Teil 131

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Wincent

Das war zu viel. Am liebsten hätte ich zugeschlagen. Einzig und allein Sofy war es, die mich davon abhielt. Und gleichzeitig war ich sauer, dass ich mich so hatte provozieren lassen. Das war auch der Grund, weshalb ich laufen ging. Ich brauchte einfach mal Zeit, um runterzukommen. Laufen tat mir dabei einfach gut und auch jetzt merkte ich, wie ich mich langsam beruhigte.
Als ich wieder nach Hause kam, stand Sofy gerade im Flur und zog sich ihre Schuhe an. „Musst du noch mal weg?“, fragte ich und hängte meine Schlüssel an das Schlüsselbrett. „Ich wollte dich suchen du Idiot! Haust einfach ab und verschwindest für über zwei Stunden!“, fuhr sie mich aufgebracht an, „Ich hab mir Sorgen gemacht!“ Okay. Womöglich hatte ich das verdient. „Tut mir leid“, gab ich also kleinlaut zu, „Ich musste einfach mal raus und klarkommen.“ „Du warst über zwei Stunden weg! Hattest dein Handy nicht dabei! Ich dachte, du würdest irgendwas Dummes tun!“ „Sofy. Es tut mir wirklich leid. Ich hab mich einfach provozieren lassen. Er hat dich beleidigt, ich hab einfach rot gesehen.“ Sie seufzte und stellte ihre Schuhe wieder weg: „Aber das ist doch kein Grund, so auf ihn loszugehen. Ich hatte wirklich Angst, dass du auf ihn einschlägst. So hab ich dich noch nie erlebt.“ „Wenn ich dabei bin und dich jemand so beleidigt, auf diese Art und Weise. Du glaubst doch nicht, dass mir das egal ist.“ „Ach Wincent. Ich find es wirklich süß, dass du so einen Beschützerinstinkt hast, aber Timo wäre es nicht Wert gewesen. Der wäre danach doch freudig zur Polizei gehüpft und hätte dich angezeigt“, sie kam zu mir und nahm mein Gesicht in ihre Hände, „Und das ist der doch nicht wert. Und wenn er doch noch mal auftauchen sollte, rufen wir gleich die Polizei.“ „Hm“ brummte ich nur. „Du hast es doch nicht nötig, dich auf das Niveau zu begeben. Du bist besser als Timo.“ „Deine Ohrfeige war trotzdem gut“, entgegnete ich und musste dann doch leicht schmunzeln. „Die war bloß ein Reflex. Der hat dich absichtlich provoziert. Ich sage ja nicht, dass ich perfekt bin“, antwortete sie grinsend. „Niemand würde dir zutrauen, einfach mal so zuzuhauen. Jeder denkt, du könntest keiner Fliege was zu Leide tun.“ „Diese Tarnung muss auch aufrechterhalten werden. Also, ich warne dich“, lachte sie, ehe sie sich auf die Zehenspitzen stellte und mich küsste. „Versprich mir, dass du dich nicht noch mal provozieren lässt, wenn der Idiot hier auftauchen sollte. Ich möchte einfach nicht, dass du am Ende irgendwelche Probleme ist“, sagte sie dann und sah mich mit ihren wunderschönen braunen Augen eindringlich an. „Ich versuche es“, antwortete ich seufzend, „Aber versprechen kann ich nichts.“ „Wincent!“ „Sofy. Dich hat niemand zu beleidigen. Nicht auf diese Weise, noch in irgendeiner anderen.“ „Du hast echt einen Dickschädel“, antwortete sie seufzend, „Ich hoffe einfach, dass der hier nie wieder auftaucht.“ „Es wäre besser für ihn“, murmelte ich, während ich mir dann endlich mal die Laufschuhe auszog, „Aber du hast ihm ja auch mehr als deutlich klar gemacht, dass der sonst wo bleiben kann.“ „Ist ja auch so. Wobei ich insgeheim vielleicht ein wenig schadenfroh bin, dass Nina ihn scheinbar hat fallen lassen.“ „Das ist auch dein gutes Recht. Karma trifft irgendwann jeden.“

Vielleicht irgendwann (1)Where stories live. Discover now