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Mein Wecker klingelt um Acht. Zur Abwechslung wecke ich nicht Sam und die Jungs, sondern Phoenix. Er grummelt nur leise, als ich versuche, ihn vom Sofa zu werfen. „Ich dachte, als Ausbilder wärst du ein Frühaufsteher", stelle ich fest.

„Sieht nicht so aus", murmelt er nur an seinem Kissen.

Ich lache leise. „Jetzt beweg deinen Arsch endlich hoch, wir müssen frühstücken."

Ich warte nicht, bis er etwas antwortet, sondern packe meine Sachen fertig. Ein paar frische Wechselsachen finden ihren Weg in meinen Rucksack, der mittlerweile alles ist, was ich habe, bevor ich mir ein Müsli mache. „Mhh", seufze ich, als ich den ersten Bissen probiere.

„Du denkst also auch, dass die Milch im Camp ungenießbar ist." Phoenix tritt hinter mich, seine Haare vom Schlaf verwuschelt. Ich muss den Drang zurückhalten, sie zu berühren. „Endlich mal jemand, der es versteht."

Ich lache leise. „Solltest du nicht eigentlich in der Macht stehen, das zu ändern?"

Phoenix zuckt mit den Schultern.

Betont enttäuscht sehe ich ihn an. „Sage ich doch. Echt ein mieser Vizepräsidentensohn."

Er lacht und greift über mir nach einem Glas. Ich drehe mich zu ihm um, bin mir seiner Nähe nur allzu bewusst. Sein Lachen vibriert in meinem ganzen Körper.

„Da seid ihr ja endlich", höre ich hinter ihm eine Stimme. Sofort trete ich einen Schritt von ihm weg. Meine Mutter steht neben der Küchenanrichte und mustert uns. Ihre Miene ist ausdruckslos, aber sie hat die Nähe zwischen uns eindeutig gesehen.

„Ich dachte schon, ihr steht nie auf."

„Phoenix hat eine kleine Ewigkeit gebraucht, überhaupt ein Auge aufzumachen." Ich lache auf, als er mir in die Seite kneift, sein Blick halb warnend, halb amüsiert.

Wir frühstücken schweigend, auch wenn Phoenix immer mal wieder wie zufällig meinen Arm streift. Ich lächele ihn an - dankbar, dass er hier ist. Ohne ihn könnte ich es nur halb so gut mit meiner Mutter aufnehmen.

Dann ist es so weit und wir brechen auf.

Wir laufen etwa eine halbe Stunde lang durch die nun trockenen Straßen. Ich habe nichts zurückgelassen, denn ich habe nicht vor, nochmal in das Haus meiner Eltern zurückzukehren. Meine Mutter hat sich ebenfalls einen schlichten schwarzen Rucksack aufgesetzt, den ich noch nie gesehen habe.

Als wir an Jonahs Haus vorbeikommen, erstarre ich in meiner Bewegung. Die Vorhänge des hübschen hellblauen Reihenhauses sind zugezogen, der Vorgarten unordentlich. Meine Mutter, die sich vermutlich zusammengereimt hat, was mit ihm passiert ist, legt mir eine Hand auf die Schulter und drückt mich weiter. Nicht sanft wie Phoenix gestern Abend beim Bahnhof, sondern fordernd. Widerwillig reiße ich meinen Blick von Jonahs Zimmerfenster, dem Erkerfenster links oben, los und reihe mich wieder zwischen Phoenix und ihr ein. Keine Szene machen, scheinen ihre Augen zu sagen. Wir laufen weiter, vermischen uns mit den anderen Menschen, die zur Arbeit eilen, während mein Herz sich völlig taub anfühlt.

Die Straßen vor uns lichten sich allmählich, bis wir uns in einer eher verlassenen Gegend befinden, die ich noch nie gesehen habe. Nur wenige Häuser säumen den Rand der alten Straße, die von Schlaglöchern gesäumt ist. Neben uns steht ein schwarzer Truck, der zwar eindeutig neuer aussieht als die verlassenen, teils abgerissenen Häuser, aber trotzdem mit dem finsteren Viertel verschwimmt. Phoenix wirft mir bei seinem Anblick ein verheißungsvolles Lächeln zu. Mein Herz klopft schneller, das Feuer in mir züngelt aufgeregt. Wir sind gleich da.

Meine Mutter macht vor einem großen Gebäude Halt, das wie eine alte Lagerhalle aussieht. Ihre Wände sind mit Graffiti verschmiert, das Stück Gras davor ungepflegt und vertrocknet. Meine Mutter lässt Phoenix und mich vor. Phoenix sieht sich einmal kurz um, überprüft, dass niemand uns beobachtet, und zieht dann eine schmale Karte durch eine Art Scanner, den ich vorher gar nicht bemerkt habe. Ein metallisches Klicken ertönt, als die Tür sich öffnet.

Intelligent - Phase 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt