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Bevor es los geht, schreibt mal eure Vermutungen, wieso Harry im Krankenhaus ausgerastet ist! Wenn es jemand errät, bin ich ehrlich überrascht. Seid kreativ!

Mein Einstieg in das Leben, hat sich doch anstrengender als gedacht gestaltet. Inzwischen ist gut eine Woche rum, und von Harry haben wir immer noch keine einzige Nachricht erhalten. Die Sorge um ihm bringt mich fast um. Trotz allem habe ich es geschafft, ein paar Mal das Haus zu verlassen. Mit den anderen Jungs versteht sich. Vor unsere Wohnung befinden sich unzählige Sicherheitsbeamte, die uns die Paparazzos und die Menschen vom Hals halten. Wenn wir das Haus verlassen wollen, müssen auch immer mindestens zwei Beamte mitkommen, da die Gefahr zu groß ist, dass uns etwas passiert, da die Presse uns nun doppelt auf den Kieker hat. Warum können die uns nicht einmal in Ruhe lassen? Sie merken doch, dass es uns nicht gut gehen kann, wenn Harry in Therapie ist. Dann können sie uns doch auch mal ein bisschen Privatsphäre gestatten. Nein, Hauptsache die Presse hat die perfekten Schlagzeilen.

Das Ungeheuer Simon hat uns auch inzwischen schon öfters Interviews aufgehetzt, die wir nur mit einem Ohr absolvieren konnten, da jede Frage um Harry geht. Wenn wir wieder alleine in unserer Wohnung waren, verschwand ich immer direkt in meinem Zimmer und brach zusammen. Ich kann das alles einfach nicht spurlos so durchmachen.

Nachts ist es jedoch am schlimmsten für mich. Meine Gedanken prasselnden auf mich ein, und lassen mir keine Ruhe. Mein Kopf pocht jeden Morgen, da ich keinen bis wenig Schlaf finde. Die Schuldgefühle hegen fiese Bauchschmerzen, die sich in Krämpfe verwandelten. Sie sind so schlimm, dass man denken könnte, ich wäre schwanger und habe meine Wehen bekommen. 

Wenn dies wieder einmal der Fall war, schlich ich leise durch das Haus und verschwand nach draußen auf unsere Terrasse, genau wie es jetzt auch der Fall ist. Ich lehne mich am Geländer und beobachte die Nacht und die Sterne über London. In meiner Hand steckt eine Zigarette, die ich langsam mal in den Aschenbecher drücken kann. Seit Harry weg ist, ist die Zigarette meine einzige Beruhigungsmethode. Meine Gedanken machen es mir aber auch nicht leicht und bringen mich immer wieder zurück in die Realität. Sie sagen mir, dass Harry neben an im Zimmer liegt und friedlich schläft. Dass das alles hier nicht war ist. Dass es ein einziger Traum ist. Ich erwische mich immer öfter, wie ich in unser ehemaliges Gästezimmer gehe, und schaue, ob Harry im Bett liegt und schläft. Aber es ist immer wieder eine bittere Enttäuschung. Die Realität verpasst mir jedes Mal einen unglaublichen Schmerz. Einmal habe ich sogar in diesem Bett geschlafen, was nicht so eine gute Idee war. Das ganze Bett riecht nach Harry und somit vermisse ich ihn nur noch mehr. Ich konnte vor Tränen und kleineren Zitterattacken mal wieder nicht schlafen. 

Es ist meine Schuld, dass dieses Bett nicht besetzt ist.

Einfach alles in diesem Haus erinnert mich an Harry. Die Küche, als er versucht hat, mir kochen beizubringen. Die Dusche, als wir beide zusammen geduscht haben. Mein Bett, als wir abends einen Film geschaut haben und dabei eingeschlafen sind. 

Was mir am meisten Angst macht, ist die Ungewissheit. Wie ist Harry, wenn er wieder kommt?Wird er überhaupt mit mir noch reden? Wird er überhaupt noch wiederkommen oder wird er weiterhin in Therapie sein müssen? Meine Gedanken lassen mir einfach keine Ruhe.

Alle außenstehenden Personen würden sagen, ich habe mein Leben im Griff. Aber es ist absolut nicht der Fall. Das Essen, was die Jungs mir aufzwingen, bleibt nur im seltensten Fall in meinem Magen. Den Jungs zur Liebe versuche ich es immer wieder, aber jedes Mal, wenn es zu viel war, hänge ich danach über der Schüssel und werde das Essen wieder los. Mein Gewicht sinkt immer mehr, aber es könnte mir nicht egaler sein. Ich merke es inzwischen selbst nicht einmal mehr. 

Tränen laufen mir mal wieder über die Wangen, als ich an die Zeit zurückdenke. Zitternd hole ich eine neue Zigarette aus der Schachtel. 2 Jahre clean für nichts. Ich stecke mir den Stängel in den Mund, zünde ihn an und atme einmal tief ein. Mein Hals brennt angenehm. Ich wusste nicht mehr, wie gut das eigentlich tut. Ich drehe die Zigarette in meiner Hand. "Wieso habe ich jemals damit aufgehört?", flüstere ich ihr zu und führe sie wieder zu meinem Mund. Ein angenehmes prickeln geht durch meinen Körper und die Anspannung  fällt für einen kurzen Moment. Meine Schultern sacken nach unten und meine Kopfschmerzen werden besser. 

