Teil 132

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Sofy

Meine Wut auf Wincent war natürlich schnell verflogen. Ich war einfach nur froh, dass er keine Dummheit angestellt hatte. Und ich konnte ihm doch auch gar nicht lang böse sein. Es war doch wirklich süß, dass er mich so beschützen wollte. Das zeigte doch noch mehr, wie wichtig ich ihm war und das tat einfach nur gut.
Während Wincent unter die Dusche sprang, ging ich wieder in die Küche. Die erste Fuhre Wäsche war schon längere Zeit fertig. Ich hasste Wäschewaschen abgrundtief, aber für meine Großeltern besiegte ich meinen Hass. Während die nächste Ladung in die Maschine wanderte, ging ich weiter ins Wohnzimmer, um die Wäsche aufzuhängen. Normalerweise stellte ich sie ja auf den Balkon, aber bei den Minusgraden draußen, war sie nach kurzer Zeit gefroren. Ich mochte ja den Winter. Es war einfach traumhaft, sich bei kalten Temperaturen in einen Hoodie zu kuscheln und einfach nichts zu tun. Und jetzt konnte ich mir für zu Hause immer Hoodies von Wincent stibitzen, die noch viel bequemer waren als meine Eigenen. Wincent selbst konnte das nicht wirklich nachvollziehen, aber er akzeptiere dies einfach als Tatsache und sagte nichts dagegen.
Gegen späten Abend kuschelten wir uns ins warme Bett und während Wincent noch an seinem Handy war, hatte ich mich einem Buch gewidmet. „Du hast Marco angerufen?“, fragte er irgendwann verwirrt, „Wann?“ „Hab ich“, antwortete ich und legte das Buch beiseite, „Weil er dein bester Freund ist und ich sichergehen wollte, dass du keinen Mist baust. Woher weißt du das eigentlich schon wieder.“ „Weil er mir das geschrieben hat.“ „So eine Petze“, entgegnete ich fassungslos. „Nein“, lachte Wincent, „Er wollte wissen, was los ist, dass es so weit kommt und du ihn anrufst.“ „Gut zu wissen. Mir hat er ganz deutlich versichert, dass du nichts Dummes anstellt. Dabei war er sich ja dann selbst gar nicht sicher. Der hat mich eiskalt angelogen. Der soll sich hier noch mal Blicken lassen, dann kann der sich was anhören“, eingeschnappt verschränkte ich die Arme vor der Brust. Ich hatte dem wirklich geglaubt und der hatte mir das ja auch verdammt gut verkauft. Aber gut. Was hätte er auch anderes sagen sollen? Anders hätte er ja nur alles schlimmer gemacht und das wollte er vermutlich vermeiden. „Er wollte dich doch nur beruhigen. Mit jeder anderen Aussage hätte er dich wohl nicht beruhigt“, antwortete er lachend und legte sein Handy weg, „Hast du dir wirklich so große Sorgen gemacht, dass ich dem hinterherrenne oder so?“ „Ähm. Ja? Du hättest dich mal sehen müssen. Der hat dich so richtig schön provoziert und du bist voll drauf eingegangen. Was soll man da denn sonst denken? Welcher normale Mensch geht dann bitte auch Joggen?“ „Möchtest du mir damit sagen, dass ich nicht normal bin?“, er schaute mich stirnrunzelnd an, „Du liest, ich geh laufen. Muss mich halt auspowern.“ „Na ja. Als normal würde ich dich jetzt nicht beschreiben“, gestand ich lachend, fügte aber schnell hinzu, „Aber ich bin ja auch nicht normal. Nur ist Sport für mich definitiv Mord.“ „Normal ist auch langweilig“, stimmte er mir dann doch grinsend zu, „Wir finden noch den richtigen Sport für dich. Wieso genau haben wir das mit dem Skaten nicht weiterverfolgt?“ „Weil ich mir ungern etwas brechen möchte!“ „Du brichst dir dabei nichts. Sobald es das Wetter zulässt, setzen wir da wieder an. Ich geb da nicht auf“, versicherte er mir grinsend. „Das werden wir ja noch sehen. Sei dir da mal nicht zu sicher.“

Vielleicht irgendwann (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt