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Eine Gänsehaut auf meiner Hand lässt mich aus der Traumwelt austreten. Ich schlage die Augen auf und sehe den Verursacher des Kribbelns. Ein zarter Daumen fährt über meinen Handrücken auf und ab. "Oh mein Gott, Harry du bist wach." Ich halte mir eine Hand vor den Mund und starre ihn an. "Sieht so aus", krächzt er, seine Stimme ist schwach und gebrochen. "Warte, ich hole einen Arzt Hazza." 

Ich entziehe meine Hand und gehe aus seinem Zimmer. Zusammen mit dem Arzt von gestern komme ich wieder in das Zimmer von Harry. "Guten Tag Mr Styles. Wie geht es Ihnen?" Er geht zu den Monitoren, und sieht sich die Werte an. Sein Gesichtsausdruck scheint allerdings nicht wirklich glücklich. "Meine Brust schmerzt", antwortet Harry emotionslos. "Sie haben einen gesplitterten Bruch der dritten Rippe Mr Styles. Mit einer Not-Op wurde diese gerichtet. Sie hatten viel Glück." Verwirrt zieht Harry eine Augenbraue hoch. "Ihr Allgmeinzustand ist wirklich kritisch Mr Styles. Herzrhythmusstörungen, dunkle Leber und Nierenwerte und unfassbar schlechte Blutwerte." Der Arzt hat kein Erbarmen mit Harry und konfrontiert ihn direkt mir der Wahrheit. "Und das heißt?" "Das heißt, sie sollten sich professionelle Hilfe holen, sonst werden Sie ihr vierzigstes Lebensjahr nicht mehr miterleben." 

Harry reißt seine Augen auf. "Denken Sie darüber nach, Mr Styles. Ich kann es ihnen wirklich nur ans Herz legen." Und damit verlässt der Arzt das Zimmer. 

Harry starrt mich an und ich starre ihn an. "Du brauchst Hilfe Harry. Weder ich, noch jemand anderes kann dir im Moment helfen." "Du willst mich wegsperren?!" schreit er außer sich. Obwohl seine Stimme kraftvoll klingt, besteht sie nur aus Angst und Verzweiflung. "Wieso Louis... was habe ich dir getan?" Wieder einmal fällt mir kein Satz ein, mit dem ich ihn beruhigen kann. "Du musst dir helfen lassen Hazza, es wird alles wieder gut. Man wird dir helfen, wenn du es zulässt", sage ich ruhig zu Harry, der mich immer noch mit leerem, kalten Blick anschaut. 

"Warum..? Wie kannst du mir nur sowas antun?"-" Ich kann verstehen, dass du Angst hast, aber sei doch vernünftig. Wir alle wollen nur, dass du wieder glücklich bist."- "Glück? Was ist schon Glück?"- "Nein Harry, du tust mir genau so damit weh, wenn du so weiter machst." -"Ich tu dir weh? Wer hat mich denn mit einer billigen Schlampe betrogen? Wer hat nachdem er mich gefickt hat mit einer anderen rumgemacht? Ich glaube, dass war nicht ich.." Noch während er voller Wut die Worte ausspricht, versagt die Kraft und ihm fließen Tränen über die Wangen.

"Du weißt nicht, wie sich das anfühlt, Louis. Alle halten mich für gestört... für Geisteskrank." -"Du bist nicht gestört Harry. Ich glaube, dass dich zu viel belastet, was du aufarbeiten musst. Ein Rücktritt aus der Öffentlichkeit würde dir auch helfen." Harry versucht die Schluchzer zurückzuhalten, was aber zu unkontrollierten schluchzen und hicksen wird. "Ganz ruhig..", wispere ich. Als ich versuche, mit einer Hand seine Wange zu beruhigen, schlägt er diese sofort weg. Es zerbricht mich, zu wissen, dass ich alles zerstört habe. Sein Vertrauen zerstört, seine Fröhlichkeit genommen, sein Leben kaputt gemacht. 

"Du bist der Einzige, der mir wichtig ist und du lässt mich einweisen und hältst mich für verrückt." - "Du bist mir auch verdammt wichtig meine Fresse. Deine Suizidalität kann ich mir nicht mehr mit anschauen verdammt! Ich darf dich nicht verlieren. Ich kann dich nicht verlieren.." Ich beginne am Körper zu zittern. Ich kann nicht mehr und ich weiß auch nicht, was ich tun kann, damit er endlich versteht, wie wichtig er mir ist und wie kritisch es um seine Gesundheit steht. 

Natürlich möchte ich nicht, dass Harry in solch einer Klinik behandelt wird. Er gehört in unser Zimmer, in mein Bett, in meine Arme. Aber er muss gehen. Er muss lernen, dass man anders seine Probleme regeln kann, anstatt mit Alkohol und Drogen. 

"Ich wünschte, ich wäre dir niemals auf diesem Klo begegnet. Ich wünschte ich wäre niemals zu diesem beschissenen Casting gegangen", knurrt Harry mit zusammengebissenen Zähnen. Sein Blick, welcher kalt und emotionslos ist, wechselt zwischen mir und der Decke. Sprachlos kullert mir eine Träne auf den Boden. Zwar ist Harry seine Verletzlichkeit und Verzweiflung ins Gesicht geschrieben, aber seine Stimme klang so ernst, das ich noch nie etwas Schmerzhafteres gehört habe. 

"Geh bitte Louis, ich möchte dich nicht sehen."

Mit gesenktem Kopf kehre ich zu unserem Penthouse zurück. Als ich die Türe aufschließe, stehe an der Küchentheke Niall, Liam und Zayn. Leise schließe ich die Türe und beschließe, ein wenig zu lauschen.

"Harry wird die Therapie niemals selber machen", höre ich die Stimme von Liam. "Seh ich auch so. Simon hat mich übrigens vohin angerufen. Er war nicht so glücklich, als er erfahren hat, dass Harry im Krankenhaus liegt. Die Presse hat zum Glück noch nichts rausbekommen." - "Immerhin etwas."

Ich beschließe, mich bemerkbar zu machen, indem ich hinter der Wand vorkomme.

"Hey Louis, gibt's was neues von Harry?" Fragt Niall gleich. Stumm nicke ich, und lasse dir Worte von Harry nochmal auf meiner Zunge zergehen. Ich bereue es, zu dem Casting gegangen zu sein.

"Und...?"

"Harry ist wach. Ich habe mit ihm auch über die Therapie geredet, aber er ist vollkommen uneinsichtig."

"Habe ich mir schon fast gedacht, hat der Arzt irgendwas gesagt?"

"Er meinte dass Harry professionelle Hilfe benötige. Wenn er so weitermacht, wie bisher, würde er nicht mal 40 Jahre alt werden. Aber das hat Harry wenig schockiert."

"Außerdem meinte er dass er bereut an dem Casting teilgenommen zu haben und er hat mich rausgeschmissen."

"Louis hat gerade erfahren, dass er in Therapie musst. Er war neben der Spur und hat seine Worte bestimmt nicht so gemeint..."

"Ich weiß nicht Liam. Aber freiwillig macht er die Therapie glaube ich nicht. Ich weiß aber auch nicht, wie ich ihn überreden kann. Weder ich noch ihr könnt ihm helfen. Erst zu sehr in diesem Loch drinnen, aus dem er alleine nicht mehr rauskommt."

"Ruh dich erstmal aus Louis. Harry kommt wahrscheinlich so schnell nicht aus im Krankenhaus raus. Bis dahin können wir uns überlegen was wir machen. Wenn dann muss Simon auch noch einwilligen, weil ohne ihn darf Harry sowas nicht entscheiden. Zudem geht in zwei Wochen die Tour weiter. Was macht ihr eigentlich jetzt mit eurer Familie, wollt ihr dorthin fliegen oder wollen wir jetzt hier bleiben?"

"Ich finde, wir sollten hierbleiben. Harry hat uns schon so oft geholfen, und jetzt braucht er unsere Hilfe. Es wäre unfair wenn wir jetzt einfach gehen würden, und ihn alleine lassen würden. Zudem er nicht alleine sein darf in dem Moment."

"Ich stimme Niall da vollkommen zu. Liam und Louis wie findet ihr das?"

Nachdem ich Liam kurz angeschaut habe, nicken wir beide gleichzeitig. Wir müssen jetzt für Harry da sein.

"Dann gehe ich morgen zu Simon. Ich muss mit ihm zusätzlich noch was klären. Ihr könnt ja morgen zur Harry ins Krankenhaus gehen und schauen, ob er seine Meinung geändert hat. Heute würde ich nicht mehr gehen, er ist zu aufgebracht."

"Was sollen wir denn jetzt noch machen?"

"Entweder wir können nach Therapieplätzen schauen, oder wir schauen Filme zusammen an."

"Liam, deine Tante ist doch Psychiaterin. Die kann uns doch helfen, was wir machen sollen."

"Ja, ich kann sie nachher mal anrufen. Das ist echt eine gute Idee Louis."

"Dann lass jetzt erst mal gescheit frühstücken, und dann können wir einen Film schauen und währenddessen ruft Liam seine Tante an."

"Ja, so können wir das machen. Ich gehe kurz duschen, und ihr könnt ja das Frühstück schon einmal machen."

Nachdem alle zugestimmt haben, springe ich unter die Dusche und lasse meinen Kopf an die kühlen Fliesen fallen. Harry ist so uneinsichtig, dass es mir selber schon fast weh tut. Ich weiß nicht, wie ich ihm helfen kann. Ich weiß nur, dass ich ihm helfen muss.

Ich habe Angst vor dem Gespräch morgen mit Simon, ich hoffe, dass ich mich nicht von ihm einschüchtern lasse. Ich habe Harry versprochen, die Probleme zu bereinigen, und das Gespräch morgen ist das größte Problem. Entweder ich mache alles nur noch schlimmer, oder Simon zeigt Erbarmen mit mir.

Seufzen wasche ich mir meine Haare, meinen Körper und trocknen mich anschließend ab. Nachdem ich mich fertig angezogen habe, gehe ich runter in die Küche, wo Zayn gerade dabei ist, den Tisch zu decken.

"Louis, mach dir nicht zu viele Sorgen. Wir bekommen das hin."

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Ein etwas langweiliges und kurzes Kapitel, ich weiß...
Lasst aber bitte wieder Kommentare und Votes da.

Rxx

Desaster {Larry Stylinson FF}Where stories live. Discover now