Nach zehn Minuten gehe ich wieder in die Wohnung und lasse mich auf mein Bett fallen. Dass meine Klamotten nach Rauch riechen, ist mir herzlich egal. 

*  *  *

Als ich am nächsten Morgen aufwache, fühlt sich mein Kopf überraschender Weise leer an. Ob ich es gut oder schlecht finden soll, weiß ich noch nicht so ganz. Ich gehe runter in die Küche und sehe wieder Simon und Liam. Direkt überkommen mir wieder die ganzen Flashbacks in meinem Kopf.

Harry muss für zwei Wochen in Therapie. Kein Besuch. Keine Informationen.

"Was machst du hier?", frage ich, als die beiden mich bemerkt haben. Ich schaue zu Liam und sehe in seinen Augen, etwas, was ich nicht sehen will und was nicht gut aussieht. Verzweiflung. 

"Ist etwas mit Harry?", frage ich sofort, als sie mich stumm anschauen. Mit einem leichten Nicken bestätigt Liam meine Aussage. "Was ist mit ihm?" 

"Es ist besser, wenn alle da sind."

"Nein verdammt, was ist mit Harry?" 

"Sag es ihm Simon."

"Okey, also... Harry zeigt sich sehr unkooperativ und muss mindestens 4 Wochen länger bleiben. Er hat bei keinem einzigen Gespräch etwas gesagt, oder nur Anstalten gemacht, etwas ändern zu wollen. Wenn er jetzt entlassen würde, wäre er wieder in seinem alten Umfeld, und würde wieder Rückfällig werden. Deswegen hat die Klinik mit mir zusammen beschlossen, Harrys Aufenthalt für mindestens 4 Wochen zu verlängern."

Das kann doch jetzt nicht wirklich sein Ernst sein? Mein Magen dreht sich einmal im Kreis. Mit schnellen Schritten renne ich hoch ins Badezimmer. Ich schließe die Tür hinter mir und breche weinend auf dem Boden zusammen. Ich rolle mich zu einem kleinen Haufen zusammen und klammere mich an meine Beine. Die Kälte des Bodens hilft mir aber nicht wirklich. Ich halte mir meine Hand vor dem Mund, um die Schluchzer zu unterdrücken. Vor Wut, Verzweiflung und Schmerz beiße mir so fest auf die Lippe, dass ich wenige Sekunden später Blut schmecke. Mit geschlossenen Augen versuche ich meine Atmung zu kontrollieren und somit wieder zu normalisieren. Meine Beine klammere ich immer noch fest um meine Arme. Meine Finger krallen sich in meine Beine, dass sich dort ebenfalls kleine Wunden sammeln. Ich wiege mich vor und zurück. Wie ein kleines Kind. Vor...zurück...vor...zurück.

Harry ist nicht hier. Nicht hier. Nicht bei mir. Bei mir. Mein Harry. Er ist nicht da. Er wird nicht da sein. 

Eine Welle von Panik überflutet mich und hicksend atme ich ein und aus. Lautstark schnappe ich nach Luft. Immer wieder. Es bringt nichts. Ich bekomme das Gefühl, zu ersticken. Ich kann nicht mehr. Wie soll ich das denn noch alles aushalten? Wie verdammt? Mein Hals schnürt sich zu und der Druck in meinem Magen steigt sekündlich. Ich kann es nicht mehr zurück halten und übergebe mich schließlich direkt auf mir, da ich keine Kraft habe, mich zu der Toilette zu bewegen. Mein Hals brennt wie Feuer. Keinen Schmerz der Welt kann man gerade mit meinem vergleichen. Ich habe das Gefühl, gleich zu sterben. Sie sind einfach nicht aus haltbar.

Kraftlos ziehe ich mich zu unserer Dusche. Ich halte mich an der Wand fest, und drehe das Wasser vollstark auf. Es ist mir egal, welche Temperatur es hat. Ich habe nicht darauf geachtet und um erneut aufzustehen, fehlt mir die Kraft. Nachdem das Wasser auf den Boden prasselt, krieche ich unter den Strahl. Die Kotze fließt von meinem Körper und hinterlässt einen furchtbaren Geruch. Meine Haare, die langsam wieder lang werden, hängen mir klitschnass über das Gesicht. Das eiskalte Wasser dämmt meinen Schmerz. Ich setzte mich auf den Boden und sitze einfach kraftlos nur da. Meinen Kopf lehne ich an meine Arme und stütze ihn somit ab.

Meine Augen schließen sich immer wieder. Immer wieder und immer länger. 

Gerade, als sich die Türe des Badezimmer öffnet, und ich eine Gestalt auf mich zukommen sehe, fallen mir meine Augen komplett zu und ich sacke leblos zur Seite, wo ich mit dem Kopf auf dem Boden aufschlage.

Desaster {Larry Stylinson FF}Where stories live. Discover now