218. Tröstlichkeit

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"Dann weißt du ja sicherlich, dass du chancenlos bist.", grinste Margarete. "Oh. Seit wann sind wir denn beim 'Du'?", wollte sie amüsiert wissen. Vinzenz hatte den Dolch entfernt und die Wunde war bereits verheilt. "Nicht schlecht.", kommentierte die Kapitänin. "Wer bist du überhaupt?", stand Theodor auf. "Seren.", sagte sie schlicht und er warf seiner Frau einen irritierten Blick zu. "Bestimmt auch irgendeine Teufelsfrucht.", meinte die dazu nur. Die Piratin schnaubte leise auf und streckte ihre geschlossene Rechte aus. Sollten die doch glauben, was sie wollen. "Sternenmeer.", öffnete sie ihre Hand, worauf die kleinen Glitzern los schwebten und sich verteilten. Der gesamten Crew ging es schlagartig besser, sobald eines der winzigen Lichter sie erreicht hatte. "Erschießt die Zwei. Sie sind eh nutzlos.", reckte die Rothaarige das Kinn. Gelassen hob Isis ihre Linke in die Richtung, aus der die Schüsse erklangen und die Kugeln stoppten knapp vor ihr, bevor sie zu Boden fielen. "Ihr habt ja keine Ahnung, mit wem ihr euch angelegt habt.", funkelte sie die Versammelten wütend an.

"Alle zurück auf die Moby!", befahl sie und in die Piraten kam Bewegung. "Ihr geht nirgendwohin!", schrie die Rothaarige. "Und ihr haltet niemanden von ihnen auf.", stellte sich Shiroi entschlossen neben seine Frau. "Es wäre mir lieber, wenn du auch gehen würdest, Schatz.", schielte sie unsicher zu ihm. "Du weißt, dass das nicht passieren wird.", lächelte er der Weißhaarigen zu. Eine dicke Eiswand hielt die Leute davon ab, ihrer Mannschaft zum Hafen zu folgen. "Dann soll es beginnen.", schaute Isis entschuldigend zu Dorothea, die daraufhin an ihr vorbei trat. "Ich danke dir dafür.", meinte die Jüngere ehrlich. "Wofür?! Die können auch nichts ausrichten!", blaffte Margarete. "Das wird sich ja zeigen.", lächelte die Kapitänen selbstgefällig. Sie hatte zwar keine Ahnung, ob es ihr wirklich gelingen würde, diese Menschen zu töten, doch sie war entschlossen, alles zu tun, was in ihrer Macht stand.

Die weißen Flammen loderten auf und dadurch, dass der Wall mittlerweile einen gefrorenen Ring um sie alle bildete, kam auch keiner weg. "Du kannst uns nicht helfen!", keifte Margarete sie an. "Lass es mich einfach versuchen!", gab sie ernst zurück. "Was habt ihr schon zu verlieren?", setzte sie nach. "Unsere Befreiung.", erwiderte die Ältere um Fassung bemüht. Augenverdrehend stieß sie Luft aus, wollte die Gute es einfach nicht begreifen, dass sie an ihre Crewmitglieder nicht ran kam. Einer inneren Eingebung folgend, zog die Kapitänin ihre Katana.

Als würden die Waffen den Ernst der Lage spüren, vibrierten sie in ihren Händen. Mit dem, was dann kam, hatte sie allerdings auch nicht gerechnet. Schmale Risse, durch die Licht drang, brachen das Metall auf, bis es zersplitterte. Die eine Klinge war strahlend weiß, wurde durchzuckt von feinen blauen Linien und die andere rot mit immer wieder aufflackernden grünen Stellen. "Also schlägt eine Legende die andere.", grinste Isis. Eigentlich hatte sie nicht geglaubt, es jemals zu erleben und schon gar nicht auf irgendeiner unbedeutenden Insel, wo sie nur durch Zufall gelandet waren. Sie fühlte die Energie, welche schon etwas beängstigendes an sich hatte, und atmete nochmal durch. Die Kapitänin hob Chikei über ihren Kopf und ließ es anschließend abwärts sausen. Vom Himmel fuhr ein gigantischer, weißer Blitz hinab, der wiederum von schmalen, blauen umrundet wurde. "Unmöglich.", hauchte Margarete, den Blick nach oben gerichtet. Die Piratin ließ Kinsuji parallel zum Boden durch die Luft sausen, der sich daraufhin auf tat und rote Flammen, durchzogen von grünem Lodern, drangen an die Oberfläche. Die Augen von Isis fanden die der Mutter und sie nickten einander zu. Bevor sie zu Asche zerfiel, formten die Lippen der Älteren noch ein 'Danke'. Die Menschen litten nicht, wurden einfach nur zu Staub und vom Wind davongetragen. Das gesamte sich bietende Bild hatte eine surreale Tröstlichkeit an sich.

Erschöpft legte Seren den Kopf in den Nacken und atmete schwer. Sie hatte nicht gedacht, dass es für sie so anstrengend werden könnte, geglaubt, dass die Schwerter es alleine regeln würden. Doch sie lag gründlich daneben. Es hatte auch ihr einiges abverlange. Allerdings war da keine Alternative gewesen, um ihre Familie zu beschützen und alle zu retten. Ja, auch für die Bewohner war es eine Rettung gewesen, hatten sie sich doch offenkundig den Tod herbei gesehnt.

Shiroi konnte sie nur anstarren. Er hatte diese Legende nie für voll genommen und war immer der Überzeugung gewesen, dass lediglich irgendwas im übertragenen Sinne gemeint sein konnte. Damit war er im Irrtum gewesen. Dieses ganze Spektakel hatte ihn sprachlos gemacht, allerdings auch darin bestärkt, dass sie alles schaffen konnten. Es würde der Tag kommen, an dem die Welt zu einer besseren gewandelt sein würde und sie ihr Leben genießen könnten.

Kuzan ging langsam zu den Kapitänen. Das Feuer hatte sein Eis nicht mal wirklich berührt. Ob sie das gesteuert hatte? Konnte sie diese Macht wirklich kontrollieren? Wenn ja, dann war sie viel stärker, als er je geahnt hatte. Besser hätte er sich nicht entscheiden können. Die Chance, dass sich wirklich alles zum Guten wendete, wurde immer größer und greifbarer. Bei dem Gedanken stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht.

"Gut gemacht, Käpt'n.", sagte Aokiji anerkennend. "Hm.", zog sie die Stirn kraus, kniff die Augen zusammen und hielt sich den Kopf. "Alles in Ordnung?", fragte Shiroi besorgt. "Komm, setz dich lieber.", fasste er die Blondine beim Oberarm und ließ sich mit ihr auf den Boden sinken. "Das wird schon wieder.", lächelte sie matt, "Jetzt ist es ja vorbei." "Zum Glück.", umarmte ihr Mann sie erleichtert. "Noch nicht ganz.", erklang eine Stimme und die drei Piraten sahen auf.

Flamme der Freiheit Teil 2 🗸Where stories live. Discover now