Frankreich - Ankunft im Chateau

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„Master Kenway, es freut mich, dass ihr nach so langer Zeit wieder hier seid. Wir haben eure Ankunft schon sehnsüchtigst erwartet und es ist alles für euch und eure Familie vorbereitet und hergerichtet." begrüßte mich der Verwalter mit einem Kniefall. Erstaunt sah Alex dabei zu. Das hatte ich nicht für nötig erachtet, sie diesbezüglich aufzuklären. Ich ging davon aus, dass sie wusste, dass mir diese Geste als Wertschätzung des öfteren entgegen gebracht wurde. Ich war derzeit der höchstgestellte Tempelritter hier, also gebot es die Höflichkeit einfach.
Ich stellte meine Familie vor, auch sie wurden mit einem Kniefall in Empfang genommen.
Zwischenzeitlich verabschiedeten wir noch Monsieur Martineau, damit er den Eheleuten Jomphe von unserem Verbleib berichten konnte.

Man führte uns jetzt zum Eingang und in die große Halle. Ich erklärte kurz die Raumaufteilung auf dieser Etage und war schon gespannt, was wir in der Bibliothek alles finden würden und ob es uns weiterhelfen konnte. In mir begann die Aufregung zu wachsen und meine Laune stieg ein wenig.
Die Tür unter der rechten Treppe würde ich meiner Frau später noch erklären. Dort waren seinerzeit Monica und Lucio inhaftiert. Ich muss gestehen, ich hatte nie wieder von ihnen gehört. Was sie wohl gerade machten? Geht es ihnen überhaupt gut? Leider hatte ich nie in Erfahrung bringen können, wohin sie abgereist waren, geschweige denn eine Adresse ausfindig machen können.

Jetzt hieß es die obere Etage in Augenschein zu nehmen, vorbei an einigen Gemälden die die alten Besitzer zeigten und dem großen Portrait Master Birchs. Ich sollte es beizeiten einmal abnehmen lassen. Dabei fiel mir auch wieder unser eigenes Familienbild ein, welches wir noch in Auftrag geben mussten!
Magda, Michael und Sybill wurden zu ihren Kammern geführt, während Monsieur Lacasse uns zu unseren Zimmern brachte. Es war tatsächlich mein altes Reich, was mich auf der einen Seite freute, umgekehrt war es ein etwas merkwürdiges Gefühl. Die Erinnerungen kamen in kleinen Schüben über mich hereingebrochen wie Wellen mittlerweile. Meine Gefühle begannen sich wieder in chaotischen Bahnen durch meinen Geist zu winden!
Als Alex hier im Raum kein Kinderbett fand, klärte sie unser Verwalter auf, dass Master Edward sein eigenes Zimmer nebenan hätte und deutete auf die Durchgangstür zur linken!
„Ich würde ihn aber gerne ... weil er noch fremd hier ist ..." ich wusste es! Sie konnte noch nicht loslassen, aber ich ließ sie nicht ausreden.
Stattdessen dankte ich Lacasse für sein vortreffliches Mitdenken.
Im Geiste meiner Frau sah ich aber schon, wie sie sich ausmalte bei unserem Sohn zu übernachten. Wir würden später darüber reden, sprach ich wortlos in ihrem Geist! Das wirst du sein lassen! Deine Worte waren, so lange du ihn stillst, bleibt Edward bei uns. Erinnere dich! Langsam wurde ich etwas ungehalten, was natürlich auch ihr auffiel und sie sah sich ängstlich um, ob eine Bedrohung von Außen für meine Laune verantwortlich sei. Nein, wir waren alleine!

Edwards Zimmer war mit einem großen Bett ausgestattet, welches Gitter an den Seiten hatte, damit er nicht hinausfallen konnte. Es waren bereits alle Truhen hier und Sybill begann mit dem Einräumen seiner Sachen.
Wir gingen jetzt wieder hinunter. Bei Reginalds Bildnis blieb Alex stehen und betrachtete es stirnrunzelnd.
„Das ist Maître Birch, Maîtresse Kenway." erzählte der Verwalter, weil er dachte, sie würde ihn nicht kennen.
Sie hätte sich Reginald wesentlich imposanter vorgestellt. Er sähe nicht ansatzweise so autoritär aus wie ich, Lucius oder ihr eigener Mentor.
Ich erklärte, dass mein alter Meister durchaus auch anders konnte. Braddock kuschte das ein oder andere Mal schon vor ihm. Auch ich hatte in jungen Jahren größten Respekt vor ihm, ab und an war es auch gepaart mit Angst vor Strafe. Aber das war lange her.
Draußen wurden wir von einem bereits gedeckten Mittagstisch erwartet und ich nahm den Geruch von gebratenem Fleisch wahr. Tatsächlich hatte ich Hunger, wie ich feststellte.
Sogar das Kindermädchen hatte wieder Appetit, was mich sehr freute. Sie war vermutlich vollständig genesen!

