204. Versteckspiel

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Über zwei Wochen war Kuzan nun schon bei den Piraten und er hätte niemals geglaubt, dass es ihm auch nur im Ansatz gefallen könnte, doch er mochte es wirklich auf diesem Schiff. Die Menschen waren entspannt. Es gab zwar so manche Chaoten und je nach Tagesform gehörte selbst Seren dazu, doch genau das machte sie auch sympathisch. Erstaunlich, dass sie selbst Falkenauge an Bord hatte und der sich sogar wohl fühlte. Der Samurai hatte ihm seine Sichtweise über die junge Frau und ihren Mann geschildert, aber er konnte das nicht fassen. Das klang schon bald danach, als wenn sie das waren, wofür er all die Jahre die Marine gehalten hatte. Seine Konsequenz war, vorerst weiter zu beobachten und abzuwarten, zu was sich das alles entwickeln würde. Auf die Frage wohin sie nun wollten, hatte er keine Antwort bekommen und allgemein schwiegen die Kapitäne sich über die Zukunft aus, genau wie auch der Rest auf der Moby. Es war ihnen ja nicht mal zu verdenken. Zwar wollte sie ihn dabei haben, aber solange er nicht wirklich dazu gehörte, hätte er es an ihrer Stelle ja genauso gehandhabt.

Es klopfte und er setzte sich auf. "Ja.", bat er den Besuch herein. Seren betrat den Raum und schloss die Tür hinter sich. "Es ist also wahr.", verzog sie bedauernd das Gesicht. Kuzan saß dort in Unterhose und sein linkes Bein bestand ab der Mitte des Oberschenkels aus Eis. Die Narben auf seinem Körper mussten auch von wirklich ernsten Wunden herrühren. "Ich hatte nur den Zeitungsbericht gelesen und einige Gerüchte gehört.", lehnte sie sich an den Schreibtisch und fuhr sich durch die blonde Mähne.

"Habe ich dich geweckt?", lächelte sie ihn dann an. "Nein, hast du nicht. Ich war duschen und hatte keine Lust, direkt danach wieder an Deck zu kommen.", erwiderte er. "Gefällt es dir bei uns?", fragte sie frei heraus. "Ich habe es mir schlimmer vorgestellt.", gab er zu. Die junge Frau drehte sich um und sah zwischen den Papieren umher. Nachdenklich schob sie ein Blatt nach dem anderen zur Seite und er beobachtete sie dabei. War schon heute der Tag, an dem sie wollte, dass er eine Wahl traf? Dass dieser unausweichlich kommen würde, war ihm klar und das musste ja auch sein. Doch momentan war er sich noch immer nicht sicher bei den Antworten. "Na gut, ich will dich auch nicht weiter behelligen. Wir sehen uns später ja noch.", verabschiedete sie sich und ging. Irritiert sah er dann die wieder geschlossene Tür an. Sollte er in das jetzt etwas hinein interpretieren?

In Gedanken ließ er sich wieder auf das Bett zurückfallen. Diese Piratin war schlau und hatte einen unglaublichen Überblick. Sowohl über die Dinge hier an Bord, als auch über die in der Welt. Egal wie oft er es versuchte zu verstehen, es gelang ihm einfach nicht. Mittlerweile war er überzeugt davon, dass ihm das auch unmöglich war, da ihm Informationen fehlten. Zahlreiche Blätter hatte er mit seinen Überlegungen vollgekritzelt und sie stapelten sich auf dem Schreibtisch. Das hatte ja eben auch einen Moment gedauert, bis sie... Die Augen aufreißend, sprang er auf die Beine, als ihn die Erkenntnis traf und er begriff, dass sie das ja alles gelesen hatte.

"Komm rein, Aokiji.", erklang es gedämpft aus der Kapitänskajüte. "Ich hätte dich schneller erwartet.", lächelte sie. Eine halbe Stunde war ihr doch schon lange vorgekommen. "Was kann ich für dich tun?", wollte sie wissen, als er sich ihr gegenüber gesetzt hatte. "Wieso hast du nichts zu dem gesagt, was du gelesen hast?", sah er sie interessiert an. "Was hättest du denn hören wollen?", lehnte sie sich gelassen zurück. "Nunja, was du darüber denkst.", entgegnete er. "Was ich über deine Gedanken denke.", schmunzelte sie. "Ich werde dir nicht sagen, ob du mit etwas richtig oder falsch liegst. Dann hätte ich dir von Anfang an alles Mögliche über uns erzählen können. Du sollst dir eine eigene Meinung bilden und dann aus Überzeugung gehen oder bleiben.", stellte sie fest.

"Gibt es denn irgendetwas, das du unbedingt über mich wissen möchtest?", faltete sie die Hände auf dem Tisch. "Wieso gibt es Isis zwei mal?", fragte er dann. "Ich meine, jede Teufelsfrucht ist doch einzigartig. Oder war das ein Trick?", griff er zum Whiskey. Amüsiert schnaubte sie auf. "Weißt du, es ist schon interessant, wie beschränkt die Vorstellungskraft vieler Menschen ist.", schnalzte sie mit der Zunge. "Das da an dem Tag war Cecil.", sagte sie schlicht und seine Augen wurden größer. "Wie du ja weißt, sind wir leibliche Schwestern.", stellte sie fest und er nickte. "Diese Fähigkeit, die die Marine Isis nennt, wird vererbt.", beugte sie sich schnell zur Seite, um dem Alkohol zu entgehen, den Kuzan über den Tisch spuckte. "Sowas ist doch unmöglich.", kam es entgeistert von ihm. War die Ähnlichkeit des Kapitäns und Isis denn nur ein Zufall oder hatte es auch etwas mit dieser 'Kraft' zu tun? "Heißt das dann, dass dein Mann dein Bruder ist?", wollte er zweifelnd wissen und sie musste verhalten lachen, bei der Erinnerung an ihre Kindheit. "Nein, das ist anders. Ich habe ihn vor dem Tod bewahrt mit einer bestimmten Technik, die ich nur einmal im Leben einsetzen kann. Deswegen verfügt er seitdem auch über diese Kräfte.", erklärte sie gelassen. "Ach so.", trank er einen Schluck, verschluckte sich und hustete stark.

Mit aufgerissenen Augen starrte er auf den Tisch. Isis hatte damals den Sohn von Gol D. Roger aus Marineford weggebracht und war danach sehr lange verschwunden. Wie er jetzt wusste, wurde sie Kapitänin der ehemaligen Whitebeard Piraten und ab dem ersten Bericht, den er je gelesen hatte, war Shiroi an ihrer Seite. Wenn der junge Mann also seine Kräfte durch sie erhalten hatte, war es sehr wahrscheinlich, dass er in Wirklichkeit ebenfalls ganz anders aussah. Der ehemalige Marine rief sich den Weißhaarigen vor Augen und stellte sich ihn mit ein paar veränderten Merkmalen vor. War das denn möglich? Konnten sie es wirklich geschafft haben, ihn solange vor der Regierung zu verbergen? Auch wenn die Tarnung echt gut war, lag es außerhalb seiner Vorstellung, dass er nur so herum lief und das hätte doch irgendwer sehen müssen. Er irrte sich doch sicherlich.

"Na los, sprich es schon aus.", sagte die Blondine herausfordernd. "Feuerfaust Ace lebt.", hauchte er und sah sie dann an. Das Grinsen auf ihrem Gesicht war zufrieden, glücklich und auch irgendwie liebevoll, als sie kurz in die Vergangenheit abschweifte. "Es freut mich, dass ich dich nicht überschätzt habe.", kam es von ihr. "Wenn irgendwer davon...", setzte er an. "Niemand wird es erfahren, wenn wir es nicht wollen.", stellte sie klar. "Zugegeben, das Versteckspiel nervt sehr, aber ist leider notwendig.", seufzte sie. "Wer weiß noch davon?", schaute er sie prüfend an. "Alle, die zur Mannschaft gehören, drei andere Personen und eine Insel voller Eingeborener, sage ich jetzt mal.", gab sie gleichgültig zurück. "Und ich.", fügte er hinzu. "Genau.", bestätigte sie. "Und ich bin mir sicher, dass du es schon weißt, aber ich sage es dir trotzdem. Versuche nicht uns zu verraten. Du kannst dir nichtmal im Ansatz vorstellen, was ich alles bereit wäre dir und jedem anderen anzutun.", kam es drohend von der jungen Frau. "Ich habe da wohl so eine Ahnung.", ließ er sich gegen die Lehne sinken.

Flamme der Freiheit Teil 2 🗸Where stories live. Discover now