(45)

609 28 18
                                    

Als ich am nächsten Morgen durch ein nerviges klopfen geweckt wurde, fühle mich, schwer, träge und wie, als hätte ich kein Auge zugemacht. Das habe ich wahrscheinlich auch. Genervt und verschlafen öffne ich die Türe und sehe einen gut gelaunten Liam vor mir stehen. "Guten Morgen Harry, kommst du mit zum Frühstück? Paul holt uns in einer halben Stunde ab," begrüßt mich Liam. Ich nicke nur und trotte verschlafen ins Badezimmer, in dem ich mir erstmal mein Gesicht mit kalten Wasser wasche. Der kurze Blick in den Spiegel verrät mir, dass meine Augenringe dunkel sind und man es mir deutlich ansieht, dass ich kein Auge zugemacht habe. Danach ziehe ich mein Hemd an, eine schwarze Skinny Jeans und binde meine Haare zu einem Dutt zusammen. Weil ich noch etwas nach Rauch rieche, entscheide ich mich dazu, etwas Parfüm aufzutragen. Noch ein Streit mit den Jungs wäre heute zu viel. Das Einzige, was ich möchte, ist, den Tag hinter mich bringen und mir dann eine volle Ladung Schlaf holen.

Als ich zurück zu Liam komme, merke ich aber, dass sein Blick auf den Zigaretten liegt. Warum lass ich sie auch so offen rumliegen? Egal, im Endeffekt kann ich machen, was ich möchte, denn er kann mir nichts vorschreiben. Ich schiebe Liam von der Türe weg und schließe meine Türe. Dabei tu ich so, als wäre es keine große Sache. Liam hingegen bleibt mit verschränkten Armen an meiner Tür stehen. Als er gerade was sagen wollte, ergreif ich das Wort. "Komm Liam oder willst du die Türe weiter anstarren?" Kaum waren die Worte ausgesprochen, kommt Liam auf mich zu und schweigend laufen wir runter zum Frühstück. Dort warten bereits Niall, Louis und Zayn auf uns. Ich nehme mir ein Teller und befülle ihn mit einem Brötchen und ein wenig Obstsalat. Still setze ich mich zu den anderen an den Tisch und esse mein Frühstück. Ich spüre immer wieder die Blicke einer bestimmten Person auf mir. Mittlerweile weiß ich nicht, ob ich mich drüber freuen soll oder ob ich sauer deswegen sein sollte. Ich versuche es ihm so gut zu machen, wie es geht, und er? Er denkt nur an sich und denkt kein Stück daran, wie schwer es mir geht, ihn gehen zu lassen. Das ist das Gleiche, wie wenn man stirbt. Man möchte es doch auch schnell hinter sich bringen und nicht ein langen Prozess mit vielen Schmerz erleiden. Warum versteht dieser kleine Mann nicht, dass er aufhören soll, Kontakt zu suchen? Er macht alles nur schwerer, und das ist unnötiges Leiden. Als mir es schlussendlich zu blöd wurde, sprach ich meine Gedanken aus. "Louis, könntest du bitte aufhören mich anzustarren. Danke", sage ich in einem ruhigen und doch provokanten Ton. Er sieht ertappt auf sein Brötchen und isst still weiter.

Nachdem wir alle aufgegessen haben, verziehen wir uns wieder in unsere Zimmer und packen alle möglichen Sachen ein, die wir zum Konzert brauchen. Wie selbstverständlich lasse ich die Zigaretten in meine Jacken Tasche gleiten. Die anderen zwei Dinge hole ich aus der "geheimen" Innentasche heraus und stecke es zwischen meine Klamotten in meinen Koffer. Die Gefahr, dass es jemand sieht, ist zu groß und das Risiko möchte ich keinesfalls eingehen. Nachdem ich mich noch einmal frisch gemacht habe, laufe ich runter zur Aula, in der Liam und Louis schon warten. Nach ein paar Minuten kommen auch Zayn und Niall. Zusammen verlassen wir das Hotel, an dem direkt ein Blitzlichtgewitter auf uns wartet. Nichts Neues und doch jedes Mal aufs Neue anstrengend. Mit gesenktem Kopf laufen wir Richtung Auto. Erschöpft lassen wir 5 uns auf die Sitze fallen und unser Fahrer fährt direkt los.