Nach dem Essen übernahm ich die Führung durch und um das Schloss.
Es stand alles in voller Blüte und ich war sehr angetan von der Sorgfalt mit welcher der Garten um das Anwesen gepflegt wurde.
Hin und wieder hielt Alex an um sich eine Beere von einem Busch zu nehmen. Ihr seliger Ausdruck dabei brachte mich zum Lächeln, man sah sie selten so entspannt.
Als wir auf den kleinen Rasen im Vorhof traten, sah ich die Bilder von damals wieder vor mir, wie ich hier mit dem Schwert trainierte unter Birchs Anleitung. Oder wie ich in die Feinheiten des Bogenschießens eingeführt wurde. Die Nahkampfausbildung hatte es mir damals angetan. Andere Rekruten oder Adepten trainierten mit mir hin und wieder gemeinsam, so dass ich Abwechslung in meinen Gegnern hatte.
Wie lange ich hier in Gedanken versunken da stand, kann ich nicht sagen. Aber als ich mich zu meiner Frau umdrehen wollte, bemerkte ich erst, dass sie gar nicht mehr hier war.

Ich ging auf die Suche und fand sie auch kurz darauf.
Auf allen Vieren auf dem Kies, während sie neugierig den Unterbau einer dort platzierten Sonnenuhr musterte.
„Mi sol, was suchst du? Hast du etwas verloren?" fragte ich leise lachend.
„Ich habe nichts verloren, aber manchmal... ach vergiss es einfach." Mit dieser Antwort gab ich mich aber nicht zufrieden. Ihr doch sehr ansprechender Anblick auf den Knien hier und wie sie so angespannt etwas untersuchte, machte mich neugierig.
Seufzend begann sie mir von einer Lara Croft (Link in der Beschreibung!) zu erzählen, welche als Abenteurerin viele Rätsel lösen musste um ans Ziel zu kommen. Unter anderem gab es eben ein solches was mit einer Sonnenuhr zusammenhing. Diese Abenteuer nannte sie Videospiel und ich erinnerte mich an Yannick, welcher uns so etwas bei unserer Reise in Alex' Zeit gezeigt hatte. Interessante Vorstellung, dass man einen Menschen durch ein Gemäuer, einen Wald oder ähnliches lenken konnte, ohne selber dabei sein zu müssen! Doch ich schweife ab.

Auf meine Frage, ob sie vermutete, dass es so etwas ähnliches auch hier gäbe und wenn ja, dass wir vielleicht einmal das Kellergewölbe näher untersuchen sollten, sah sie mich leicht wütend an. In meiner Stimme muss sie meinen Sarkasmus herausgehört haben.
„Verarschen kann ich mich alleine, man. Ich weiß doch auch nicht, es sah halt ... seltsam aus." kam es jetzt lachend von ihr, weil sie mein breites Grinsen bemerkte.
„Mi sol, deine lose Zunge und... könntest du mir bitte diesen Ausdruck erklären? Du kannst bitte WAS machen?" Aber ich hatte bereits eine neue Lektion für sie im Kopf.
„Das heißt, du sollst mich nicht auf den Arm nehmen, Master Kenway." Diese Worte hauchte sie leise an meinem Ohr, während ich ihr ein paar Bilder von meinen Ideen im Geiste zeigte. Es zeigte Wirkung. Als ich sie jetzt in den Arm nahm, schmolz sie unter meinen Berührungen dahin.
„Ich sagte ja, den Keller sollten wir näher untersuchen beizeiten, Mistress Kenway." Ich klang etwas atemlos, weil ich dieses Weib am liebsten auf der Stelle genommen hätte. Leider war das hier nicht ohne weiteres möglich.
Der Abend käme aber bald und dann würden wir weitersehen.

Der Abend käme aber bald und dann würden wir weitersehen

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Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Part 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt