Teil 156

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Sofy

„Bereit?“, fragte ich und er nickte, weshalb ich auf Start drückte. Wir brauchten drei Versuche, bis es endlich gut war. „Moin Leute“, begann Wincent, „Heute mal ein ernsteres Thema. Die Mehrheit hat es ja vermutlich mitbekommen. Jemand hat sich den Spaß erlaubt und meine Adresse veröffentlicht. Da sind wir juristisch auch schon dran … Na ja. Seit das gestern geschehen ist, haben wir keine Ruhe mehr. Seit heute Morgen klingeln ständig welche an der Tür, wollen Fotos und so weiter. Leute. Ich bin niemand, der normalerweise ablehnt, wenn er nach einem Foto gefragt wird. Aber ihr überschreitet da wirklich eine Grenze. Sprecht mich an, wenn ihr mich in der Stadt seht, kein Ding. Aber bitte lasst mir zu Hause meine Privatsphäre. Versteht mich nicht falsch, ich weiß, dass ich in der Öffentlichkeit stehe. Aber das hat Grenzen. Und die werden einfach überschritten, wenn ich zu Hause keine Ruhe mehr habe.“ Er blickte mich kurz fragend an, ich nickte, da ich von der Fahrt ja wusste, was er wollte. „Meine Freundin hat keine Ruhe mehr, weil den ganzen Tag jemand klingelt. Und nur mal nebenbei, ja, ihr wisst, dass ich eine Freundin habe. Aber es gibt Gründe, wieso ihr nicht wisst, wer sie ist. Weil sie nicht in die Öffentlichkeit will!  Wenn jetzt aber ständig irgendwelche Leute bei uns vor dem Haus stehen, dann ist mir klar, dass irgendein Idiot demnächst Fotos macht und hochlädt. Könnt ihr nicht verstehen, dass auch ich ein Privatleben habe? Und dass ich meine Familie einfach auch aus der Öffentlichkeit raushalten will. Und wenn das nicht aufhört, sehe ich mich gezwungen, die Polizei zu rufen und das jedes Mal, wenn jemand vor der Tür steht. Und ganz ehrlich? Da hab ich wirklich keinen Bock drauf. Also bitte … lasst es einfach!“
Damit endete die Aufnahme und ich reichte ihm sein Handy. „Kann das so gepostet werden?“, erkundigte er sich unsicher. „Ich finde schon“, versicherte ich, „Aber du kannst es doch sonst Amelie schicken und es abnicken lassen.“ „Stimmt“, murmelte er und schickte das Video erst an Amelie, um sich ihre Meinung einzuholen. „Komm“, sagte ich dann und hielt ihm meine Hand hin. „Hm?“, entgegnete er und sah mich fragend an. „Wir gehen ein bisschen am Strand entlang, damit du mal abschalten kannst“, antwortete ich lächelnd. „Das ist eine gute Idee“, erwiderte er, nahm meine Hand und so gingen wir nach draußen, um am Strand entlangzuspazieren. Es tat gut, völlig stressfrei spazieren zu können.
Als wir zurückkamen, ließen wir uns auf die Couch fallen und Wincent widmete sich Amelies Antwort. Da diese positiv ausfiel, postete er das Video und legte das Handy dann, auf stumm geschaltet, beiseite. „Was machst du?“, wollte ich verwirrt wissen. „Es einfach bis morgen nicht mehr beachten.“ „Weißt du was? Die Idee ist gut“, entgegnete ich, stellte mein Handy ebenfalls auf stumm und legte es beiseite, „Das bleibt den ganzen Urlaub über auf stumm.“ „Hm. Das klingt nach einem Plan. Einfach abschalten. Und einfach meine Ruhe haben …“ „Ach? Also soll ich lieber gehen?“, neckte ich ihn und spielte empört. „Nein? Ganz sicher nicht!“, antwortete er und endlich lachte er wieder, „Du bleibst natürlich. Wer weiß schon, ob das unser letzter Urlaub zu zweit ist. Und so sehr ich auf die zwei Zwerge freue, den letzten Urlaub zu zweit will ich genießen.“ „Ja, wobei ich doch langsam immer mehr merke, dass der Bauch größer wird“, erwiderte ich schmunzelnd, „Aber ich seh das wie du. Wegen mir müssen wir auch gar nicht viel unternehmen. Einfach nur mal entspannen.“ „Hm. Und ausschlafen“, nuschelte er gähnend. Durch den spontanen Aufbruch war es natürlich spät, aber gleichzeitig, hatten wir auch den ganzen Tag über noch nichts gegessen. „Wäre aber irgendwie schön, wenn wir vor dem Schlafen noch etwas essen könnten“, entgegnete ich grinsend. „Die Idee ist auch gut. Ich hol uns was und du legst mal die Füße hoch“, murmelte er und gab mir einen kurzen Kuss. Da ich ehrlich gesagt ziemlich kaputt war, protestierte ich gar nicht erst, sondern legte mich einfach auf die Couch und döste nur kurze Zeit später auch schon ein.

Vielleicht irgendwann (1)Where stories live. Discover now