Diagnose

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Mila POV:

Gemeinsam mit Aristo flog ich in einem Heißluftballon über den Stern Astrologia. Es war ein heller Tag, die Sonne strahlte uns in die Gesichter und die Aussicht war wunderschön. Wir flogen gerade über den Teil des Sommers. Die Bäume unter uns waren dunkelgrün und rauschten im Wind. ,,Ich hab schon länger keine Wärme mehr gespürt, ein wunderschönes Gefühl.", sagte ich und atmete tief ein.

,,Wir fliegen jetzt zu dem Teil der Jungfrauen, dort warten ein paar reizende Herren auf dich, die sich gern mit dir unterhalten würden.", erklärte Aristo. ,,Herren? Ungewöhnlich, ich dachte, du bringst mich zu Damen." Ich schmunzelte. Auf Spica rechtfertigten sich sie Herren ständig, weil sie auch als Jungfrauen bezeichnet wurden. Das war jedes Mal eine lustige Diskussion.

Wenig später waren wir auch schon über den Grenzübergang der Löwen geflogen, welcher, ganz simpel, einfach nur eine dicke silberne Linie war.

Die Ballon landete, und wir stiegen heraus. Wir liefen nun vor einem hübschen Häuschen, das in einem kleinen Dorf lag. Es war ein hölzernes Fachwerkhäuschen mit beigem Reetdach und weißen Fensterläden. In einem solchen Haus hatte ich als kleines Mädchen immer wohnen wollen.

Aristo klopfte an die Tür, und ein großer, blonder Mann öffnete sie. ,,Ah Aristo! Wie schön, dass alles geklappt hat! Als wir gehört haben, dass die Prinzessin von uns Jungfrauen zu Besuch kommt, wurden alle ganz aufgeregt. Ich begrüße Euch, Euer Hoheit, willkommen im Jungfrauenstädtchen. Mein Name ist Julian." Der junge Mann kam zu mir und küsste mir sanft die Hand. Was für ein Gentleman. ,,Die Freude ist ganz meinerseits.", erwiderte ich.

- ♡ -

Kurz darauf saßen Aristo, Julian und ich neben drei weiteren Männern, die es sich auf einem hübschen beigen Sofa gemütlich gemacht hatten. Sie alle trugen hellbraune Anzüge, einer schöner als der andere. Der kleinste von ihnen hieß Kilian, ich schätzte ihn auf gerade einmal 300. Dann gab es noch René und Mirko, die beiden schienen Zwillinge zu sein. Allgemein schienen sie alle Brüder zu sein, denn sie sahen sich sehr ähnlich. Ihr weißblondes Haar war ebenfalls ein guter Widererkennungswert dafür.

,,Unsere Prinzessin hat ein paar Fragen bezüglich ihrer Gabe. Bisher nutzte sie ihre magischen Kräfte nur für die Informationsgewinnung, doch nachdem Zelia, die Prinzessin der Schlangenträger, ihre Kraft für dich genutzt hatte, konnte sie mich hypnotisieren und ihr dadurch ihren Willen geben.", erklärte Aristo, und ich sah ein wenig zur Seite. Diese Sache nervte mich noch immer.

,,Achso, die Sache mit dem andere Übernehmen... Mach dir keine Gedanken, das liegt nicht an dir. Zelias Kraft besteht darin, durch das Schlangengift ihrer Schlange oder durch ihr eigenes andere zu übernehmen. Und deine Magie zeigt ja Informationen über andere, weswegen sie das ausgenutzt hat, um Informationen von Aristo zu erhalten.", erklärte Kilian.

Jetzt machte alles Sinn! Ich dachte schon, ich wüsste etwas nicht, was andere schon wüssten.

,,Du hast aber auch noch eine andere Kraft." Mirko zwinkerte mir zu. ,,Wir Jungfrauen stehen für Fleiß, Ehrgeiz und auch unter anderem für Leidenschaft. Du hast die Gabe, nach deinem Willen, wie du möchtest, Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen, und die Leute so von dir begeistert zu machen. Und das eben auch mit starken Gefühlen. Sprich: Küsst du jemand anderen auf die Wange, kannst du, wenn du es willst, dafür sorgen, dass sich dieser jemand in dich verliebt."

Ich weitete die Augen. ,,Das soll doch aber natürlich erzeugt werden!" Was sollte ich denn mit so einer Gabe?

Ich begann sofort zu grübeln, ob ich irgendjemanden bisher auf dieser Reise die Wange geküsst hatte, doch mir fiel nur das eine Mal ein, als ich den anderen meine andere Gabe gezeigt, und Mathildas Wange geküsst hatte. Und da wusste ich ja gar nichts von der zweiten Gabe. Das bedeutete, dass auch Melody sicherlich gar nicht in mich verliebt war. Wieso hatte ich das überhaupt vermutet?

- ♡ -

Noyan POV:

Dina öffnete wieder die Augen und sah mich verwundert an. ,,Was denn? Wenn bin doch ich der, der dich fragend ansehen soll? Was hast du denn alles gesehen?", fragte ich gerade heraus, und Gloria stimmte mit ein. ,,Du hast ständig nur vom Mond erzählt, was ist denn mit dem Mond?"

Dina sah kurz runter und runzelte die Stirn, ehe sie plötzlich aufsprang und sich vor mich stellte. ,,Hast du mal als Kind mit einem anderen kleinen Jungen geschaukelt?", fragte sie dann, und ich sah sie verwundert an. ,,Kann sein? Haben wir das nicht alle als Kinder gemacht?" Dina überlegte weiter. ,,Hattest du in deiner Kindheit einen Freund mit weißen Haaren?"

Und dann dämmerte es mir. Sie hatte Mika gesehen, den Jungen, den ich nur vom Fotoalbum kannte. ,,Mika?", murmelte ich leise und sah sie direkt an. ,,Ja genau, so war der Name, den dein Mini ich gerufen hat. Du wolltest eine Zukunftsaussicht haben, dieser Junge ist deine Zukunft." Sie grinste freudig über ihr Fazit und drehte sich einmal fröhlich im Kreis, doch ich raufte mir nur verwirrt die Haare.

,,Mein Schicksal ist also jemand, den ich mal kannte, den ich aber sicher nie wieder sehen werde? Was ist denn das für ein Orakel? Der Kerl wohnt sonst wo aufm Mond oder auf seiner kleinen Erde oder so, wieso sollte ich denn da jemals hingehen?", sprudelte es aus mir heraus. Doch dann sah ich, dass Dinas Lächeln verblasste und sich dicke Tränen in ihren Augen bildeten. Oh nein. Ich hatte ihr Orakel beschimpft.

,,Nein, nein nicht weinen Dina." Gloria stand auch auf und nahm sie in den Arm. ,,Er hat es nicht so gemeint, er ist nur etwas überrascht von deinem Orakel, das ist alles. Jungs sind manchmal dämlich, das ist normal." Danke, das war auch nicht so nett. Doch ich verwarf diesen Gedanken wieder und stand auch auf. Mit einer tiefen Verbeugung entschuldigte ich mich aufrichtig bei ihr, und sie nahm es fröhlich an.

Als sie aus dem Raum gehüpft war raufte ich mir erneut die Haare. Ein Junge weiß wie Schnee der mein Kindheitsfreund ist soll mein Schicksal sein?

Ich wollte gerade weiter darüber nachdenken, als mich plötzlich zwei Hände von hinten packten und zu Boden rissen. Ich kniff die Augen aufgrund eines leichten Schmerzens am Hinterkopf durch den harten Boden zusammen. Das nächste, das ich sah, als ich meine Augen wieder öffnete, war Glorias wütendes Gesicht direkt vor meinem.

,,Jetzt hör mal zu, kleiner Sonnenschein. Wir wissen genau, dass es bei dir gerade ein wenig Stress im Regenbogenkunterbundland mit Elena gibt. Keine Ahnung was da los ist, aber lass diesen Frust weder an dir selbst, noch an Dina aus! Du weißt ganz genau, wie schnell sie sich mal etwas zu Herzen nimmt. Zudem möchtest du dein Schicksal doch wissen, oder? Nun, das war das Orakel, das sie erschaffen konnte, doch es beinhaltet dich! Deine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft! Sei dankbar, dass Dina dir dieses Orakel geschaffen hat!"

Sie war meinem Gesicht so nah, dass ich sehen konnte, wie ihre Augen noch goldener leuchteten als sonst. Sie hatte eben ihre Löwenkraft eingesetzt, das merkte man. Doch warum war ihr das so wichtig?

,,Welche Wichtigkeit hat mein Orakel für dich?", sagte ich daraufhin, ohne jegliche Anstalten, sie von mir runterzudrängen. Glorias Blick senkte sich. Ihre Arme begannen zu zittern und ihre dicken, langen, bauschigen Haare fielen ihr immer mehr ins Gesicht. Generell nahmen sie ihren Rücken fast wie ein Teppich ein. Sie war wie eine Decke, mir war tatsächlich warm.

Vorsichtig legte ich eine Hand an ihre Wange und hob ihr Kinn etwas an. ,,In deinem Orakel war noch etwas anderes, stimmts?"

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Was verbirgt sich wohl noch in Glorias Orakel?

Ich hoffe ihr habt gemerkt, dass ich jedem einzelnen Charakter momentan möglichst viel Screentime geben möchte ^^

Und ich hoffe auch, dass ihr Spaß am Lesen habt. Diese Geschichte macht mir wirklich viel Freude, müsst ihr wissen ^^

Bis dann ihr lieben, Marie

Der letzte SonnenstrahlWhere stories live. Discover now