Teil 126

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Sofy

„Ich … kann es versuchen“, entgegnete ich etwas perplex. „Du bist echt die Beste“, freute sich Wincent und gab mir einen kurzen Kuss. Etwas unsicher machte ich mich dann auf den Weg nach oben. Beim letzten Besuch hatte mir seine Schwester ihr Zimmer gezeigt, weshalb ich wusste, wohin ich musste. Vorsichtig klopfte ich an die Tür. „Man Wincent. Lass mich einfach in Ruhe“, ertönte eine genervte Stimme. „Ich bin es, Sofy. Darf ich reinkommen?“ Einen kurzen Augenblick geschah nichts, dann war das Geräusch eines Schlüssels zu hören, der sich im Schloss umdrehte und schließlich öffnete sich die Tür einen Spalt. Vorsichtig öffnete ich die Tür weiter und betrat das Zimmer. Wincents Schwester hatte ihr Gesicht bereits wieder in ihrem Kissen vergraben. „Was ist los?“, fragte ich vorsichtig und setzte mich einfach neben das Bett. „Jungs sind einfach scheiße“, platzte es aus ihr heraus. Gut, ich verstand jetzt immerhin, wieso sie nicht mit Wincent reden wollte. Für viele war der große Bruder nicht die erste Anlaufstelle, wenn es um Jungs ging. „Was ist denn passiert?“ Seufzend setzte sie sich auf: „Da ist dieser Junge. Und ich finde den schon lange toll, letztens hat er mich gefragt, ob wir was machen wollen und ich hab natürlich sofort zugesagt. Aber im Endeffekt wollte er so nur Kontakt zu meiner Freundin aufbauen. Die Zwei sind jetzt zusammen …“ „Ich verstehe. Ist das dein erster Liebeskummer?“ Sie nickte: „Ich dachte wirklich, dass er ein toller Typ ist. Ich hatte so große Hoffnung, sowas mit ihm zu haben, was du mit Wincent hast …“ „Ach. Weißt du wie lang ich auf jemanden wie deinen Bruder warten musste?“, entgegnete ich seufzend, „Weißt du, die erste Liebe ist super selten die richtige. Manchmal muss man erst richtig auf die Nase fallen, weißt du? Du musst dir keinen Druck machen. Du bist noch jung, hast dein ganzes Leben noch vor dir. Solchen Typen wie der haben es nicht verdient, ihnen auch nur eine einzige Träne nachzuweinen. Ich weiß, ich sage das so leicht, aber ich musste das selbst lernen.“ „Ach wirklich? Du wirkst gar nicht so, als hättest du jemals einen Idioten abbekommen …“ „Dann musst du meinen Exfreund kennenlernen. Ich hab mich jahrelang ziemlich fertig machen lassen, weil ich dachte, es wäre der Eine. Dabei war er es wirklich nicht wert. Aber weißt du, ich habe wirklich lange gebraucht, bis ich das realisiert habe“, erzählte ich ihr. „Und wie hast du es dann realisiert?“ „Durch meine beste Freundin … und durch deinen Bruder“, antwortete ich lächelnd, „Dein Bruder hat mich aus einem ziemlichen Loch gezogen. Als wir uns kennenlernten, hatte ich schon mit meinem Leben abgeschlossen, weil ich absolut keinen Sinn mehr darin sah.“ „Wincent hat das nie erzählt …“ „Natürlich nicht. Aber weißt du, worauf ich hinauswill? Der Typ ist es absolut nicht wert, dass du ihm nachtrauerst. Du verdienst jemand besseren und diesen jemand wirst du noch kennenlernen. Gib dir Zeit, ich weiß, wovon ich rede“, erklärte ich und lächelte sie aufmunternd an. „Ich versteh wirklich, wieso Wincent immer so von dir schwärmt“, sagte sie und lächelte leicht, „Danke. Mit Mama und Wincent kann ich einfach nicht über sowas reden …“ „Vielleicht ist es auch besser, wenn dein Bruder das nicht so genau weiß“, erwähnte ich schmunzelnd, „Der Typ hätte sonst wirklich nicht mehr viel zu lachen.“

Vielleicht irgendwann (1)Where stories live. Discover now