Teil 174

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Wincent

Ich vermutete ja, dass Marco es mir doch ein wenig Übel nahm, dass ich ihm nichts von der Hochzeit verraten hatte. Und vielleicht konnte ich das auch ein wenig nachvollziehen, dennoch fand ich es irgendwie amüsant. Es hatte ja irgendwie wirklich niemand damit gerechnet, dass wir doch jetzt noch geheiratet hatten. Jedenfalls war sein Ärger dann relativ schnell verflogen und auch beim Rest löste sich der anfängliche Unmut schnell auf. Es gab für sie ja auch gar keinen Grund, sauer zu sein. Das war eine Entscheidung von Sofy und mir und wir waren glücklich damit. Da interessierte mich auch nicht viel mehr. Natürlich hatte ich mir meine Hochzeit so nicht vorgestellt, aber für den Augenblick war es einfach perfekt und genau richtig.
Einige Tage später, bereits im neuen Jahr, hatten wir mit der Band noch einen kurzfristig eingegangen Fernsehauftritt mit Interview. Ich wollte eigentlich absagen, aber Sofy hatte mich überzeugt, dass ich mir das nicht nehmen lassen sollte. Aber ich hatte mich dieses Mal darauf eingestellt, dass auch Fragen zu meinem Privatleben kommen würden. Nun ja. Ich hatte jetzt auch fast anderthalb Monate nichts von mir hören lassen, auch nicht auf Instagram und Co. Und irgendwie tat diese Pause echt gut. Ich war viel konzentrierter, auch was die Ideensammlung neuer Lieder anging. Aber ich konnte auch Sofy unterstützen. Ich wusste zwar, dass sie es hasste, so gar nichts tun zu dürfen, aber ich nahm das alles doch ganz schön ernst.
Wir spielten einen Song vom kommenden Album, ehe es dann an das Interview ging. „So lieber Wincent“, begann die Moderatorin der Sendung, die dieses Mal wesentlich sympathischer war als die letzte Reporterin, „Ich denke, wir vom Team müssen wohl erstmal gratulieren? Ich denke, jedem hier ist der Ring aufgefallen.“ „Scheint so“, erwiderte ich schmunzelnd, „Danke.“ „Jetzt ist es ja so, dass du deine Frau komplett aus der Öffentlichkeit rauslässt. Du selbst hast aber angekündigt, dass du Vater wirst? Wirst du dein Kind ebenfalls raushalten?“ „Definitiv“, entgegnete ich schulterzuckend, „Ich will meine Kinder nicht im Internet zur Schau stellen. Wenn sie alt genug sind, sollen sie selbst entscheiden dürfen. Außerdem hab ich in den letzten Monaten auch so ein wenig die Schattenseiten kennengelernt, davor will ich meine Familie einfach schützen.“ „Eine letzte Frage noch zu dem Thema … Kannst du denn verraten, was es wird?“ „Nö. Wir wissen es selbst nicht und wir wollen es auch nicht vorher wissen.“ Die Moderatorin nickte und widmete sich dann tatsächlich wieder der Musikthematik und ließ die privaten Fragen ruhen. Es funktionierte also doch, dass nicht auf eine ekelhafte Art und Weise nachgebohrt wurde. „Viele Fans fragen sich ja, wann du dich auf deinen Social-Media-Kanälen wiedermeldest. Kannst du diesbezüglich mehr sagen?“ „Ehrlich gesagt nicht. Ich werde das nach Gefühl machen. Mir tat oder eher gesagt tut diese Pause wirklich gut. Nicht nur was mein Privatleben betrifft, ich habe ganz anders meinen Kopf frei, um an neuen Songs zu schreiben, mir Ideen zu notieren. Und da werde ich mir wohl noch etwas Zeit für nehmen. Man kommt auch mal wieder runter, ist deutlich entspannter.“
Das Interview ging noch eine Weile, ehe es dann endlich zu Ende war. Und kaum konnte ich einen Blick auf mein Handy werfen, weiteten sich meine Augen. Ich hatte einige verpasste Anrufe von Sofy. „Scheiße“, murmelte ich und versuchte auch gleich, sie zurückzurufen. Keine Chance. Also versuchte ich es bei ihrem Bruder, denn auch der hatte es ein paar Mal versucht. Da hatte ich Glück. „Mike? Sofy hat mich versucht anzurufen, ist alles okay?“ „Komm ins Krankenhaus. Könnte sein, dass du in den nächsten Stunden Vater wirst.“

Vielleicht irgendwann (1)Where stories live. Discover now