Versuchung

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Bea POV:

In einen dicken, flauschigen, grünen Schlafanzug eingemummelt lag ich auf meinem Bett. Penny schlief bereits neben mir wie ein Bär, doch ich konnte nicht schlafen. Ich musste ständig an die letzten Tage denken.

Wir hatten ein neues Tierkreiszeichen, eine Rivalin die sich komischerweise zur Freundin aufspielt, einen merkwürdigen Jäger, der sich einfach so, nachdem wir Zelias Wunsch nachgegeben haben, und sie Dina hat aufwachen lassen, verfatzt hat und dieses komische Gefühl in meinem Bauch.

Irgendetwas war nicht wie zuvor, irgendetwas war merkwürdig. Doch ich wusste nicht was. Es war, wie als würde ich etwas wittern.

,,Noyan kann nicht mit Elena knutschen...", murmelte Penny daraufhin im Schlaf. Verwirrt sah ich sie an. Was fanden denn alle an Noyan so umwerfend, dass ihm die halbe Truppe hinterherschwärmte? Penny hatte ihre Augenbrauen zusammengezogen und strampelte immer wieder kurz mit einem Bein. Noyan war vielleicht aus ihrem Kopf draußen, doch ihr Unterbewusstsein schrie immernoch nach ihm.

Ich kuschelte mich neben sie und strich ihr durchs Haar. Liebe war für uns zwar sehr wichtig, doch war sie auch nicht immer das Allerwichtigste. Ich schloss meine Augen und versuchte doch einzuschlafen, doch als ich gerade dabei war, im Halbschlaf zu versinken, riss mich die Tür aus dem Schlaf.

Ich öffnete die Augen und erblickte durch das flimmernde, schwache Licht, das vom Gang kam, ein rothaariges Mädchen. Ich hatte bereits damit gerechnet, dass es sich um Zelia halten könnte, weswegen ich sofort aus dem Bett sprang und zur Tür lief. ,,Du kommst hier nicht rein, hau ab!", flüsterte ich so laut ich konnte, um Penny nicht zu wecken.

Doch die Stimme des Mädchens vor mir war heller als erwartet. ,,Keine Angst, ich bins nur.", flüsterte Elena. Dem Himmel sei Dank, ich hatte schon wieder Schnappatmung.

,,Ich wollte nur nach euch sehen, weil ich eben einen komischen Knall gehört habe... Der kam so aus eurer Richtung.", murmelte sie. ,,Einen Knall hab ich tatsächlich auch wahrgenommen, sollen wir mal nachsehen, woher der kam?", flüsterte ich und Elena nickte.

Leise schloss ich die Tür und lief mit ihr zusammen zu dem Zimmer, aus dem das Knallen gekommen war. Es handelte sich um Friedas und Dinas Zimmer, das lag genau neben Pennys und meinem. Als wir die Tür leise öffneten, um niemanden zu wecken, erschraken wir sofort. Frieda saß weinend auf dem Fußboden und wurde von Dina von hinten umarmt.

,,Es ist nicht deine Schuld, sie hat dich provoziert. Die ist richtig gemein, da kannst du nichts für!", sagte Dina immer wieder.

,,Was um Himmels Willen ist denn hier passiert?", fragte ich erschrocken und lief mit Elena zu Frieda. ,,Petra ist einfach so hereingekommen und hat Frieda so sehr provoziert, dass sie ihre Kraft nicht kontrollieren konnte...", antwortete Dina und sah zu mir auf.

Ich blickte zu dem Loch in der Wand, vor dem Frieda saß, und zog die Augenbrauen zusammen. ,,Wie kann die das denn tun? Die weiß doch sicher genau, wie impulsiv deine Kraft ist.", meckerte ich.

,,Ich stell die zur Rede, das geht gar nicht!", sagte Elena und wollte gerade loslaufen, als ich sie festhielt. ,,Das können wir auch morgen tun, lass uns doch jetzt erstmal Frieda trösten."

Ich setzte mich zwischen sie und die Wand, in der das Loch war, und hob vorsichtig ihr Kinn an. ,,Nicht weinen, alles ist gut. Das kann man wieder reparieren, deinem Kopf ist ja auch nichts passiert." Frieda sah mich mit großen Augen an. ,,Meinem nicht... Aber ihrem.", murmelte sie und zeigte mir ihre Hände, an denen Blut klebte.

- ♤ -

Penny POV:

Als ich aufwachte, war Bea nirgendwo zu sehen. Die Tür stand auf, doch niemand war auf dem Flur. Ich zündete die Kerze auf meinem Nachttisch an und warf einen Blick auf die große Wanduhr neben dem Fenster. Es war erst zwei Uhr morgens.

Ich lief zum Fenster und warf einen Blick hinaus. Die Sterne funkelten hell und klar, sie erleuchteten sogar ein wenig die Winterlandschaft. Auf den Schlossmauern saßen, in kleinen Türmchen, in dicke Decken eingemummelt die Wachen und bewachten das Schloss. Sie taten mir leid, sie mussten dort in der Kälte sitzen.

