Teil 89

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Sofy

Am nächsten Morgen riss uns der Wecker aus dem Schlaf. Klar, es war Montag und ich musste zur Arbeit. Wincent dagegen brummte nur und vergrub sein Gesicht im Kissen. Müde rieb ich mir die Augen und setzte mich auf. Ich angelte mir Wincents T-Shirt und zog es mir schnell über, ehe ich versuchte aufzustehen. Als ich jedoch meinen Fuß aufsetzen wollte, musste ich leise fluchen. „Fuck“, murmelte ich und verzog das Gesicht vor Schmerz. „Ist dein Fuß nicht besser?“, murmelte Wincent verschlafen. „Es geht schon“, meinte ich nur, obwohl es wirklich schmerzte. „Sofy. Du kannst mich nicht anlügen, wann lernst du das?“, inzwischen hatte auch er sich aufgesetzt, „Lass lieber einen Arzt drüberschauen.“ „Du lässt ja eh nicht locker“, grummelte ich und seufzte, „Dann rufe ich mal in der Agentur an, dass ich heute nicht komme.“ „Geht doch. Ich geh jetzt erstmal duschen, dann fahr ich dich.“ „Passt das überhaupt? Hast du keine Termine?“, erkundigte ich mich. „Nein. Heute beziehungsweise die ganze Woche nicht. Freitag ist Bandtreffen und Probe, weil nächste Woche vereinzelte Auftritte starten“, Wincent beugte sich zu mir, um mir einen kurzen Kuss zu geben und verschwand dann im Bad.
Ich nutzte das, um Melina bescheid zu geben. Sie kam heute ja aus dem Urlaub und musste nicht so spontan erfahren, dass ich nicht kommen würde. Nachdem ich mich also krankgemeldet hatte, rief ich Melina an. „Sofy. Ein Anruf zu dieser Uhrzeit? Ist alles okay?“, begrüßte sie mich, als sie den Anruf entgegengenommen hatte. „Ja, keine Sorge. Ich wollte nur, dass du dich nicht wunderst, ich bleib heute zu Hause. Beziehungsweise fahr ich gleich zum Arzt, aber es ist nichts Schlimmes. Ich bin nur doof umgeknickt und Wincent besteht drauf, dass ein Arzt draufschaut.“ „Das ist auch besser. Vielleicht ist er ja nur verstaucht. Meld dich auf jeden Fall, wenn du mehr weißt. Bist du heute Abend zu Hause?“ „Ich denke mal. Wüsste nicht, wo ich sonst sein sollte.“ „Hm ich schon. Aber wenn du zu Hause bist, dann komme ich spontan vorbei, okay? Es gibt Neuigkeiten!“ „Okay, dann bin ich gespannt. Wir sehen uns heute Abend“, entgegnete ich lächelnd und legte auf.
„Was gibt es heute Abend?“, erkundigte sich Wincent neugierig, der gerade aus dem Bad gekommen sein musste. „Melina kommt mich heute Abend besuchen, mehr nicht“, entgegnete ich schmunzelnd und ging ins Bad, um mich fertig zu machen. Dabei versuchte ich natürlich, den Fuß so wenig wie möglich zu belasten.
Als ich aus dem Bad kam, saß Wincent in der Küche. Er hatte Kaffee gekocht und war in seinem Handy vertieft. Er blickte aber auf, als ich in die Küche kam und schob mir eine Tasse Kaffee hin. Ich setzte mich ihm gegenüber und musste dann doch noch einmal kräftig gähnen. „Doch noch ein Termin?“, fragte ich und deutete auf seinem Handy. Wincent schüttelte den Kopf: „Marco hat nur gefragt, ob wir heute Abend zocken wollen. Und wenn du eh Besuch von Melina hast, hätte ich ja Zeit.“ „Klingt doch gut. Und selbst, wenn ich nicht mit Melina verabredet wäre, hättest du Zeit. Du musst nicht jede freie Minute mit mir verbringen, vernachlässige deine Freunde nicht“, versicherte ich ihm. Er sollte sich nicht verpflichtet fühlen, wirklich jede Sekunde seine Freizeit mit mir verbringen zu müssen. Denn auch Freundschaften waren wichtig. „Ich weiß, aber ich verbringe gerne jede dieser einzelnen Minuten nur mit dir“, entgegnete er grinsend, „Aber du hast ja recht. Habe ihm ja auch zugesagt.“ „Dann ist ja gut“, entgegnete ich lächelnd.

Vielleicht irgendwann (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt