Dreizehn

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Penny POV:

Diese Zicke lief nun fröhlich vor uns her, auf dem Weg zu dem Portal, das nicht zu den Steinböcken, sondern zu Aristo, dem Magier Astrologias.

Wir hatten keine Wahl, wir mussten mit ihr dorthin. Gereon war in der Zwischenzeit bereits wieder über alle Berge, und Melody zuckte immer wieder unruhig. Ihr machte der Gedanke, dass er nun mal wieder unnötigerweise unschuldige Tiere umbrachte und Ökosysteme zerstörte am meisten zu schaffen.

Doch wir hatten einen Plan ausgetüftelt, mit welchem wir Gereon aufhalten würden. Wir konnten zwar- vorübergehend natürlich- Zelias Wunsch nachgehen, doch das bedeutete, dass wir sie auf unsere Seite zogen, da sie dann eine von uns sein würde. Wenn auch nur vorübergehend. Und dann würden wir die anderen Mädchen holen, Gereon aufhalten und dann den mächtigen Zauber entfachen, der Noyans Heimat wieder rettete.

Wenn ich gerade schon beim Thema Noyan war, meine Schwärmereien musste ich aufgeben. Er lief hinter Elena, die sich gerade mit Gloria unterhielt und sah sie die ganze Zeit verliebt an. Es war eindeutig, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie zusammenkommen würden. Das war aber auch voll in Ordnung, dann musste ich mir keine Hoffnungen mehr machen.

Bea lief neben mir und fluchte vor sich hin, wahrscheinlich überlegte sie, wie sie Zelia doch noch am besten von der Bildfläche schaffen konnte.

Ich musterte die Schlangenträgerin von hinten. Sie trug ihre beiden kleinen Schlangen um die Arme. Sie waren gold und schimmerten etwas, was eigentlich echt schön aussah. Ihre dunkelroten Haare hatten fast schon Ähnlichkeit mit Elenas, dafür trug sie aber lauter Blattschmuck in ihnen. Durch und durch, äußerlich würde man ihr ihr Verhalten nicht zutrauen.

Mathilda lief mit Frieda und Dina hinter ihr und sah sie die ganze Zeit böse an. Sie hatte wohl, ebenso wie wir anderen, die Faxen dicke. Und das zurecht, ein dreizehntes Tierkreiszeichen würde so viel Chaos verursachen... Die anderen Tierkreiszeichenprinzessinnen mussten uns wohl dafür hassen, dass wir sie nicht aufhalten konnten. Plus: Ein alter Aberglaube besagt, dass die Zahl dreizehn Unglück bringt. Was, wenn das etwas zu bedeuten hatte?

Wir kamen am Portal an, und mit einem kleinen Feuer, das Noyan erschuf, brannten die bunten Farben des Flimmerfeldes lichterloh, und wir konnten hindurchgehen. Allesamt, keiner blieb zurück oder wurde woanders rausgeworfen.

Gloria ging mit Mila zuerst, wir anderen dicht hinter ihr. ,,Mädchen! Das ist aber schön, dass ihr mich besuchen kommt!", begrüßte uns der liebe alte Magier sofort. ,,Ich habe so lange keinen Besuch mehr von euch bekommen! Ist alles soweit in Ordnung in euren Königreichen? Kommt ihr gut klar?", fragte er fürsorglich, doch wir alle sahen ihn bedrückt oder nervös an.

,,Wir haben da ein Problem, Aristo.", murmelte ich dann, und als Melody und Fiona zur Seite gingen, trat Zelia nach vorne und machte einen Knicks. ,,Guten Tag Magier Aristo, lang ist es her.", begrüßte sie ihn mit einem- für mich undeutbaren- Grinsen.

,,Prinzessin Zelia, was führt dich hier her? Habe ich dir nicht bereits seit unserer letzten Begegnung 1780 gesagt, dass du kein Mitglied des Tierkreises sein kannst? Es verursacht zu viel Chaos!" Wir alle sahen wortlos zu Zelia, die bloß mit den Augen rollte.

,,Spaßverderber, Spaßverderber.", antwortete sie nur. ,,Die anderen Mädchen haben gesagt, dass sie sich sehr darüber freuen würden, mich als neues Mitglied zu begrüßen. Überleg doch mal, wie mächtig wir dann wären! Ein neues Mitglied im Tierkreis gab es so lange nicht mehr, und die Menschen auf der Erde könnten so noch besser ihre Persönlichkeiten definieren!"

,,Stimmt das, Mädchen? Habt ihr das gesagt?", fragte Aristo und blickte in unsere stummen Gesichter. Als niemand antworten wollte, ergriff Gloria schließlich das Wort. ,,Sie hat", sie stockte kurz. ,,Sie hat eine Chance verdient, schätzen wir.'', antwortete sie knapp. Dina versteckte sich hinter Frieda, auch wenn sie größer als Frieda war, und man sie gut sehen konnte. Wahrscheinlich hatte sie noch größere Angst vor Zelia als wir anderen.

,,Ich werde den Schlangenträger nicht zu einem weiteren Tierkreiszeichen ernennen, es wäre eine Katastrophe.", weigerte sich Aristo, doch daraufhin zog Zelia Mila zu sich und eine ihrer Schlangen stach ihr in den Arm. Wir alle blickten schockiert zu ihnen, und Melody wollte sofort losrennen, als wir merkten, dass sie ein Kraftfeld um sich herum geschaffen hatten.

,,Zeig mal, was du kannst, kleine Jungfrau!", rief sie, und Milas Augen begannen zu leuchten. Was sollte ihr Milas Kraft bringen? Sie konnte doch nur Informationen über andere herausfinden? Das war doch nicht nützlich? Doch als Mila dann in Aristos Augen sah, nickte dieser plötzlich. ,,Natürlich, ich verstehe, ich werde sie sofort zu einem ernennen.", sagte er dann sehr langsam. Zu langsam. Bildete ich es mir ein, oder war Milas Kraft doch noch ganz anders, als wir gedacht hatten?

Frieda schnaubte neben mir und wollte gerade auch ihre Kraft aktivieren, als Zelia Mila wieder losließ. Offenbar hatte sie von dieser Art Schlangenbiss keinerlei Gift in ihren Körper geflöst bekommen, sie stand nur mit weit offenen Augen da.

Und dann ging alles ganz schnell. Aristo zog Zelia an der Hand in ein helles Licht, das in dem dunklen, büchereiähnlichen Raum vom Himmel herabschien und durch ein kleines Loch die einzige Lichtquelle des Raumes ergab. Er sprach etwas auf Latein, übersetzt hieß es Des Menschens Person wurde definiert durch den Himmel, die Sterne waren bei ihnen, als es niemand sonst war. Lasst das Sternzeichen in die Zukunft sehen, lasst es die Wahrheit ans Licht bringen. Erwache, Ophiuchus.

Zelia schloss ihre Augen und flog leicht im Schein des Lichts nach oben. Ihre Haare flatterten in einer leichten Windbrise, ehe man einige Bilder auftauchen sah, die wohl die Geschichte des Sternbildes zeigten. ,,Das ist doch Asklepios, der Gott der Heilkunst...?", murmelte Elena neben mir. Zu sehen war ein Mann, gekleidet in einer hellgrünen Toga, wie er Kräuter an Dorfbewohner verteilte. Auf einem anderen Bild erkannte man Asklepios, wie er einem Mann mit blauem Haar, der am Boden lag einen Trank verabreichte. Melody zog die Luft ein. ,,Das ist Orion.", flüsterte sie.

Kein Wunder, dass Gereon und sie sich so gut verstanden, derjenige, der Gott, der als Schlangenträger galt, war niemand anderes als der Gott, der Orion half, den Stich des Skorpions zu überleben! Gut, Orion konnte nicht komplett geheilt werden und starb doch noch, doch er hatte dem Feind geholfen!

Als nächstes sah man den Gott der Unterwelt, er war erzornt. Es ging alles so schnell, dass ich kaum folgen konnte. Göttervater Zeus war als nächstes zu sehen, er erschlug Asklepios mit einem Blitz, sodass er am Himmel eingesperrt wurde und sich so das Sternbild ergab.

Schockiert blickte ich zu den anderen. ,,Die Schlangenträger sind Heiler...", flüsterte ich. Noyan runzelte die Stirn. ,,Sie kann Tote zum Leben zurückholen, aber sie haben sich damals für die falsche Seite entschieden.", flüsterte er. ,,Wenn wir es schaffen, sie auf unsere Seite zu ziehen, wird sie uns eine große Hilfe sein, sodass wir vielleicht im Falle eines Notfalls nicht sterben können.", flüsterte Gloria. Alle schienen sich einig, ihr diese Chance zu geben, doch Melody und Fiona blickten finster drein. Sie waren klar dagegen... Auch aus gutem Grund.

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Die Geschichte des Ophiuchus, ich finde ja diese Mythologie immer super interessant ^^ auch wenn es da nicht genaue Deutungen gibt, und sich die Meinungen mal spalten.

Wusstet ihr, dass Medizin deswegen eine Schlange als Symbol trägt?

Bis denne, Marie!

Der letzte SonnenstrahlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt