Frankreich - Eine Hinrichtung und ein Wohlfühlbad

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Ich nutze die kurze ruhige Minute, um euch einen weiteren

Ausschnitt meiner Gedanken zu überlassen.

Hinrichtungen sind immer grauenvoll und Haftstrafen können ebenso

grausam sein. Was meine Frau jedoch über entsprechende Gefängnisseihrer Zeit erzählt, klingt fast wie ein Märchen.Weiterhin gehe ich meiner Tätigkeit als Berater nach und werde für meineArbeit sogar von meiner Gattin belohnt. Mit einer sehr überraschendenBadestunde!

Ich wünsche gute Unterhaltung beim Lesen und verbleibe

Hochachtungsvoll

Haytham E. Kenway


 Kapitel 23

~~~ Die Hinrichtung und ein Wohlfühlbad ~~~


Monsieur Dagenais wurde als erstem erklärt, wie er sterben wird. Er würde mit dem Schwert enthauptet werden und ich hörte die Leute um uns jubeln. „Ja, das hat dieser Schmarotzer auch verdient." „Man sollte ihn besser vierteilen" „Nieder mit dem Pack" und so weiter... Es war, als wohnten diese Menschen einem Theaterstück bei. Man könnte meinen, sie nahmen das Ganze überhaupt nicht ernst und machten sich einen Spaß daraus.
Vom Schafott hörte man plötzlich ein klägliches Wimmern. Dagenais betete zu Gott, bat um Vergebung und weinte dabei. „Er hat keine Gnade verdient!" höhnten die Zuschauer und einige lachten auch noch über diese Aussage.
Dann holte Barabás mit dem Schwert aus, welches er in beiden Händen hielt und ließ es mit großem Schwung von der Seite auf den Hals des Verurteilten schnellen! Auch wenn es sich makaber anhören mag, der Schnitt war sauber gesetzt und trennte augenblicklich den Kopf ab. Plötzlich legte sich die zitternde Hand meiner Frau auf meine Schulter. Zur Beruhigung drückte ich sie. Ich musste davon ausgehen, dass sie so etwas noch nie zuvor gesehen hat. Wieder einmal war meine Neugierde angestachelt im Bezug auf die Hinrichtungsmethoden in ihrer Zeit. Vielleicht hätten wir später die Gelegenheit für eine kleine Unterhaltung.

Jetzt war Bellec an der Reihe. Doch er machte kein einziges Geräusch, er rührte sich noch nicht einmal. Er hing vornüber gebeugt auf dem Klotz und harrte der Dinge die jetzt mit ihm geschahen!
Der Richter trat noch einmal vor ihn und sprach ein leises Gebet, genau wie bei Dagenais gerade. Aber Honoré flehte nicht um Gnade. Er hob nicht einmal seinen Kopf. Plötzlich hörte ich seine Stimme in meinem Kopf. „Ich bin besiegt, ich habe nichts mehr zu verlieren. Aber mein Sohn wird mich rächen, er wird die Bruderschaft aufrecht erhalten! Komme was da wolle!" und dann rollte auch sein Schädel in den Korb vor ihm und die Stimme verstummte augenblicklich!
Meine Frau begann heftiger zu zittern und drohte ohnmächtig zu werden. Schnell hob ich sie vom Karren und hielt sie fest an mich gedrückt. In einigen Belangen war sie hart im Nehmen, aber hier ging es um Menschenleben die genommen wurde und auch mir war etwas mulmig geworden.
„Shhhhh, es ist vorbei, sieh nicht mehr hin, mi sol." sprach ich leise und strich ihr dabei immer wieder beruhigend über den Rücken. „Ich habe es auch gehört und ich frage mich gerade, ob wir seinen Sohn einmal aufsuchen sollten..." ging es mir durch den Kopf.
„Lass uns von hier verschwinden, Haytham. Ich kann das nicht länger mit ansehen."
Mittlerweile hielten der Richter und auch der Henker die Köpfe der Getöteten in die Höhe und versprachen der Bevölkerung, jeden einzelnen zu finden, der es wagen sollte eine solche Tat noch einmal verüben zu wollen!

Im Palast wieder angekommen, ließ Alex sich auf eine der Bänke im Foyer fallen und stützte ihren Kopf in beide Hände. Ich suchte nach einem Diener, welcher etwas zu trinken anbieten konnte. Und tatsächlich hier schlenderten zwei dieser Herren mit Erfrischungen herum. Erschreckend, wie aus diesem so widerwärtigen Akt eine harmlose Veranstaltung gemacht werden sollte.
Meiner Frau reichte ich ein Glas Cognac um ihren Magen und die Nerven zu beruhigen.
„Ich hoffe, ich muss so etwas nie wieder sehen, mi amor. Das ist einfach grausam!" stöhnte sie leise und sah mich traurig an.
Jetzt oder nie, dachte ich und fragte nach den Strafen für Verbrecher in ihrer Zeit.
„Ich gehe einfach davon aus, dass in deiner Zeit keine Hinrichtungen wie diese stattfinden? Aber wie bestraft man denn dann einen Mörder?" ich setzte mich neben sie und hielt wieder ihre Hand fest.
„Ähm... es gibt die lebenslange Haftstrafe zum Beispiel. Was aber etwas falsch klingt, weil es meistens so 25 Jahre in einem Gefängnis wären, also nicht wirklich für den Rest des Lebens. Aber die Todesstrafe gibt es nur noch in wenigen Ländern. Wenn ich darüber nachdenke, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, wo genau..." kurz runzelte sie die Stirn.
„Man versucht also solche Menschen zu züchtigen, in dem man sie einfach wegsperrt? Ich hoffe doch, sie bekommen nur Wasser und Brot und müssen schwer arbeiten, während sie dort einsitzen." das wäre angemessen, meiner Meinung nach. Aber Alex erklärte mir, wie so eine Haftstrafe aussehen konnte.
Der Alltag in einem Gefängnis dort beginnt mit frühem Aufstehen, frühstücken und meistens gehen die Insassen danach einer geregelten Arbeit in oder außerhalb der Anstalt nach. Je nach Schweregrad ihres Verbrechens und des Urteils.
Da gab es Unterschiede? Das klang alles recht absurd.
Die Inhaftierten wurden dann abends wieder eingeschlossen und so verbrachten sie ihre Haftstrafen.
Es gab aber noch sogenannte Hochsicherheitsgefängnisse oder auch entsprechende – wie hießen sie noch? - Psychiatrien, wo die „schweren Jungs" einsaßen. So nannte sie Alex. Dort wurden einige aufgrund eines Fehlers in ihrem Kopf behandelt zum Beispiel. Ausgang war nicht erlaubt, Besucher auch nicht.
Für mich klang es eher nach dem Paradies für Verbrecher. Härtere Strafen müssten sie bekommen.
„Ich lebte aber in einer Zeit, wo es die Ethik und Moral nicht mehr zulässt, Haytham. Es ist vermutlich wie mit der Erziehung bei Edward. Du würdest ihn sicherlich auch anders bestrafen, wenn er etwas angestellt hat, als ich es tun würde..." dieses Themen könnte man noch über Stunden weiterführen. Ich befürchtete, dass wir genau DAS irgendwann auch tun würden müssten.
„Wir sollten unseren Sohn jetzt erst einmal suchen und schauen, ob er auch brav war. Was meinst du, mi sol?" lächelte ich sie jetzt an und zog sie mit hoch.

Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Part 4Where stories live. Discover now