Frankreich - Der Schuldige ist gefunden!

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Ich heiße die wehrte Leserschaft auch an diesem etwas späten

Mittwochnachmittag willkommen in meinem Tagebuch!

Mit einer verkaterten Frau an der Seite hieß es heute, den Schuldigen

für die Unterschlagungen ausfindig zu machen. Mit Erfolg, muss ich betonen! Gemeinsam mit den anderen Beratern war es ein Leichtes den Weg desGeldes zu verfolgen. 

Jetzt drängt sich langsam der Gedanke an einen nahenden Abschied von
Versailles auf, nicht aber von Frankreich.


Ich hoffe, eure Neugierde konnte gestillt werden und ich verbleibe wie immer

Hochachtungsvoll

Haytham E. Kenway 



Kapitel 26

~~~ Der Schuldige ist gefunden ~~~


Erwähnte ich schon einmal, dass ich meine Gattin ab und an gerne leiden sehe? Es mag sich falsch anhören, aber am heutigen Morgen hatte sie mein Mitleid nicht verdient.
Unser Sohn war schon sehr zeitig auf und begrüßte mich, bevor ich aus dem Bett war. Beide waren wir aber leise, weil Alex noch tief schlief. Der Champagner forderte seinen Tribut.
Ich ließ mich einkleiden und wartete auf eine Reaktion von Alex. Edward stand bereits auf ihrer Seite des Bettes und bettelte, dass sie aufstehen sollte.
Ohne ein Wort nahm sie ihn zu sich, aber damit reichte es ihm nicht. Er zupfte an ihrer Bettdecke und rief immer wieder „Auf! Mama! Auf!" Er hatte recht, wir sollten uns langsam auf zum Frühstück machen, ehe wir zu spät kamen. Doch die Schlafmütze machte keine Anstalten aufzustehen.
„Ja, ist doch schon gut. Ich... stehe ja auf..." hörte ich sie maulend unter der Bettdecke. Sybill nahm derweil unseren Sohn und ging schon einmal hinunter mit ihm.
„Mi sol! Hopp... raus aus den Federn! Für deine Kopfschmerzen kann niemand etwas." ich konnte es mir nicht verkneifen! Verzeiht! Dafür erntete ich einen wütenden Blick!
Genervt erhob sich das verkaterte Weib endlich und ließ sich einkleiden. Etwas Wasser im Gesicht würde ihr sicherlich gut tun. Magda tat ihr bestes, damit sie wieder vorzeigbar war. Als Alex im Empfangszimmer erschien sahen mich rotgeränderte Augen aus einem blassen Gesicht an.
„Naja, du siehst nicht gerade wie das blühende Leben aus. Aber wir müssen uns jetzt beeilen, sonst kommen wir ganz zu spät." mahnte ich sie und zog sie mit mir. Ich hörte ein schmerzvolles Aufjaulen, was mich an ihren neuen Schmuck erinnerte. Ich sollte sie nicht zu grob anfassen!

Der Kaffee beim Frühstück brachte wieder etwas Leben in meine Gattin! Gott sei Dank. Eine übel gelaunte Frau an der Seite zu haben war nicht gerade mein Bestreben!
Die Besprechung im Anschluss mit König Ludwig war nicht formell, eher privater Natur, weil wir bald abreisen würden.
In Paris hatte man uns bereits eine Unterkunft angemietet, damit wir den weiteren verbliebenen Spuren für den Speer und das Rasiermesser folgen konnten.
„Ich bedaure es, dass ihr uns schon so schnell wieder verlassen müsst. Ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen und wenn ich es so offen sagen darf, ich würde gerne einmal nach Amerika reisen um mich von der Schönheit der Landschaft selber überzeugen zu können." Ludwig schwelgte für einen kurzen Moment in dieser Vorstellung.
„Ich gehe davon aus, dass wir euch sicherlich weiterhin in Kenntnis setzen werden und über die Fortschritte der Armee berichten können. Mit euren zur Verfügung gestellten Mitteln wird es sicherlich nicht mehr lange dauern, eine Übereinkunft treffen zu können!" erwiderte ich, weil man mir kurz vorher noch mitgeteilt hatte, dass er auch dem Orden unter die Arme greifen wollte. Monsieur de la Sérre hatte sicherlich seine Finger dort mit im Spiel.
Auch Master Franklin war heute mit uns hier erschienen. Er würde in den nächsten Tagen nach Preußen aufbrechen um dort an einer Universität einige Vorlesungen zu halten. Wehmütig sah Alex ihn an und ich verstand, dass sie ihre Heimat vermisste. Inständig hoffte ich, dass wir eines Tages einmal eine Reise dorthin schaffen würden. Aber wir hatten so viele Dinge zu bedenken... ich schweife schon wieder ab.

Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Part 4Where stories live. Discover now