220. Gefühl des Versagens

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"Wie sieht der Plan aus?", nippte Falkenaugen an seinem Glas Whiskey. "Sag du mir mal lieber, was du da trinkst, Mihawk.", schmunzelte Seren sichtlich amüsiert. "Von Wein lasse ich erstmal die Finger.", meinte der Schwertkämpfer mit einem leidvollen Gesichtsausdruck. "Wir können wirklich froh sein, dass du so misstrauisch bist, Käpt'n.", rieb der Phönix sich den Nacken. "Ja, ihr solltet dankbar sein, dass ihr mich habt.", lachte die Angesprochene und schüttelte leicht den Kopf. "Aber zurück zum Plan.", meinte sie ernst.

"Das Ganze läuft, wie folgt, ab.", breitete sie die Karte aus. "Marry, Ann, Marco, Cecil, Hitomi, Marry und Mihawk, ihr kommt mit uns mit. Alle anderen warten hier auf der Moby.", zeichnete sie eine Stelle ein. "Und dann?", schaute Shiroi zu ihr. "Wir werden uns wohl der herrschenden Situation anpassen müssen. Je nachdem was uns erwartet, teilen wir uns auf oder bleiben zusammen. Ich kann noch nicht einschätzen, was wir dort finden.", blickte sie leicht lächelnd in die Runde. "Was sagen die Navigatoren?", wendete der Kapitän sich an Marco. "Soweit machen wir gute Fahrt und sollten es in unter einer Woche geschafft haben.", erklärte er knapp. "Gut.", stand die Blondine auf. "Dann war es das. Ihr könnt gehen.", verabschiedete sie die Anwesenden.

"Süße, es tut mir leid.", setzte sich Ace zu ihr aufs Bett. "Schatz, du denkst nicht wirklich, dass ich wütend auf dich bin.", lächelte sie ihn an. "Keine Ahnung. Du hast gestern direkt geschlafen und heute auch nicht wirklich mit mir geredet.", zuckte er unschlüssig mit den Schultern. "Das Erste, könnte daran gelegen haben, dass ich verdammt fertig war. Und das andere... Mir macht es wirklich zu schaffen, dass sie scheinbar ihre Existenz wegen mir beendet hat und ich nicht mal ihren Namen kenne.", ließ sie traurig den Kopf hängen. "Es ist doch nicht wichtig, wie sie hieß, sondern dass sie ihren Frieden gefunden hat. Dank dir.", drehte er sie vorsichtig zu sich. Fest umarmte sie ihn, drückte den eigenen Körper an den des Sommersprossigen und er erwiderte die Geste, bevor er sich mit ihr nach hinten auf die Matratze fallen ließ.

"Wir hätten wachsamer sein müssen.", ballte Marco die Faust. Er war wütend auf sich selbst, dass er nicht auf alles geachtet hatte. Doch wer hätte denn damit rechnen können, was auf dieser Insel wirklich abging? Er war sich nicht mal sicher, ob es am Wein gelegen hatte oder er nur unvorsichtig wurde, weil die Leute so nett schienen. "Hör auf damit. Es bringt nichts, wenn wir uns im Nachhinein deswegen fertig machen. Es ist doch alles gut gegangen", meinte Mihawk. "Das ist aber nicht unser Verdienst.", murmelte der Blonde. "Wir sind halt auch nur Menschen.", schmunzelte der Schwertkämpfer. Ihn freute es auch nicht, wie das alles abgelaufen war, doch konnten sie es nun nicht mehr ändern. Alles in allem waren die Zusammenhänge schon erstaunlich und so verworren. Wozu Menschen doch in der Lage sein können, war schon immer erschreckend gewesen. "Ich weiß.", meinte Marco tonlos.

"Denkst du, es wird gefährlich?", schaute Hitomi besorgt zu seiner Freundin, die in dem Moment aus dem Bad kam. "Der Kerl ist nicht gerade eine kleine Nummer.", zuckte sie die Achseln und tauschte ihr Handtuch gegen ein übergroßes Shirt. "Aber wie Seren vorhin bereits erklärt hat, können wir nicht planen, weil wir nicht wissen, was uns dort erwartet.", legte sich Cecil zu ihm. "Hm.", machte er, drehte sich auf die Seite und sah sie an. "Ich liebe dich.", lächelte der junge Kommandant. "Und ich dich.", gab sie zufrieden zurück. "Auf jeden Fall dürfen wir nie wieder so leichtsinnig sein.", meinte er dann ernst. "Wer hätte das denn ahnen können?", seufzte sie tief. "Mir fällt da wer ein.", murmelte er undeutlich. "Seren hätte aber auch falsch liegen können.", gab die Blondine zu bedenken. "Immerhin war sie sich doch selbst nicht sicher, ob es an der Insel oder an Law lag.", setzte sie noch nach. "Ja, stimmt schon. Trotzdem... Es hätte alles anders ausgehen können.", zog er angestrengt die Brauen zusammen. Jedem machte die Sache zu schaffen und dieses Gefühl des Versagens würde sich auch noch eine Weile halten, das wusste er. Man musste es akzeptieren und in Zukunft vorsichtiger sein. "Es wird schon alles gut werden.", rutschte Cecil dichter an ihn heran. "Hoffentlich irrst du dich nicht.", drückte er sie an sich und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.

Marry stand an Deck und betrachtete das Meer, welches sich friedlich dort vor ihr erstreckte. Die ganze Sache war verdammt knapp gewesen und gerade die, die von ihnen mit bei der Familie waren, fühlten ein tonnenschweres Gewicht auf ihren Schultern. Nichts hatten sie alle gemerkt und schon geglaubt, dass die Kapitänin Gespenster sehen oder paranoid werden würde. Seufzend ging sie sich mit den Fingern durch ihre schwarze Mähne und schüttelte leicht den Kopf. Jetzt war es wichtig, nach vorn zu schauen und aus den Fehlern zu lernen, um am Ende erfolgreich zu sein.

In der Küche lehnte Thatch an der Arbeitsplatte. Er konnte nicht schlafen, hatte es über zwei Stunden versucht. Kaum schloss er die Augen, tauchten diese Bilder auf. Alles hätte gestern für immer vorbei sein können und jeder trug eine Teilschuld daran. Sie alle hatten sich doch entschieden, Seren zu vertrauen und trotzdem taten sie es nicht. Dieser Gedanke versetzte ihm einen Stich. So viele Jahre waren er und die Blondine gute Freunde und dennoch folgte er ihren Ansichten nicht bedingungslos. War das nun gut oder schlecht? Sie sagte doch immer, dass jeder Mensch seinen eigenen Kopf hat und das, um den auch zu benutzen. Resignierend seufzte er und schlurfte aus der Kombüse.

Kuzan legte seine Sonnenbrille auf den Schreibtisch und rieb sich den verspannten Nacken. Gerne hätte er noch mehr von diesem 'Geist' erfahren und länger mit ihr geredet. Ihm war völlig klar, dass die Sache die Kapitänin fertig machte, deutete doch alles darauf hin, dass ihre Ahnin ihre Existenz für die Blondine beendet hatte. Solche Dinge zerrten an ihren Nerven und es blieben nur noch wenige Tage, damit sie ihr Gleichgewicht wieder finden könnte. Für den bevorstehenden Kampf musste sie gewappnet sein, ohne dass Zweifel an ihr nagten. Vielleicht sollte er morgen mal mit ihr reden, damit sie sich aussprechen konnte. Manchmal half das ja.

Flamme der Freiheit Teil 2 🗸Where stories live. Discover now