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Schon nach wenigen Sekunden, sehe ich was an dem Abend passiert ist. Es ist nicht nur so, dass man mich mit Eleanor küssen sieht, nein, man sieht auch wie Harry aggressiv das Glas gegen die  Wand schmeißt, als er mich und Eleanor gesehen hat. Scheiße, verdammt große scheiße. Die Qualität der Videos ist zum Glück nur die, eines Handys, aber es reicht um alles zu erkennen. Ich spiele das Video erneut ab und konzentriere mich auf Harrys Gestik. Zayn schaut uns mit offenen Mund an, etwas geschockt, Harry hingegen guckte wütend, als ob er Eleanor im nächsten Moment packen will und sie eigenständig umbringen will. Wenn man genau Harrys Augen ansieht, sieht man wie leer und verletzt sie sind. Und noch einmal wiederholte ich das Video, um mich diesmal auf mich und Eleanor zu konzentrieren. Sie sitzt auf meinem Schoß, schauen uns an, man könnte glatt meinen wir wären verliebt. Als sie sich dann langsam zu mir herunter beugt und ihre Lippen auf meine legt, schließe ich schnell das Video. Wieso? Wieso habe ich das gemacht? Ich kann es nicht beschreiben. Ich weiß nicht einmal mehr viel von gestern Abend. 

Unter dem Video, sieht man jede menge Bilder. Zayn liegt völlig benebelt mit einer hälfte auf der Couch und mit der anderen hälfte auf dem Boden. Harry hat es aber eindeutig nicht nur am häufigsten getroffen, sondern auch am schlimmsten. Er hängt völlig regungslos über der Klobrille, aus seinem Mund hängen Spuckfäden. Der Inhalt der Toilette war verpixelt, aber man kann sich denken, was darin war. Im nächsten Bild stützt er mit einer Hand seinen Kopf, damit dieser nicht runterfällt und mit dem anderen Arm klammert er sich an der Kloschüssel. Seine Augen waren geschlossen, man kann aber nicht wissen ob er tatsächlich eingeschlafen ist oder nur erschöpft ist. Ich denke beides. Unter seinen Augen ist die Haut blutunterlaufen, der Rest seines Gesichts ist kreidebleich. Er wirkt leblos, nicht mehr lebendig. 

Wütend und enttäuscht zugleich klappe ich den Laptop zu und werfe ihn neben mich. Verzweifelt schaue ich Liam an, der mich die ganze Zeit beobachtet hat. "Wir sind am Arsch" spricht Liam meine Gedanken aus. Da ich nur im stande bin zu nicken, tue ich das auch. 

Trotz allem muss ich stark bleiben. Stark. Ein Wort, dass zu jedem außer mir passt. Und ausgerechnet ich muss es sein. Harry. Immer wieder hallt der Name in meinen Gedanken. Er ist weg und niemand weiß wo er ist. Wir fahren in 2 Stunden weiter nach Denver, ich hoffe er taucht bis dahin selbstständig auf. An sein Handy wird es so oder so nicht gehen. Er ist zu Stur. 

Leichte Kopfschmerzen bereiten mir Angst. Videos, Bilder, die Angst um Harry. Es fühlt sich so an, als ob alles eine riesige Welle ist, die mich jeden Moment verschlingen und unter Wasser drücken kann. Krampfhaft beiße ich mir auf meine Unterlippe und überlege, wo Harry sein kann. Dann war da auch noch der Druck von Simon. Von unserem Management. Verzweifelt fahre ich mir mit meinen Händen über mein Gesicht. 

Plötzlich höre ich die Bustür öffnen und Harry kommt hinein. Freudig springe ich auf und gehe auf ihn zu. Sein Anblick zerstört mich. Seine Haut wie gestern Blass, seine Augenringe sind nicht zu übersehen. Seine Augen sind rot, aber nicht so wie, als hätte er etwas eingenommen, sondern als hätte er Tagelang geweint. 

Er geht ohne mir einen Blick zu würdigen an mir vorbei und geht in sein Bett. Auch Liam, der neben mich sitzt, sagt nichts. 

Auch während der Fahrt nach Denver kommt Harry nicht aus seinem Bett und blockt jede Möglichkeit mit uns zu reden ab. Wir vier haben es inzwischen aufgegeben, Harry zu ermutigen, mit uns etwas zu spielen. Immerhin fahren wir noch 6 Stunden. Noch 9 Konzerte haben wir in Amerika, dann haben wir eine 4 Wöchige Pause, bevor es nach Europa, Asien und einen Teil von Afrika geht. Dort werden wir insgesamt noch einmal 47 Konzerte in 12 Wochen oder 84 Tagen spielen. Die Europa, Asien und Afrika Tour wird um einiges stressiger als die Amerika Tour. Das hier ist noch Luxus. 

Auch die restliche Zeit vergeht nur schleppend, aber wir haben es geschafft. Wir sind in Denver angekommen. Harry habe ich kein einziges mal gesehen. Ich denke, er hat hauptsächlich auch geschlafen, wie wir auch. Ich vermisse den alten Harry. Der Harry, der mich aufmuntern konnte. 

"Simon hat mir grad geschrieben, dass wir in ein Hotel dürfen" teilt Liam uns mit. Erleichtert atme ich aus. Die Betten im Bus sind steinhart und total klein. Inzwischen ist es 11Uhr morgens. Völlig fertig steigen wir aus, auch der Herr Styles hat es geschafft. Unsere Koffer tragen wir diesmal ausnahmsweise selber, was für Stars eigentlich ungewöhnlich ist.

An der Rezeption erhalten wir unsere Schlüssel und gehen in unser jeweiliges Zimmer. Ein Glück haben wir heute nur ein Interview, danach den ganzen Tag noch frei.
Als ich die Koffer in mein Zimmer verfrachtet habe, klopfe ich an Liams Türe, der sie mir kurze Zeit später öffnet. "Was gibts Lou?" frägt er mich. Ich zucke nur mit den Schultern. "K-Kannst du mich v-vielleicht umarmen?" stottere ich leise. Er zögert keine Sekunde und schlingt seine Arme um meinen zierlichen Körper. Gemütlich seufze ich und bette meinen Kopf gegen seine Brust. Seine Arme fahren mir immer wieder über den Rücken um mich zu beruhigen. Leise laufen mir die Tränen über die Wangen und ein Schluchzer entweicht meinen Mund. Liam zieht mich enger an sich und flüstert mir immer wieder beruhigende Dinge ins Ohr. Er geht mit mir langsam auf sein Bett zu und setzt sich mit mir auf seinem Schoß auf das Bett. Die Jungs wissen das ich Körperkontakt mag und finden es auch nicht schlimm, mal zu kuscheln, was ich sehr schätze. 

"Was ist los Lou?" höre ich Liams sanfte Stimme, die die Stille unterbricht, in der man nur mein stotternden Atem hören konnte. "Ich hab nur Angst um Harry" murmel ich vor mich hin. "Da ist noch mehr Louis, du konntest noch nie lügen". Geschockt reise ich die Augen auf. "Es i-ist nichts" brumme ich gegen seine Brust. "N-nichts wichtiges" füge ich noch hinzu. "Wenn es nicht wichtig wäre, würdest du nicht deinen Kopf damit zerbrechen" sagt Liam streng, aber gleichzeitig auch sanft. "Ich kann es dir nicht sagen" antworte ich ihm. "Du kannst immer mit mir reden, dann finden wir eine Lösung zusammen" ermutigt er mich. Ich schüttle nur den Kopf. Bei diesem Problem kann mir nur die Zeit helfen. Und die Zeit vergeht viel zu langsam. 

Ein paar Minuten sitzen wir noch so da, bevor ich beschloss, wieder zurück zu meinem Zimmer zu gehen. 

Als wir kurz darauf zum Interview aufbrechen, merke ich, dass mal wieder Harry fehlt. Sollte inzwischen nichts ungewöhnliches sein. "Weiß jemand wo Harry ist?" spricht Niall meine Gedanken aus. "Der ist schon vor gefahren" meldet sich nun Zayn. "Und wieso?" frage ich nach und Zayn zuckt nur mit den Schultern. Er kapselt sich immer mehr ab...

"Ich habe sowas von keine Lust auf dieses Scheiß Interview, wir wissen alle, wirklich alle was die fragen werden", fluche ich, als gerade die Türen des Autos geöffnet werden.
"Da müssen wir, vorallem Harry jetzt durch" murmelt Liam den letzten Teil vor sich hin. Er ist nicht gut auf Harry zu sprechen im Moment. Er hat Liam enttäuscht.

Als wir beim Lou ankommen, werde ich als erstes vorgeschickt.
"Hey Lou" begrüße ich sie.
"Hey Lou" kichert sie.
Auch mir entflieht ein kleiden schmunzeln.
"Oh Gott, Louis William Tomlinson was hast du mit deinen Haaren gemacht?!" fragt sie mich aufgebracht. "Ähm nichts?" Ich gucke unschuldig. "Ja das sehe ich, wie lange hast du die weder gewaschen noch gekämmt?" Fragt sie mich vorwurfsfall. "Ich denke das ist schon ein wenig her" kichere ich.
"Auf zum Waschbecken Mr Tomlinson" befiehlt sie mir. Mit einem Schmunzeln lasse ich mich auf dem Stuhl Falle und halte meinen Kopf auf den Rand des Waschbeckens.

Ich schließe meine Augen und entspanne die Kopfmassage, die Lou mir gibt. Ich liebe es, wenn andere Menschen mit meinen Haaren spielen.
Aufeinmal trifft mich ein nasser Strahl, der über mein Gesicht läuft. "Ups" kichert Lou. "Du miese Ziege" brumme ich spaßig. Und plötzlich wird mein Gesicht wieder nass. "Man Lou" schreie ich und springe auf. Als ich sehe, dass Lou mich nicht ansieht, ergreife ich meine Chance und gehe auf sie zu und umarme sie. "Louis William Tomlinson, wenn ich dich in die Finger bekomme" giftet sie und ich renne schreiend weg. Lou mir hinterher. Wir rennen quer durch den Backstagebereich, als ich aufeinmal mit jemand zusammenknalle.

Ich blicke nach oben und sehe Harry. Er wirkt komplett weggetreten. Schwer seufze ich und richte mich auf. Ohne irgentetwas zu sagen, geht Harry an mir vorbei.

Als ich gerade wieder aufstehen wollte, höre ich einen Schrei, der verdächtig nach "Styles" klang. Und ich erkenne die Stimme.

Es ist Simon...


Desaster {Larry Stylinson FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt