Teil 92

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Sofy

Wir quatschten noch ziemlich lang, sodass die Zeit aber auch wie im Fluge verging. Und so war es auch mit den nächsten Tagen. Und ehe ich mich versah, war es der Mittwoch, an dem ich Wincents Familie kennenlernen sollte. Eigentlich hatte ich alles so geplant, dass ich eher Feierabend machen konnte. Aber wie es ja immer war, wenn man etwas geplant hatte, es musste etwas dazwischenkommen. Und so erhielt ich kurz vor Feierabend noch einen neuen Auftrag. „Sofy? Ich weiß, du wolltest früher gehen, aber der Auftrag ist super wichtig“, bat mich mein Chef, „Du musst dich auch nur reinlesen, aber die Organisation muss morgen losgehen.“ „Um was geht es denn?“ „Du müsstest bitte die Hochzeit übernehmen. Sina fällt leider länger aus und kann das nicht machen.“ „Aber ich habe doch noch nie eine Hochzeit geplant. Von welchem Ausmaß reden wir denn hier?“ „Es wird eine echt große Hochzeit. Circa 300 Gäste. Du müsstest dich da sofort morgen dransetzten, dich mit dem Brautpaar treffen und alles.“ Na super. Hochzeitsplanungen waren so gar nicht meine Richtung, hatte ich noch nie gemacht. Wie sollte ich mich denn so schnell mit dieser Thematik auseinandersetzen? Ich musste doch Locations raussuchen und alles. Wann sollte ich das denn machen? Jedenfalls war es dann nichts mit dem früheren Feierabend. Na super. Aber mein Chef ließ mich auch nicht eher weg, wenn er nicht sah, dass ich mich ernsthaft damit auseinandersetze. Und so musste ich noch knapp drei Stunden länger bleiben. Nach Feierabend hetzte ich zum Auto, wenigstens war mein Fuß wieder in Ordnung. Und kaum saß ich im Auto, klingelte mein Handy und Wincent rief an. „Sofy?“, fragte er nur. „Ja? Oh, man Wincent es tut mir so leid. Mein Chef hat mir kurzfristig noch einen Auftrag reingedrückt. Ich bin aber jetzt unterwegs. Es tut mir so leid“, redete ich drauflos, während ich bereits den Motor starte. „Okay. Ich wollte nur sichergehen. Fahr bitte vorsichtig.“
Etwa eine Viertelstunde später, kam ich bei Wincent an. Eigentlich war mein Plan ja, dass ich mich vorher noch umzog. Daraus war jetzt nichts geworden. Mein Zopf von heute Morgen löste sich auch schon auf. Ich sah wirklich furchtbar aus. Und so sollte ich seine Familie kennenlernen? Das machte ja gleich einen super Eindruck. Schnell kramte ich aus meiner Tasche eine Haarbürste und versuchte zu retten, was noch zu retten war. Im Prinzip machte ich allerdings nur den Zopf neu, sodass das wenigstens einigermaßen vernünftig aussah. Erst dann ging ich zur Tür und klingelte. Als Wincent mir die Tür öffnete, schaute ich ihn nur entschuldigend an. „Tut mir leid. So, so leid. Wirklich.“ „Man Sofy. Alles ist gut“, entgegnete er lachend und gab mir einen kurzen Kuss, „Mach dir nicht so viele Gedanken. Komm lieber rein.“ Ich nahm seine Hand, die er mir bereits hinhielt und folgte ihm in die Wohnzimmer. Und spätestens ab da war ich so richtig nervös. Wincent dagegen war völlig entspannt. „So. Mama, Shay. Das ist Sofy“, stellte er mich auch gleich vor. Seine Mutter kam gleich auf mich zu, um mich in den Arm zu nehmen. „Wie schön, dich endlich kennenzulernen.“ „Ähm … freut mich auch Sie kennenzulernen“, entgegnete ich und lächelte verlegen. „Das Sie sparen wir uns lieber gleich, okay?“, meinte sie gleich, „In einer Familie finde ich es immer komisch, gesiezt zu werden. Ich finde es wirklich schön, wie glücklich Wincent wieder ist. Du scheinst ihm richtig gut zu tun. Es wurde auch Zeit, dass er mal eine vernünftige Frau findet, die auch auf eigenen Beinen steht.“ „Mama. Sofy kommt gerade von der Arbeit. Lass ihr doch mal Luft zum Atmen“, entgegnete Wincent schmunzelnd und schob mich sanft Richtung Couch, damit ich mich setzen konnte. „Was arbeitest du denn?“, wollte nun Wincents Schwester von mir wissen. „Ich bin Eventmanagerin“, antwortete ich lächelnd. „Und da machst du genau was?“ „Größtenteils plane ich Firmenevents. Also irgendwelche Veranstaltungen, Firmenfeiern. Letztes Jahr auch Festivals und seit heute offenbar auch Hochzeiten“, erklärte ich. „Hochzeiten?“, kam es jetzt überrascht von Wincent, „Das ist selbst mir neu.“ „Na ja. Der Auftrag, den mir mein Chef noch aufgebrummt hat, ist eine Hochzeit. Habe aber sowas noch nie organisiert und muss morgen aber schon Locations vorschlagen. Deshalb komme ich auch zu spät. Ich will aber auch niemanden mit meiner Arbeit langweilen“, erklärte ich und eigentlich hoffte ich, dass das Thema damit abgeschlossen war. Denn insgeheim war ich schon sauer auf meinen Chef. Ich blieb immer länger, machte so viele Überstunden und dann wollte ich einmal eher gehen und er drückte mir kurzfristig einen Auftrag rein.

Vielleicht irgendwann (1)Where stories live. Discover now