Ich blickte hinauf zu einem kleinen Stern und seufzte. Ich hatte mir eingeredet, über Noyan hinweg zu kommen, und dass ich dies schaffen würde. Wir hatten nicht einmal schöne Momente zu zweit gehabt, und er machte Elena gerade die schönsten Augen der Welt, doch trotzdem hatte ich immer dieses Kribbeln im Magen, wenn ich ihn sah.

Ich schloss den Vorhang und wollte gerade wieder ins Bett gehen, als ich merkte, dass jemand in der Tür stand. ,,Du denkst an ihn, hab ich Recht?", fragte Zelia. Sie sah mich lächelnd aus ihren roten Augen an. ,,Geh einfach...", sagte ich und lief zur Tür. Ich wollte sie ihr gerade vor der Nase zuschlagen, als sie ihren Fuß zwischen die Tür und den Türrahmen stellte.

,,Hast du es nicht satt, dich so zu fühlen?", fragte sie und ihre kleine Schlange wanderte von ihrer Schulter auf ihr Handgelenk und zischelte mich an.

,,Was soll ich denn bitte satt haben?", fragte ich, und versuchte die Schlange nicht zu beachten. ,,Er hat Gefühle für Elena, oder? Und trotzdem magst du ihn... Dabei denkst du doch sicher, du wärst die richtige für ihn, oder?" Ich rollte mit den Augen. Konnte ihr doch egal sein, wer richtig für wen ist.

,,Lass mich dir helfen, ich kann dafür sorgen, dass er Elena keine Beachtung mehr schenkt, dann hast du freie Bahn!", bot sie mir an, doch ich schüttelte den Kopf. ,,Ne danke, so einen scheiß mache ich nicht mit. Und jetzt entschuldige mich, ich will schlafen." Ich trat ihr auf den Fuß, was sie zum Zischen brachte. 

Ich knallte die Tür zu und verschränkte die Arme. Dieses Mädchen wollte ganz sicher nicht, dass es mir besser ging. ,,Ich weiß nicht wie man Freundschaften schließt. Ich weiß auch nicht, wie man zu Freunden ist. Ich bin allein in einem Schloss aufgewachsen ohne Eltern und ohne Geschwister. Was ich aber weiß, ist, dass man dafür sorgen sollte, dass es denen, die bei einem selbst im Umfeld sind, gut geht, oder? Und naja, du wirkst ziemlich lieb, ich dachte, ich könnte dir helfen, und dann wärst du meine neue Freundin...", sprach sie dann durch die Tür.

War das eine Art mich zu manipulieren? Oder hatte sie wirklich vor, mir zu helfen und mir Ratschläge zu geben? ,,Ich kann dafür sorgen, dass dich bald ein schöner Prinz hübsch findet, glaub mir!" Ich sah die Tür an. Ein schöner Prinz? Damit meinte sie vielleicht gar nicht Noyan.

Ich öffnete die Tür und sah sie an. ,,Meinst du, du kannst mir Ratschläge geben und mir somit helfen?", fragte ich, und sie nickte. ,,Klar doch" Sie lächelte mich an, und die kleine Schlange auf ihrer Schulter schlängelte vorsichtig auf meine Schultern. ,,Niedlich ist der kleine Kerl ja schon.. ", murmelte ich auch leicht lächelnd. Vielleicht war sie gar nicht so übel.

Elena POV:

Ich war wieder mit Bea zurück zu unseren Zimmern gegangen. Frieda hatte sich beruhigt und konnte beruhigt einschlafen. Ich hatte gerade Bea eine gute Nacht gewünscht, als ich auf dem Weg in mein Zimmer merkte, wie ich immer müder wurde. Alles fing sich an zu drehen, wie als wäre ich in einer Art Trance. Mühsam kämpfte ich mich über den Weg zu meinem und Glorias Zimmer, als ich an der Türklinke hängen blieb, und mir schwarz vor Augen wurde. Das letzte, das ich wahrnahm, war das Zischeln einer kleinen Schlange.

- ♤ -

Als ich aufwachte merkte ich, dass ich mich nicht in meinem Zimmer neben Gloria befand. Ich hatte anscheinend in einem anderen Zimmer übernachtet, das Bett, in dem ich schlief, war kleiner und an den Wänden hingen große Ölgemälde, die in meinem Zimmer definitiv nicht gewesen waren.

Draußen schien die Sonne, sie bahnte sich ihren Weg durch die roten, schweren Vorhänge. Ich öffnete sie gerade, als ich etwas auf meinen Schultern wahrnahm.

Es war... Eine Schlange? Angewidert schubste ich das Ding von mir herunter, während ich einen hohen Ton von mir gab.

Ich blickte an mir herunter und merkte, dass ich auch gar nicht meine Klamotten trug. Das Nachthemd an meinem Leib war hellgrün...

Während ich eins und eins zusammenzählte, lief ich zum Spiegel und blickte nach tiefem Durchatmen hinein. Ich war Zelia.

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Der letzte SonnenstrahlWhere stories live. Discover now