Biss

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Elena POV:

,,Vorsichtig, ganz vorsichtig", dachte ich mir, während ich beobachtete, wie Noyan die Bekanntschaft der Schlangenträgerin machte. Zelia lachte, als Noyan eine elegante Verbeugung machte, was mich innerlich leicht wütend machte. Sie sollte nicht über ihn lachen, wo er doch so höflich gewesen war. Ich überlegte, ob ich zu ihnen gehen sollte, doch Dina und Fiona hatten gesagt, ich sollte mich nicht zu sehr einmischen. Ich sah mich um. Fiona war mit Frieda, Mathilda, Gloria und den Zwillingen am Buffet. Bea merkte wohl, dass etwas nicht in Ordnung war, weswegen sie zu mir kam.

,,Du bist eifersüchtig, wenn er einem anderen Mädchen schöne Augen macht, hab ich Recht?", fragte sie. Ertappt merkte ich, wie Hitze in meine Wangen stieg. ,,Ich darf nicht eifersüchtig sein.", murmelte ich. ,,Er muss so nett zu ihr sein, damit sie besänftigt ist und anständig mit sich reden lässt." Bea rollte die Augen und knuffte mir dann in die Schulter. ,,Mensch Elena, du bist in ihn verliebt. Verliebte dürfen ruhig eifersüchtig sein. Aber denk dir nix dabei, der Kerl mag dich doch auch. Das sieht man an der Art, wie er dich ansieht." Noch mehr Hitze stieg in meine Wangen.

Als ich einen Blick zu den beiden werfen wollte, ertönte plötzlich Fionas Stimme im Saal. ,,Sie war doch eben noch beim Buffet?", fragte Bea. Nun stand sie allerdings bereits auf einem hübschen Balkon oberhalb des Saals, an dem eine schnörkerlige Wendeltreppe hinunterführte. ,,Liebe Gäste, ich danke euch, dass ihr so zahlreich zu unserem Tierkreis-Ball erschienen seid. Dieses Jahr haben wir noch einen Überraschungsgast, die Prinzessin aus dem Nachbarsternbild Schlangenträger." Sie machte eine kurze Pause und sah zu Zelia herunter. ,,Heißt sie bitte auch herzlich Willkommen.

Der erste Tanz steht nun an. Wie in jedem Jahr suchen die Prinzen der verschiedenen Königreiche die Prinzessinnen eines anderen Tierkreises aus und tanzen den ersten Tanz mit ihr. Ich, Prinzessin Fiona von Schütze, wünsche euch viel Spaß am heutigen Abend." Alle applaudierten Fiona, welche einen leichten Knicks machte, ehe sie mit ihren Eltern sprach.

In der Zwischenzeit kam direkt ein Prinz auf mich zugelaufen. ,,Guten Tag Prinzessin, mein Name ist Federico von Löwe. Ich habe Euch beobachtet und mich gefragt, ob Ihr vielleicht mit mir tanzen möchtet." Ab der Hälfte hatte ich ihm nicht mehr zugehört, obwohl er freundlich war. Ich sah nämlich, wie Noyan im Augenwinkel mit Zelia tanzte. Sie tanzten langsamen Walzer. Ich merkte, wie meine Scheren aufgeregt anfingen zu knappen, doch dann atmete ich tief durch. ,,Gerne, Prinz Federico. Bea, hältst du mal?" Ich drückte Bea mein Getränk in die Hand und begab mich mit ihm auf die Tanzfläche.

Gloria POV:

Alles lief perfekt, schon seit Stunden. Noyan hatte bereits ein wenig mit ihr getanzt, die Mädchen ebenfalls mit einigen Prinzen. Mich hatte ein kleiner Prinz aus dem Stierkönigreich gefragt, ob ich Lust hätte, mit ihm zu tanzen. Er war ungefähr 1,50 m und nur 300 Jahre alt, doch ich erfüllte ihm höflicherweise den Wunsch. Er musste einer von Friedas jüngeren Geschwistern sein.

Während des schlechten Tanzes beobachtete ich, wie Melody an der Seite stand. Sie schien gar nicht in Stimmung zu sein und sah immer wieder zu der Tür, die zum Garten führte. Wartete sie auf jemanden?

,,Entschuldige mich bitte, kleiner Stier.", meinte ich dann zu dem Prinzchen und lief zu Melody. ,,Melody, ist alles gut? Du siehst so ungeduldig aus.", fragte ich besorgt. Melody blickte mich kurz an und nickte. ,,Schon gut, es ist nichts." Immer diese Schüchternheit. Ich musste es wohl aus ihr herauskitzeln. ,,Gut, du magst mir also nicht sagen, was los ist, hm?" Ich nahm ihre Hand und zog sie an mich. ,,Wenn ich es schaffe, dass du einen Tanz mit Mila bekommst, verrätst du mir, was los ist, Deal? Die guckst du - neben der Tür zum Garten - nämlich auch die ganze Zeit an." Melody grinste. ,,Von mir aus, dann versuch es doch. Sie wurde von ungefähr hundert Prinzen angesprochen, ihre Tanzkarte ist sowieso randvoll."

Gesagt, getan zog ich sie einfach mit mir auf die Tanzfläche. Meine Hand an ihrer schmalen Hüfte und ihre Hand auf meiner Schulter. Schneller als gedacht hatten wir einen Rytmus gefunden und uns in die Menge begeben. Auf der riesigen Tanzfläche befanden sich unzählige Paare, doch Mila erkannte man gut. Ihre blonden Haare funkelten im hellen Licht und sie lachte beim Tanzen viel. Wenn es eine Sache gab, die ich gern machte, dann war es, andere zu ihrem Glück führen. Und die beiden Mädchen wollten ganz sicher etwas voneinander. Melody wurde nervöser, je näher wir ihr und irgendeinem Widderprinzen kamen. ,,Blas die Sache ab, Gloria!", flüsterte sie immer wieder, doch ich dachte gar nicht daran. Eine Drehung weiter standen sich die beiden dann schließlich gegenüber und sahen sich in die Augen. Ich ließ Melodys Hand los und schnappte mir den Widderprinzen. Mein Job war getan.

Mila POV:

Heiß... Ihre Hand war so heiß. Mein Herz begann, schnell zu klopfen, doch ich wusste nicht warum. Ihre roten Augen funkelten, ihre Hände zitterten. Melody schien vor irgendetwas Angst zu haben. ,,Melody, irgendetwas ist nicht in Ordnung, hab ich Recht?", flüsterte ich und zog sie etwas an mich. Melody drehte, als wir uns näher gekommen waren, als gedacht, den Kopf zur Seite. ,,Ist egal, Mila.", flüsterte sie. Lag es an mir? Hatte ich eine besondere Wirkung auf sie?

Um das zu testen, legte ich ihre Hand sanft an meine Hüfte und meine auf ihre Schulter. ,,Tanz Walzer mit mir, Melody.", schlug ich vor und lächelte sie an. Wie automatisch gehorchte sie und wir begannen zu tanzen. Jeder einzelne Schritt, jede einzelne kleine Drehung, die wir öfters spontan und entgegen jeglicher Walzer-Koreografien einbauten, fühlten sich magisch an. Als wären wir nur dafür gemacht gewesen, miteinander Walzer zu tanzen. Ihre Mundwinkel zogen sich nach oben, ebenso wie meine. Strahlend lachten wir beide dabei. Es war uns sogar egal, wenn das Lied mal gewechselt hatte. Immer weiter in die Mitte der Tanzfläche bahnte uns unser Weg, wo wir dann allerdings auf Noyan und Zelia trafen, und mir Zelias Gedanken durch den Kopf strömten. Ich hatte sie aufgesogen wie einen Schwamm.

Schluckend ließ ich Melodys Schulter los und machte einen kleinen Knicks, ehe ich Zelia ansah. Sie grinste mich hinterhältig an. ,,Du dachtest wohl, du könntest meine Absichten in meinem Gedanken ausspionieren, hab ich Recht, kleine Jungfrau?", fragte sie. Sie nahm Noyans Hand und zog ihn an sich. ,,Und du dachtest, du könntest so tun, als wärst du an mir interessiert, kleiner Prinz?" Kurz darauf kam sie näher an ihn und... KÜSSTE IHN? Die Menge hörte auf zu tanzen.

Noyan löste sich direkt und sah sie schockiert an. ,,Skorpiönchen, dachtest du echt, Gereon würde einfach abziehen, ohne sich an dir zu rächen? Du hast schon richtig verstanden, er ist auf dem Weg hier her." Sie sah zu Fiona. ,,Du kleine Schützen-Ratte, hast mich eben wie einen Parasiten erwähnt in deiner dämlichen Rede, was?" Sie lief durch die Menge und sah zu Dina. ,,Kleine Wahrsagerin, du siehst die Zukunft aber mal sowasvon falsch! Niemand kann mir imponieren, wenn ich es nicht zulasse! Und von so falschen Göttern wie euch lasse ich das sicher nicht zu."

Sie ließ ihre Schlangen frei, welche durch den Saal krochen und auf die Gäste zuströmten. Alle schienen sich in Sicherheit zu begeben, doch dann hörte ich Elena schreien.

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Der letzte SonnenstrahlOnde histórias criam vida. Descubra agora