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Harry POV

Nachdem ich mich noch einmal 2 Stunden ausruhen konnte, sind wir endlich an unserem Tourbus angekommen. Mit diesem fahren wir einmal quer durch Amerika. Ich war, bevor ich bekannt wurde, nicht einmal in Amerika gewesen und es ist komisch jetzt einfach zu sagen: "Ja, ich fahr mal kurz durch ganz Amerika." Das ist eine Sache, an die ich mich wohl nie gewöhnen werde. Nachdem wir in Amerika alle Konzerte gespielt haben, ist unser nächstes Ziel Europa. Länder wie Schweden, Deutschland, Italien, Frankreich und noch ganz viele andere Länder stehen auf dem Plan. Müde habe ich mich schon einmal in eine Kabine gelegt, mit der Hoffnung, dass ich kann noch etwas Schlaf rausholen kann aber diese kleinen Dinger können auf lange Zeit echt unbequem werden. Naja, eine andere Möglichkeit wäre der Boden, aber das sollte sich niemand antun. Da ich doch kein Auge zu bekomme, scrolle ich verträumt durch mein Handy, jedoch wird dies auch irgendwann zu langweilig. Also schnappe ich mir mein kleines Tagebuch, das ich in meinem Rucksack verstaut habe, in das ich früher sehr oft reingeschrieben habe. Heutzutage schreibe ich eher weniger rein, aber auch nur, weil mir die Zeit dazu fehlt. Vielleicht komm ich später noch dazu es wieder anzufangen, aber jetzt hab ich definitiv zu viel Stress.

Ich blättere auf die erste Seite und sehe das Datum. 21.2.2009. Vorsichtig lese ich die ersten Zeilen durch, weil ich ganz genau weiß, was auf mich zukommt.

Liebes Tagebuch,

Ich weiß nicht so ganz, was ich hiermit anfangen soll. Sind wir mal ehrlich, du bist keine Person, die mir helfen kann, also hab ich keine Zuversicht, dass das was mit uns wird. Meine Mutter meinte aber, du könntest mir helfen. Wenn ich meine Gefühle aufschreibe, schickt sie mich nicht zur Therapie und die brauch ich ja zu 100% nicht. Ich bin gesund und das wird auch ein bisschen meine Gefühle aufschreiben nicht ändern, oder?

Ich fange trotzdem an, denn schaden tut es nicht. Ich würde lügen, wenn ich sage, ich könnte meine Zeit anders verbringen mit zum Beispiel Freunden, aber was für eine Überraschung, ich hab keine! Ich würde ja gerne mir die Schuld geben, dass die ganze Schule mich hasst, aber das wäre ebenso gelogen. Shawn Brown, mein Ex. Er hat es geschafft, dass Beleidigungen zu meinem Alltag gehören. Heute bin ich (mal wieder) nicht gerade glücklich aus der Schule gekommen. Shawn und seine Freunde haben mich gegen den Spint gedrückt und danach haben sie mir ziemlich heftig in den Bauch gekickt. Übelkeit umgab mich und ich bin, so schnell wie es geht, aus dem Schulgebäude gerannt. Schließlich habe ich mich neben dem Auto des Direktors übergeben. Danach sind meine Beine eingeknickt und ich lag vor meiner eigenen Kotze auf dem Boden. Es war schlimm. Ich habe mich lange, nicht mehr so gedemütigt gefühlt. Meine Gefühle schwanken zwischen beschämt und Wut. Die Wut liegt aber nicht auf Shawn und seinen Freunden. Nein, es liegt auf mir selbst. Ich ärger mich jedes mal, warum ich es nicht einfach schaffe, mich zu verteidigen und zu mir zu stehen. Ich bin schwach.

Ich weiß nicht, wie lange ich dort lag, aber anscheinend lange genug, dass ich den restlichen Unterricht verpasst habe. Die Schule hat danach bei meiner Mutter angerufen und gefragt, warum ich nicht beim Unterricht war. Als ich vorhin nach Hause gekommen bin, hat meine Mutter mich direkt mit dem Anruf konfrontiert. Ich habe natürlich gelogen. Nie im Leben möchte ich meine Mutter damit belasten. Ich habe für 2 Wochen Hausarrest bekommen. Für mich ist das keine Strafe mehr. Ich sitze auch jetzt schon den ganzen Tag in meinem Zimmer. Nun habe ich keinen Grund mehr, das Zimmer zu verlassen. Ich musste mich vorhin nochmal übergeben, als ich die ganzen blaue Flecke auf meinem Bauch gesehen habe und bin wieder heulend zusammengebrochen. Der Höhepunkt waren natürlich die Stimmen, die auf mich eingesprochen haben.

"Verletzt dich!" "TU ES ENDLICH!"

Also mache ich das einzig Richtige. Ich nehme mir die Rasierklinge und schneide mich wieder und wieder. Schmerzen habe ich schon lange nicht mehr, obwohl ich sie verdiene. Ich verdiene es, meine Fehler, meine Taten oder eben das, was ich nicht geschafft habe zu sagen, zu spüren. Der schmerz war wichtig, denn er hat mir gezeigt, dass ich noch am Leben bin. Deswegen muss ich jetzt so tief gehen, dass ich ihn wieder spür. Und schon war das allzu bekannte brennen wieder da. Mein Gefühl von Leben.

Desaster {Larry Stylinson FF}حيث تعيش القصص. اكتشف الآن