab. Es war gut, dass Petra auch halb Huftier war, dann gab es diese Sandwiches hier auch.

,,Guten Morgen, bitte setzt euch doch.", fing sie an, und wir gehorchten und setzten uns. ,,Ich möchte mich für mein unhöfliches Verhalten von gestern bei euch allen entschuldigen. Ich habe einen Fehler gemacht, es war nicht eure Schuld. Fiona hat mir erzählt, wie es dazu kam, dass Aristo zugelassen hat, dass es nun 13 Tierkreiszeichen gibt." Im Augenwinkel sah ich, wie Mila zur Seite sah. Sie gab sich immernoch die Schuld dafür.

Mila POV:

Es war meine Schuld. Petra wusste es, jeder wusste es. Gestern Nacht hatte ich lange in den Spiegel gesehen und versucht, meine Kräfte zu expandieren, irgendetwas anderes zu tun, als das, was mir bisher bekannt war, doch es war Zwecklos.

Zelia hatte meine Kraft zur Hypnose benutzt, doch ich wusste nie, dass ich dies konnte! Niemand aus meiner Familie konnte das! Und niemand sollte das können, in den Verstand eines Menschen gucken zu können und Informationen filtern zu können war das eine, doch komplett Besitz von einer Person ergreifen zu können war doch etwas zu heftig.

Nervös spielte ich an dem rot-karierten Tischtuch herum. Ich hatte Angst, Angst, dass es noch mehr Leute gab, die diese neue Seite an mir schamlos ausnutzen würden.

Gerade, als ich das Tischtuch ein weiteres Mal unterm Tisch um meinen Finger wickeln wollte, spürte ich, wie eine Hand meine von hinten berührte, und erschrak. Ich sah in die Gesichter der anderen, doch sie guckten alle zu Petra nach vorn, die gerade erklärte, wo sich das Tor zu den Wassermännern befindet. Die Hand schlang sich von hinten um meine und ich spürte, dass sie ganz warm und rau war. Sie verschränkte langsam die Finger miteinander, einen nach dem anderen. Ich sah die anderen Mädchen weiterhin an, und als ich einen seitlichen Blick von Melody auf mir spürte bekam ich eine Gänsehaut. Sie lächelte mich leicht an und ich schluckte. Beruhigen konnte sie mich damit nicht.

Nach dem Frühstück ließ ich Melodys Hand, die währenddessen immer wieder meine gesucht hatte, los und stand auf. Ich musste Antworten finden, ich konnte jetzt nicht einfach so weitermachen.

Ich lief in mein Zimmer, wo ich einen Mantel um meine Schultern legte und meine Schneeschuhe anzog. Auf einem kleinen Zettel, den ich anschließen an die Tür hing schrieb ich, dass ich bald wieder da sein würde, und dass sie ruhig schonmal ohne mich weiterziehen konnten.

Gerade, als ich mich durch die große Eingangstür geschlichen, und ein paar Schritte zur Schlossmauer gelaufen war, hörte ich eine Stimme hinter mir.

,,Wohin des Weges?" Ich schreckte herum und blickte in Tabeas sommersprossiges Gesicht. Sie hatte sich ebenfalls warm angezogen und lehnte an der Schlossmauer. ,,Ich muss Antworten finden.", antwortete ich knapp. ,,Antworten? Ohne uns andere? Warum denn das?"

Und schon war ich ihr eine Erklärung schuldig. ,,Ich will über das Portal der Schützen zu Aristo gelangen, ich muss ihn fragen, warum meine Kraft so anders war, als Zelia sie benutzt hat."

,,Nimm mich mit, ich begleite dich. Ich lass nicht einfach zu, dass du allein gehst. Wenn dir auf deinem Weg was passiert ist das nicht gut.", bot sie an, und ich bejahte es. Eine Freundin an meiner Seite war vielleicht gar keine schlechte Idee.

- ◇ -

Gemeinsam liefen wir zu dem Portal, aus dem wir gekommen waren. Es befand sich in einer Felsspalte, die von ein paar Tannenzweigen verdeckt war. Wir schoben diese zur Seite und liefen gemeinsam hindurch.

Auf der anderen Seite angekommen sahen wir das Schloss der Schützen bereits vor uns. Nachdem wir durch meterhohen Schnee gestapft, und ungefähr fünf Mal hingefallen waren, kamen wir schließlich an der Schlossmauer an.

,,Wer seid ihr?", fragte uns ein Wachmann, als er uns entdeckte. ,,Tabea von Zwilling und Mila von Jungfrau... Wir waren erst gestern hier.", stellte Bea uns vor, doch der Wachmann zog nur die Augenbrauen hoch. ,,Klar, und ich bin der Göttervater Zeus. Gestern wart ihr eine ganze Gruppe in Begleitung von Prinzessin Fiona, wo habt ihr die anderen gelassen?", sagte er dann. ,,Wir sind allein gekommen, Fiona hat... Etwas wichtiges vergessen.", antwortete ich etwas weniger mutig als gedacht.

,,Haut ab! Ich glaube euch nicht!", sagte der Wachmann, und ich merkte, wie in Bea bereits Wut hochkochte. Doch gerade, als sie den Wachmann anmeckern wollte, hörten wir eine männliche Stimme.

,,Rotkäppchen und die Jungfrau gehören zu mir.", sprach der in einem blauen Umhang gekleidete Fremde. Er hatte die Kapuze des Umhangs aufgezogen, weswegen ich sein Gesicht nicht erkennen konnte. Der Wachmann konnte sein Gesicht jedoch sehen, denn er öffnete kurz darauf ohne Widerworte das Tor und ließ uns hindurch.

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Der letzte SonnenstrahlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt