269. Porneglyphen

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"Das ist sie also. Die Insel, wo sich alles entscheidet.", betrachtete Seren das Eiland, welches am Horizont erschien. "Ja.", kam es ernst aus der Teleschnecke von Shanks. "Noch kannst du umkehren.", grinste sie schief. "Nein.", sagte er nur knapp und dann war es still. Die Red Force, Thousand Sunny und Victoria Punk würden auf der Westseite anlegen und die Moby auf der Ostseite, an der auch die Blackbeard Flotte ankommen sollten. Ihr Vorsprung hatte sich verkleinert, stand der Wind hinter ihnen wesentlich günstiger, als die Brise in den eigenen Segeln. Das würde Opfer bedeuten, denn die Kapitänin rechnete fest damit, dass sie einige Zeit bräuchte, um zu finden, was sie suchte. Ihre innere Anspannung wuchs und zerriss sie schier, denn in dieser Situation gab es keine richtige Entscheidung, lediglich die Herausforderung, die Konsequenzen zu akzeptieren. Genau dort lag ihr Problem, denn das konnte sie nicht. Immerhin hatte sie sich selbst geschworen, nie wieder jemanden zu verlieren und nun mutete es unausweichlich an. Wenigstens war Hope seit einer guten Stunde weit weg und in Sicherheit bei Dadan. Für ihre Tochter war gesorgt, egal wie der heutige Tag ausgehen würde. Der Fakt entspannte sie nur marginal, aber wenigstens etwas. Auch allen anderen auf dem Schiff merkte man die Anspannung an. Es war ziemlich ruhig, Gespräche wurden nur gedämpft geführt und die Meisten hingen ihren Gedanken nach. "Wir schaffen das.", schloss Ace sie unvermittelt von hinten in seine starken Arme, womit er nicht nur ihr Halt gab, sondern auch sich selbst. "Füreinander und für alle anderen.", flüsterte er ihr zu und die Blondine nickte entschlossen.

Die Füße der fünf Kapitäne betraten den sandigen Boden und drei Schiffe segelten direkt weiter. "Da wären wir also.", schaute Kid sich die karge Landschaft an. Sie standen auf einer beinahe ebenen Fläche, die an eine Felswüste erinnerte. Zu ihrer Linken befand sich ein Wald, den man jedoch eher als ein wucherndes Gestrüpp betiteln konnte, und hinter dem reckten sich die uralten Ruinen in den Himmel, die noch immer etwas ehrfurchtgebietendes an sich zu haben schienen. "Lange ist es her.", blieben die Augen des Kaisers an den Überresten hängen. "Siehst du das pyramidenähnliche Gebäude?", wendete er sich an Seren. "Ja.", antwortete sie und sah ihn abwartend an. "Das ist dein Ziel.", stellte er sich neben sie, legte ihr seine Hand auf die Schulter und drückte sie behutsam. "Danke, Shanks!", warf sie sich dem Älteren geradezu an den Hals. "Schon gut, Kleines.", lachte er auf. Unschlüssig schaute sie zu Kid rüber. "Untersteh dich.", verschränkte er mit dem Ansatz eines Grinsens die Arme vor seiner Brust. "Sturkopf.", schmunzelte sie leise, "Trotzdem danke." Er nickte ihr verstehend zu. "Ruffy, ist es wirklich okay für dich, wenn ich...", stand sie unsicher vor ihrem kleinen Bruder. "Seren, hör auf, dir darüber Gedanken zu machen. Es gibt doch jetzt wichtigere Dinge, als einen Titel. Meinen eigentlichen Traum werde ich trotzdem verwirklichen.", unterbrach er sie völlig überzeugt. "Danke.", umarmte sie ihn fest. "Süße." trat ihr Mann an sie heran. "Geh jetzt, die Zeit läuft gegen uns.", schaute er sie eindringlich an. "Ja.", brachte sie mit bebender Stimme heraus. "Wir werden sie so lange aufhalten, wie wir können.", zog er sie an sich und legte eine Hand an ihre Wange. Entschlossenheit loderte in seinen dunklen Irdenen. "Passt auf euch auf.", flehte Seren mit feuchten Augen. "Werden wir und du trödel nicht zu lange.", grinste er frech, wodurch auch sie sich ein Lächeln abrang. "Bis nachher.", drückte er ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen. Nickend drehte sie sich um und lief los. "Bereitet euch alle vor!", rief Ace in Richtung Schiff. Die drei anderen Mannschaften würden auch in Kürze bei ihnen sein.

Die Blondine bahnte sich ihren Weg durch das Dickicht, wobei ihre Katana eine große Hilfe waren, und behielt nebenbei alle in ihrem Geiste im Auge. Knappe zwei Stunden blieben ihr lediglich, bis die Blackbeard Piraten eintreffen würden und deshalb musste sie sich beeilen. Die Strecke zu den Ruinen verschlang einiges an Zeit und Hot Pant mit Top stellten sich als nicht ganz ideale Kleiderwahl heraus. Kleinere Schrammen auf ihrer Haut vermehrten sich zusehends, störten die junge Frau allerdings nicht, denn damit konnte sie sich später befassen. Sie hatte keinerlei Idee, was sie erwarten würde, traute ihrer Mutter allerdings einiges zu und war überzeugt, dass auch jene schon mal einen Fuß auf diese Insel gesetzt hatte.

Nach einer gefühlten Stunde lief sie durch die Ruinen der namenlosen, uralten Stadt und konnte nur erahnen, wie prachtvoll diese einstmals gewesen sein musste. Die lange zerfallenen Gebäude ragten immer noch imposant in den Himmel und ließen sie hart schluckend begreifen, dass sie nur eine winzige Existenz auf der Welt war. Die Erbauer dieses Ortes mussten unfassbare Meister in dem gewesen sein, was sie taten und nichtmal im Ansatz vermochte sie sich vorzustellen, zu was diese Zivilisation in ihren Hochzeiten noch alles im Stande war. Wäre sie ihrer Neugierde gefolgt, hätte sie sich alles genau angesehen, aber so warf sie nur im Vorbeigehen knappe Blicke zu beiden Seiten. Hinter einigen Säulen erkannte sie etwas, das bläulich schimmerte in den letzten schwachen Strahlen der Abendsonne. "Porneglyphen.", murmelte sie leise vor sich hin. Im Endeffekt war es nur logisch, dass sich hier einige der massiven Steinklötze befanden und doch überraschte sie dieser Anblick im ersten Moment.

Ihr Ziel lag zentral und mutete wirklich wie eine Pyramide an, an der eine lange, breite Treppe nach oben führte. Alle Gebäude waren riesig, doch jenes in der Mitte tat sich kolossal hervor. Dort angelangt, lief sie die Stufen hinauf.

Flamme der Freiheit Teil 2 🗸Where stories live. Discover now