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Die Schlagtechniken haben wir ja schon zuvor an den Boxsäcken geübt. Trotzdem fühlt es sich ganz anders an, nun auf Sams Handflächen zu schlagen. Sie hat sich fast vollständig von dem Angriff des Schattenwesens erholt - was für mich immer noch unwirklich schnell passiert ist. Manchmal hake ich nochmal nach, woran sie sich aus dieser Nacht erinnert, doch sie sieht mich jedes Mal aus so irritierten Augen an, dass ich es irgendwann gut sein lasse. Die Zeit scheint ihre Erinnerungen auch nicht zurückzubringen.

„Du kannst ruhig fester zuschlagen", meint sie lachend. „Ich war schon einmal im Krankenflügel, das muss für diese Phase reichen."

Zögerlich erwidere ich ihr Grinsen. „Gut, dann beschwer dich später aber auch nicht, wenn ich dich im Einzelkampf fertigmache." Ich zwinkere ihr zu, aber sie ist auf einmal auf einen Punkt hinter mir fokussiert. Neugierig drehe ich mich um, um herauszufinden, was ihr Interesse geweckt hat. Es ist das hagere blonde Mädchen, das bei einem der ersten Trainings am Boxsack in meiner Nähe stand und für das Ericson auch keinen Tipp übrig hatte. Es schaut ebenfalls zu uns herüber - genauer gesagt zu Sam. Überrascht sehe ich zwischen den beiden hin und her. Als das Mädchen schüchtern lächelt, färbt eine leichte Röte Sams Wangen. Bemüht, nicht loszuprusten, schüttele ich sie. „Hallo? Erde an Sam?"

Sie zuckt zusammen und löst ihren Blick schnell von dem fremden Mädchen. „Was?"

Ich kann nicht anders und pruste los. Sam wirft mir einen säuerlich-irritierten Blick zu, bevor sie beinahe verlegen auf meine Fäuste deutet. „Ich bin dran."

Immer noch mit einem Grinsen im Gesicht nicke ich und halte ihr abwechselnd meine Handflächen entgegen.

„Ist vielleicht der falsche Moment, um dir das mitzuteilen, aber Robert mag dich ziemlich offensichtlich", sage ich schließlich bei einer kurzen Trinkpause.

Sam verschluckt sich fast an ihrem Wasser. „Was?"

Ich kann nicht anders, als schon wieder loszuprusten. „Robert mag dich", wiederhole ich.

Wegen ihrem völlig überforderten Gesichtsausdruck verschlucke ich mich ebenfalls fast an meinem Getränk. „Oh Gott, Sam." Lachend schüttele ich den Kopf. „Du hast wirklich nichts davon mitbekommen."

„Also, du meinst wirklich?" Die Verwirrung ist auch nach dem Training noch überdeutlich in Sams Augen zu sehen. Hoffentlich wird es wegen mir jetzt nicht komisch zwischen den beiden, denke ich schuldbewusst. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn Sam nichts von Roberts Interesse mitbekommen hätte.

Trotzdem kann ich meine Neugier nicht verbergen. „Und?", frage ich Sam mit wackelnden Augenbrauen.

Missmutig stopft sie ihre Flasche in ihre Tasche. „Was, und?"

„Magst du ihn auch?"

Sie schüttelt den Kopf. „Nicht auf diese Weise."

Am Dienstag lässt sich Ericson tatsächlich wieder dazu herab, zum Training zu erscheinen - allem Anschein nach sogar nüchtern. Wir üben an unserer Verteidigungstechnik, bis er sagt, dass wir den Partner wechseln sollen, um ein paar Schritte auszuprobieren. Ich will mich gerade nach Laurent umschauen, als niemand geringeres als ein Mitglied des Triumvirats auf mich zutritt und mich spöttisch angrinst. Er ist wie die anderen zwei breit gebaut, seine rotblonden Haare kleben jedoch nicht wie bei mir an der Stirn, sondern sind in alle Richtungen gestylt. „Suchst du noch einen Partner, Ava?" Er spuckt den Namen beinahe aus. Ich will mich gerade an ihm vorbeidrängen, als mein Blick auf Ericson fällt, der uns genau beobachtet. Ich kann nicht kneifen, wird mir bewusst. Widerwillig drehe ich mich wieder zu ihm um, worauf er grinst. „Freut mich, dich kennenzulernen. Ich bin Fynn."

Intelligent - Phase 3Where stories live. Discover now