281. Es wird Zeit

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Die Finsternisfrucht fiel in den Matsch und Seren brach entkräftet zusammen. Ace war direkt neben ihr, schlang einen Arm um sie und ließ sich mit ihr zu Boden sinken. "Du hast es geschafft.", lächelte er seine Frau erleichtert an. "Ja.", hauchte die Blondine, doch wirkte sie auf ihn irgendwie traurig und er zog fragend die Brauen zusammen. "Es tut mir leid, Schatz.", brachte sie leise heraus. "Was meinst du?", streichelte er sanft ihre Wange. "Dass es so kommen musste.", sagte sie und warf auch einen Blick zu den beiden Vizes, die hinter dem Kapitän standen. "Es ist vorbei und nun wird alles gut.", hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn. "Das mit Sicherheit, doch leider nicht so, wie du es dir wohl vorstellst.", senkte sie betreten die Lider. "Süße?", hakte er angespannt nach. Ihre Augen wurden rot und sie schaute tief in seine.

Sie zeigte ihm, wie sie damals zum ersten Mal die Schrift mit der Hilfe ihres Blutes sichtbar gemacht hatte und wie sie es später nochmal im Besprechungsraum tat. Dabei war ihr aufgefallen, dass auch noch etwas auf der Rückseite stand, doch das verschwieg sie den Dreien bewusst und war im Nachhinein auch froh darüber. Später am Abend hatte sie sich dem in einem ruhigen Moment gewidmet und folgendes stand dort geschrieben.

Ich habe etwas von der Engelsfrucht geschrieben, doch, dass ich sie wegen dem Aussehen so nenne, stimmt nicht. Vielmehr ist es so, dass sie uns zu Engeln macht. Würde ein normaler Mensch sie essen, hätte das keinerlei Effekt auf denjenigen. Bei jemandem wie uns, sind die Auswirkungen enorm und zerstören unseren Körper innerhalb kürzester Zeit, wodurch wir einen schnellen Tod finden. Für einige Minuten wird uns alle Kraft gegeben, die wir den Rest unseres Lebens gehabt hätten.
Seren, ich weiß, was euch bevorsteht, aber überleg es dir trotzdem gut, was du tust. Versuch bitte, einen anderen Weg zu finden.

"Nein, das ist nicht wahr.", flüsterte Ace entsetzt. "Leider doch.", lächelte sie entschuldigend und atmete verhalten durch. Die junge Frau spürte, wie ihre linke Körperseite warm wurde und drehte den Kopf in die Richtung. Die Gewitterwolken hatten sich aufgelöst und der Himmel färbte sich langsam blau. Das war er also, der letzte Sonnenaufgang, den sie je erleben würde. Rasch blinzelte sie die Tränen fort, als ihre Augen begannen zu brennen. "Du hast schon so lange gewusst, dass du heute sterben wirst?", erklang die Stimme ihres Mannes dünn neben ihr, worauf sie ihm wieder die Aufmerksamkeit zuwendete. "Ja.", antwortete sie ehrlich. "Wieso hast du denn nie etwas gesagt? Wenn wir es gewusst hätten, dann...", fing er an, doch sie unterbrach ihn. "Dann hättet ihr mich abgehalten, Blackbeard würde über die Welt herrschen und es wäre unser aller Untergang gewesen. Es blieb keine andere Lösung.", stellte sie ruhig fest. "Und dass ich dich jetzt verliere, soll eine sein?", brachte er ungläubig hervor. "Schatz, ich wollte das nie, das musst du mir glauben. Alles in mir hat sich dagegen gesträubt. Erst als Teach gezielt Hope bedroht hatte, habe ich losgelassen und war bereit alles zu geben.", erklärte sie ihm vorsichtig, denn ihr war klar, dass er es heute noch nicht akzeptieren konnte. "Ace, du musst stark sein. Für unsere Kleine und die anderen. Zu viele Menschen zählen auf dich und ich weiß, dass du es schaffst.", lächelte sie liebevoll zu ihm hoch. "Aber doch nicht ohne dich.", schüttelte er voller Zweifel den Kopf.

"Was ist los?", kam der Kommandant der Ersten bei ihnen zum Stehen. Der Ausdruck in den Gesichtern der Kapitäne verriet ihm schon, dass es ernst sein musste. "Room!", erschuf er seine bläuliche Kuppel. "Scan!", warf er einen Blick auf den Zustand der Blondine. "Seren.", starrte er sie schockiert an. "Ich weiß.", kam es von ihr, "Nichts zu machen." Er war außerstande etwas darauf zu sagen, denn sowas war ihm noch nie begegnet. Alle ihre Organe zersetzten sich. Sie musste unsagbare Schmerzen leiden und dass sie noch bei Bewusstsein war, grenzte an ein Wunder. "Law, bitte tu was. Du kannst ihr doch helfen.", schaute Ace hoffnungsvoll zu ihm hoch. Er lag richtig. Es gab eine Technik, die sie retten könnte. Doch würde sie das überhaupt wollen? "Schatz, hör auf. Das geht nicht. Er muss für Ann und sein Kind da sein.", schüttelte sie schwach den Kopf. "Du bist schwanger?", wanderte sein verzweifelter Blick zu der Rothaarigen, die sich mittlerweile neben ihrem Partner befand. "Ja.", gab sie mit Tränen in den Augen zu. "Seit wann?", fragte der Chirurg, für den diese Information auch neu war. "Ein paar Wochen.", murmelte sie. Law beschloss, das Thema vorerst fallen zu lassen, war gerade nicht der Moment dafür.

"Seren!", schmiss sich die Jüngere neben sie auf die Knie. "Hey, kleine Schwester.", schenkte sie ihr ein kurzes Lächeln. "Cecil, mach was.", bat Ace und man merkte ihm an, wie blank seine Nerven lagen. Mit jeder Sekunde realisierte er mehr, dass es mit seiner Frau tatsächlich zu Ende ging und er würde das nicht ertragen können. "So sehr ich es auch will, ehrlich. Ich kann nicht.", schluchzte sie aufgelöst. "Versuch es wenigstens.", rannen die ersten Tränen über sein Gesicht. "Es tut mir leid.", weinte sie und schüttelte den Kopf. "Ist schon gut.", umfasste die Kapitänin ihre Hand und drückte sie leicht. "Dann heile ich sie.", meinte der Sommersprossige entschlossen. "Schatz, lass den Unsinn, damit würdest du maximal erreichen, dass wir beide sterben.", hielt sie ihn von der Dummheit ab, denn er konnte ihr nicht helfen. "Ace, du musst es hinbekommen, für unsere Tochter da zu sein, denn ich kann es nicht mehr.", wendete sie sich schwach an ihn. "Bitte verlass mich nicht.", flehte er mit brüchiger Stimme. "Meine Zeit ist um.", hauchte sie mit feuchten Augen, denn sie konnte es wirklich nicht ändern. Er drückte sie sachte mehr an sich und bemerkte, wie kalt ihre Haut bereits war. "Ace, du musst sie gehen lassen. Sie verblutet innerlich und leidet unvorstellbare Schmerzen.", brachte Law bemüht fachmännisch heraus. Der Jüngere schloss kurz seine Augen und sah dann wieder in die blauen Seelenspiegel seiner Frau. "Süße, ich liebe dich.", streichelte er sanft ihre Wange. "Ich dich auch, Schatz, so sehr.", zogen sich dünne, nasse Linien durch den Dreck auf ihrem Gesicht. "Ich verspreche dir, dass ich mich um Hope kümmere.", bekam er heraus und wusste in dem Moment nicht, wie er sein Wort halten sollte. Aber sie quälte sich gerade dermaßen wegen und für ihn. Man merkte es an ihrer schweren Atmung und dem Ausdruck in ihren Augen. "Danke.", kam es ihr leise über die Lippen und er konnte nur noch nicken. "Ann, kannst du nochmal so eine Blüte machen?", fragte sie schwach. "Ja.", antwortete sie mit tränenerstickter Stimme. Die Kommandantin formte die große, weiße Blume und ließ sie auf die Kapitänen fallen, wo sie direkt verschwand.

"Hört mir genau zu!", hallte Serens Stimme durch die Köpfe aller. Da gab es noch so vieles, was sie vorhatte los zu werden. "Nehmt die Ereignisse des heutigen Tages als Mahnmal für die Zukunft. Nie wieder soll so etwas passieren. Wir sind alle Menschen und haben ein glückliches Leben verdient. Ich habe meines bewusst für euch alle und eine bessere Welt gegeben. Tut mir den Gefallen und tretet diese Geste nicht mit Füßen. Seid für andere da, so wie ihr es euch auch für euch selbst wünschen würdet. Die Schwächeren sind nicht die Verlierer, auch sie haben eine Chance verdient. Genießt euer Leben und helft, die Zukunft aufzubauen und zu gestalten, so gut es euch möglich ist. Jeder noch so kleine Beitrag zählt. Und egal, was irgendwer sagt, niemand ist wertlos." Viele der White Flame Piraten versuchten ihre Tränen zu verbergen, was ihnen mehr schlecht als recht gelang und einige waren in Richtung der Kapitänin losgelaufen. "Ihr alle wart mir immer wichtig und werdet es auch bleiben.", richtete sie sich an ihre Nakama. "Marco, Mihawk, bitte unterstützt Ace. Es wird schwer für ihn werden.", schaute sie zu den Vizes auf, die einstimmig nickten. "Du wirst uns auch fehlen.", kam es von beiden mit feuchten Augen, wie aus einem Mund.

"Es wird Zeit.", lächelte sie minimal zu Ace hoch. "Ich weiß.", erwiderte er unendlich traurig. Der Sommersprossige beugte sich zu ihr hinab und legte seine Lippen zärtlich auf die seiner Frau. Als er den Kuss löste, kippte ihr Kopf zur Seite und ihre Lider waren geschlossen. Er drückte sie an sich und spürte, wie das Leben aus ihrem Körper wich. Serens Bewusstsein dämmerte dahin und alle Kraft verließ sie. Sie vernahm noch einen verzweifelten Schrei, der sicherlich laut genug war, um über die gesamte Grand Line zu hallen und dann war alles Schwarz.

Flamme der Freiheit Teil 2 🗸Where stories live. Discover now