Dort angekommen, werden wir wieder direkt ins innere gescheucht. "Guten Mogen Jungs", werden wir direkt von Lou begrüßt. Nachdem sie jeden von uns umarmt hat, schminkt sie uns nach und nach. "Harold, wie lange hast du heute geschlafen? Deine Augenringe sind ja kaum zu übersehen!" fragt sie mich, als ich als letztes angekommen bin. Ich zucke nur mit den Schultern. "Vielleicht 4 Stunden, wenn nicht sogar weniger. Keine Ahnung", murmel ich vor mich hin. Sie nickt nur besorgt und pudert mein Gesicht voll zu Ende.

"Was sagt die Zeit? Wie lange haben wir noch? Ich müsste noch kurz raus, frische Luft schnappen", frage ich Liam, der sich gerade auf einen Stuhl gesetzt hat. "Vielleicht 10 Minuten, beeil dich. Wir wollen ja nicht zu spät kommen!" "Ich gehe jetzt kurz raus, also schrei, wenn es weiter geht", sage ich noch bevor ich mein Vorhaben umsetzte. Draußen setze ich mich auf eine Stufe und hole aus meiner Schachtel eine Zigarette. Ruhig und ohne Stress inhaliere ich den Rauch und lasse ihn nach wenigen Sekunden wieder aus meinem Hals entweichen. Am Anfang hat es tatsächliich noch in meinen Hals gebrannt, aber ich wusste nicht, dass man sich so schnell daran gewöhnt. Es erschreckt mich, wie so ein kleines Teil, so eine beruhigende Wirkung haben kann. Nach ein paar weiteren Zügen lasse ich die Zigarette auf den Boden fallen und trete sie aus.

"Harry komm jetzt endlich, das Treffen beginnt!" höre ich Liam schreien. Mit schnellen Schritten laufe ich zu den anderen. "Harry hast du geraucht?" neben mir taucht auf einmal Louis auf und sein Blick verrät mir, dass er nicht besonders glücklich darüber ist. "Möglich, aber lass das mal meine Sorge sein", erwieder ich cool und gelassen. Nach und nach werden die ersten Fans reingelassen. Wir machen Bilder mit ihnen, geben ihnen Autogramme und umarmen sie. Ich bin in meinem Element, als ich eine Stimme wahrnehme, die ich gestern kennengelernt habe. "Hallo Harry, mit so einem schnellen Wiedersehen habe ich nicht gerechnet", sagt er mit einem Schmunzeln. "Silas richtig?" frage ich vorsichtshalber nochmal nach. Der Bick von Louis entgeht mir jedoch nicht. Er nickt. "Und wer bist du?" stelle ich die Frage an das kleine Mädchen, welches die Hand von Silas hält. "Ich bin Cloe", erzählt sie mir stolz. "Und wie alt bist du Cloe?" frage ich sie und bin inzwischen in die Hocke gegangen, um mich mit ihr auf Augenhöhe zu unterhalten. Sie zeigt 5 Finger in die Höhe und grinst mich an. Nachdem Cloe und Silas einmal durch sind, höre ich Liam in mein Ohr flüstern: "Woher kennt er dich?" Ich schüttle nur den Kopf und flüstere ein "Ach nicht so wichtig" zurück. Liam sieht mich kurz an, blickt dann aber wieder auf die restlichen Mädels, die vor uns stehen.

Nach etwa 20 Minuten haben wir alle restlichen VIP Fans durch und machen uns bereit auf die Bühne zu laufen.
"One Direction bereit machen in 10 Sekunden", höre ich in meinem Ohr sagen. Wir bekommen die Mikrofone in die Hand gedrückt und nachdem der Countdown abgelaufen ist, laufen wir freundestahlend in die Arena. Die Atmosphäre ist unglaublich. Alle Menschen kreischen und singen mit. In diesem Moment liebe ich meinen Beruf wieder. Es ist unfassbar, wie weit wir es geschaft haben und wie viele uns lieben. Genau genommen kennen sie uns nicht mal richtig. Das ist so surreal! Als wir die ersten 3 Lieder fertig haben, unterhalten wir ein wenig die Fans und nachdem ich meine legendären Knock Knock Jokes (meine fav.) gebracht habe, spielen wir weiter die restlichen Lieder. In der ersten Reihe sehe ich Silas mit seiner kleinen Schwester im Arm. Lächelnd winke ich den beiden zu. Ich finde es unglaublich süß, wie Silas mit seiner Schwester umgeht.

Als die letzten Töne von Kiss you verklingen, spreche ich diesmal die Verabschiedung. "Danke LA für dieses tolle Konzert. Danke für eure Unterstützung und positive Energie! Ihr seid hervorragend", schreie ich ins Mikrofon. Kurz danach wird die Bühne dunkel und in der Zeit rennen wir in den Back Stage Bereich.
Außer Atem gehen wir in die Umkleide und zerren uns aus der verschwitzten Kleidung.
Wir springen noch kurz unter die Dusche und ich kann es mir nicht unterlassen, kurz über Louis nackten Körper zu schauen. Als ich wieder nach oben schaue, merke ich, dass Louis das Gleiche bei mir getan hat. Ich kann mir, so wie Louis, ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Nach unserem gegenseitigen Anlachen, ziehen wir unsere normale Kleidung wieder an und laufen aus den Kabinen raus.

Dort wartet schon Paul mit 2 anderen Bodyguards auf uns. "Los Jungs, sonst brauchen wir eine Ewigkeit wieder zum Hotel."
Wir nickten und laufen hinter Paul her. Die anderen Bodyguards verteilten sich links und rechts von uns und so laufen wir aus der Arena raus.

Kurz bevor wir am Auto sind, wird auf einmal mein Arm gepackt und ich werde nach hinten gezogen. Ich bin komplett umgeben von kreischenden Fans. Immer weiter werde ich in die Masse reingezogen, bis ich schließlich von Fans umzingelt bin. Ich spüre überall Hände an meinem Körper. Es ist so laut und ich werde fast auf den Boden gedrückt. Sie zerreißen mich fast. Erst reißen sie mich nach rechts, dann nach links. Ich kann mich kaum auf meinen eigenen Füßen halten. "Hilfe!" schreie ich sofort, mit der Hoffnung, dass es jemand hört. Nichts passiert. Ich bekomme sofort Panik. Ich bekomm keine Luft, meine Beine fühlen sich an, wie Wackelpudding und meine Hände zittern. Ich weiß nicht, wie lange ich hier mitten von kreischenden Fans stehe. Mit Mühe probiere ich mir meine die Ohren zuzuhalten. Meine Beine sind so unstabil, dass ich auf den kalten Aspahlt knalle. Mein ganzer Körper ist warm und kalt zugleich. Verzweifelt suche ich Hilfe, doch niemand, wirklich niemand, fühlt sich angesprochen, wenn ich nach Hilfe schreie. Ich bin ganz alleine. Das Auto kann ich auch nicht mehr sehen. Tränen laufen mir ununterbrochen über die Augen. Überall spüre ich Hände. Fotos werden ununterbrochen gemacht. Das ist das Respektloseste, was ich in meiner ganzen Kariere erleben musste. Immer habe ich gehofft, dass es keinen von uns widerfahren muss. Langsam wird mein Körper taub und ich spüre nur noch, wie meine Augenlieder zuklappen. Danach ist alles schwarz.

Desaster {Larry Stylinson FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt