Teil 47

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Wincent


Die Gespräche mit Sofy waren wirklich sehr tiefsinnig. Ich hatte ewig nicht mehr solche Gespräche geführt. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie mir auf eine Art und Weise guttat, die ich nicht erklären konnte. Aber seitdem wir uns regelmäßig trafen und auch miteinander schrieben, fühlte ich mich ziemlich beflügelt. „Wincent. Gib es einfach zu, dass du dich in sie verguckt hast", neckte mich Amelie. Wir saßen gerade alle zusammen, um die Tour am Anfang des nächsten Jahres zu besprechen und eventuell hatte ich immer mal wieder auf mein Handy gelinst, um zu schauen, ob sich Sofy gemeldet hatte. „So ein Unsinn", verteidigte ich mich, „Sofy hat heute nur ihren ersten Arbeitstag gehabt." „Ja. Und du bist gedanklich die ganze Zeit bei ihr. Außerdem willst du doch nachher eh zu ihr fahren. Gestehe es dir einfach ein", beharrte Amelie weiter, „Es ist doch auch nichts Schlimmes. Im Gegenteil. Ich denke, wir alle würden uns sehr für dich freuen. Es wird einfach langsam Zeit, dass du dich wieder darauf einlässt." „Man, können wir das Thema bitte einfach mal lassen. Es spielt sowieso alles keine Rolle. Sofy hat grade erst ne heftige Trennung hinter sich und muss da erst richtig drüber wegkommen. Außerdem ... wer weiß, wie die nächste Tour wird. Vielleicht hab ich danach noch weniger Zeit und dann würde eine Beziehung auch nicht passen", und damit beendete ich das Thema und lenkte wieder auf die Tourgespräche. Amelie seufzte etwas genervt, ließ es aber glücklicherweise zu. Ich wusste, dass sie es nur gut meinte, aber Sofy und ich hatten uns angefreundet. Mehr nicht. Ja, ich mochte sie. Aber wie sehr spielte doch sowieso keine Rolle. Sie hatte momentan so viel anderes in ihrem Kopf.
Wir beendeten das Gespräch am späten Nachmittag und ich setzte mich direkt in mein Auto, um zu Sofy zu fahren. Ich wollte einfach wissen, wie ihr erster Arbeitstag gelaufen war und wie es ihr ging. Wegen der Tourvorbereitungen hatten wir uns auch seit ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus nicht mehr gesehen. Bei der Wohnung angekommen, klingelte ich und war froh, dass ich schnell das leise Surren vernahm, welches darauf deutete, dass ich die Tür öffnen und nach oben laufen konnte. Draußen herrschte richtiges Herbstwetter. Wind und Regen. Da wollte ich natürlich nicht ewig draußen stehen und warten. Aber das musste ich zum Glück nicht. Sofy wartete bereits in der offenen Tür und ließ mich auch direkt rein. Ich nahm sie zur Begrüßung kurz in den Arm und hängte dann meine Jacke auf, um ihr anschließend in die Küche zu folgen. „Kaffee?", fragte sie und hielt mir bereits eine Tasse hin. „Oh. Ich danke dir, genau den brauche ich", entgegnete ich dankend. Ich hatte in den letzten Tagen nur wenig geschlafen und durch das Wetter draußen war die Freude über das heißte Getränk noch größer. „Du siehst ganz schön müde aus", Sofy stellte zwei Tassen auf den Tisch und setzte sich mir gegenüber. „Ach. Wir hatten die letzten Tage einiges wegen der Tour zu besprechen und zu organisieren, da fehlte es leider etwas an Schlaf", antwortete ich ehrlich, „Aber man macht das auch gerne und dafür kann ich die nächsten Tage wieder mehr schlafen. Aber erzähl mal. Wie geht es dir? Wie war der Tag heute?" „Gut", sagte sie schulterzuckend, „Ich bleibe diese Woche noch im Büro und plane dort alles theoretisch. Melina übernimmt die Termine vor Ort. Ich soll erst in Ruhe wieder ankommen und ab nächste Woche dann auch wieder zu Events fahren. Melina und ich machen in der nächsten Zeit eigentlich alle Projekte zusammen, das ist ganz gut." „Das klingt wenigstens so, als hätte dein Chef ein gutes Verantwortungsgefühl", antwortete ich lächelnd, „Und was gibt es sonst so Neues?" „Ach nicht viel. Freitag heiratet der Chef und wir sollen alle mit Begleitung kommen", antwortete sie seufzend und ließ mich gleichzeitig noch mehr aufhorchen, „Na ja. Mein Arbeitskollege hat angeboten, mit mir hinzugehen. Das wird wohl auch die beste Idee sein." Okay. Eventuell war ich nun ein wenig enttäuscht. Aber ich durfte es mir nicht anmerken lassen. „Klar. Klingt nach einer guten Idee", murmelte ich also und nahm schnell einen großen Schluck vom Kaffee.

Vielleicht irgendwann (1)Where stories live. Discover now