Der letzte Sonnenstrahl

Berglicht

Melody POV:

Ich wollte nicht sagen, dass Zelia nervig war, doch sie war definitiv nervig. Nachdem sie Ariso getäuscht und ins Licht getreten war, erschien auf ihrem Kopf eine Krone mit dem Symbol des Schlangenträgers. Damit war der Prozess abgeschlossen, sie war nun ein weiteres Sternzeichen. Aus Angst vor ihr und wegen dem Abkommen bezüglich Dinas Freiheit hatten wir selbst dann, als ihre Schlange Mila angegriffen hatte, nichts gesagt.

Doch was war das mit Milas Kraft? Wieso konnte sie jetzt andere Entscheidungen so leicht beeinflussen? Wir Sternzeichen hatten die Gabe, die Entscheidungen und Einstellungen der Menschen zu beeinflussen, doch das war ein Prozess, der nicht einfach mit einem Fingerschnippen ging.

Mila lief unruhig neben mir her. Ihr Gesichtsausdruck war voller Leid, sie war verängstigt.

Zelia hingegen tänzelte fröhlich vor Fiona her. ,,Ich habe es geschafft! Ich kann eine von euch sein!" Sie drehte sich einmal fröhlich. Fionas Blick war allerdings geldwert, sie sah sie nämlich so an, wie als wäre sie eine Kackerlake, die sie gerade in einer Mahlzeit gefunden hatte. Das ließ mich schon wieder ein wenig schmunzeln.

Und dann überlegte ich, was es eigentlich brachte, sich jetzt darüber aufzuregen, dass sie eine von uns war. Sie hatte mit Sicherheit einen tieferen Grund für ihren Wunsch gehabt.

,,So, und da ihr euren Teil der Abmachung erfüllt habt verspreche ich euch etwas. Ich werde, wenn ihr euch auch gut benehmt, keinen von euch weiterhin bedrohen und das Portal zu den Steinböcken öffnen." Ich hoffte, etwas von der Loyalität der Skorpione steckte in ihr. Die Schlangenträger waren schließlich vom Verhalten her eine Mischung aus Schütze und Skorpion.

Sie schlich um Noyan und Elena herum und musterte die beiden unbeeindruckt. ,,Ihr seid also das Gruppenliebespaar, hm?", fragte sie Elena, die ziemlich rot wurde. Noch waren sie, soweit ich wusste, nicht zusammen. ,,Naja, dein Freund kann echt toll küssen, das muss man ihm lassen.", grinste sie und kehrte ihnen den Rücken zu.

,,Findest du nicht, dass du solche Bemerkungen lassen solltest, wenn du mit uns im Team hantieren möchtest?", sagte dann Gloria und sah streng zu ihr herunter. Zelia war deutlich kleiner und vermutlich auch wesentlich jünger als sie, da sollte sie sie mit Respekt behandeln. ,,Vielleicht. Ich weiß aber einfach nicht wann Schluss ist.", murmelte Zelia.

Noyan trat, als wir am Portal zu dem Schützen angekommen waren hervor und zündete es wieder an. Das Flimmerfeld mit den bunten Farben erschien, und wir liefen nacheinander hindurch. Doch gerade als ich auch hindurchgehen wollte merkte ich, wie mir hinten etwas am Kleid zog.

Als ich mich umdrehte sah ich direkt in Milas Augen, sie stand plötzlich direkt vor mir. Reflexartig ging ich einen Schritt zurück und legte den Kopf schief. ,,W-was ist denn, warum gehst du nicht mit hindurch?", fragte ich sie. Sie sah mich nicht an sondern blickte an mir vorbei auf den Boden. ,,Ich bin Schuld daran, dass Zelia ein Tierkreiszeichen wurde, oder?" Sie blickte auf ihre Hände. ,,Irgendwas ist nicht richtig, meine Kräfte sind merkwürdig.", murmelte sie.

Als ich merkte, wie aufgelöst sie war, verspürte ich aus irgendeinem Grund das Verlangen, ihr um den Hals zu fallen, sie an mich zu ziehen und ihr klar zu machen, dass es ganz und gar nicht ihre Schuld war. Letzteres tat ich auch, nur blieb ich normal vor ihr stehen und seufzte etwas. ,,Egal wie sehr du dir jetzt selbst die Schuld dafür gibst, sie hat uns erpresst. Sie ist Schuld, ganz sicher nicht du. Und wenn ich ehrlich bin..." Ich lief einen Schritt zu ihr und beugte mich ein Stück vor zu ihrem Ohr. ,,Ich glaube, du hast noch nicht das ganze Potential deiner Fähigkeiten erforscht. Ich finde sie beeindruckend."

Ich merkte, wie mein Herz in meiner Brust pochte, doch ich war anscheinend nicht die einzige, der es so ging. Mila war errötet, das sah ich gut, als ich mich wieder zurückbeugte. Sie sah schüchtern wieder zur Seite, und ich grinste stolz. Ich hatte mein Ziel erreicht, sie dachte jetzt ganz bestimmt nicht mehr darüber nach, wer Schuld war und wer nicht. Ich ging mit meiner Hand auf meinem Herz durch das Portal, Mila dicht hinter mir.