ҜΔPITΣL 15.3

308 42 9
                                    

Obwohl ich heute früh aufgestanden bin, kann ich nicht schlafen

¡Ay! Esta imagen no sigue nuestras pautas de contenido. Para continuar la publicación, intente quitarla o subir otra.

Obwohl ich heute früh aufgestanden bin, kann ich nicht schlafen. Meine Gedanken kreisen abwechselnd um Phoenix, Ericson, das Training heute und Uray. Ich habe das Gefühl, etwas zu verpassen. Die Lösung zu dem Chaos in meinem Kopf befindet sich scheinbar direkt vor meinen Augen, doch jedes Mal, wenn ich versuche, danach zu greifen, löst sie sich in schwarzen Schatten auf wie das Wesen bei meiner Ankunft. Seine goldenen Augen starren mich an, wenn ich die Augen schließe, und so öffne ich sie schnell wieder. Missmutig starre ich an die Decke. Das macht alles keinen Sinn.

Schwerfällig erhebe ich mich. Meine Muskeln schmerzen vom Training - ich kann mich nicht mehr an die Tage erinnern, an denen ich noch nicht mit Muskelkater aufgewacht bin. Lautlos schlüpfe ich in Stiefel und in eine Jacke. Gestern war es kalt draußen.

Ich halte inne, als ich mich erinnere, dass ich zu dieser Uhrzeit nicht mehr an der Oberfläche sein darf, und seufze leise, dann zucke ich mit den Schultern. Egal, ich muss irgendwo hin.

Bemüht, die anderen nicht zu wecken, schleiche ich zur Tür. Ich will sie gerade öffnen, als mir ein Gedanke kommt, und ich mich zu den Jungs umdrehe. Mein Atem stockt, als sich meine Vorahnung bestätigt. Uray liegt nicht in seinem Bett, obwohl er spät abends noch ins Zimmer kam. Wo ist er?

Ich schiebe den Gedanken zur Seite und schließe geräuschlos die Tür hinter mir. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um mich mit Uray zu beschäftigen. Gerade von den Gedanken an ihn wollte ich mich ablenken.

Der Flur liegt verlassen vor mir. An der Decke brennen wie immer die länglichen Lampen in ihrem grellen weißen Licht. Ich orientiere mich an den Schildern am Ende jedes Ganges, bis ich endlich an meinem Ziel stehe: Polyobris. Wie immer starre ich fasziniert nach oben auf die vielen kreisförmig übereinander angeordneten Etagen. Robert hatte recht. Der Ort beruhigt mich durch seine im Gegensatz zu den Gängen geordnete Konstruktion.

Tief atme ich durch, schiebe das Gedankenchaos in meinem Kopf zur Seite, konzentriere mich nur auf den endlos erscheinenden Raum über mir und meinen Atem. Langsam komme ich zur Ruhe.

Gerade als ich mich wieder auf den Weg zurück machen will, nehme ich in der zweiten Etage über mir eine Bewegung wahr. Ein Schatten, der so schnell wieder aus meinem Sichtfeld verschwindet, dass ich es nicht für menschlich halte. Mir läuft es heiß und kalt den Rücken hinunter. Ruhig bleiben, befehle ich mir, doch es ist vergebens. Mein Puls geht wieder schnell, meine Ruhe wie weggewischt.
Wer war das?

Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, fasse ich einen Beschluss. Ich renne zurück in den Gang zu meinem Zimmer, nehme diesmal aber die Treppe nach oben. Hastig biege ich um die Ecken, bis ich auf der Etage stehe, auf der ich den Schatten gesehen habe.

Verrückt, denke ich. Wieso reagiere ich so? Es ist sehr wahrscheinlich, dass es einfach ein Achtzehnjähriger war, der ebenfalls nicht schlafen kann.
Doch ich kann nicht bestreiten, dass Adrenalin durch meine Adern pulsiert.

Ich verlangsame meine Schritte, als ich Stimmen vernehme. Mit klopfendem Herzen drücke ich mich an die nächstbeste Wand, meine Augen brennen.

„Was machen wir hier?" Ich erstarre. Uray. Er hört sich nicht so selbstbewusst an wie sonst, sondern beinahe eingeschüchtert. Was macht er mitten in der Nacht in einer anderen Etage?

Als Stille einkehrt, luge ich um die Ecke. Aus dem Gang nebenan dringt Licht aus einem Zimmer. Ich will gerade einen Schritt darauf zu machen, als ich einen unterdrückten Schrei höre. Uray.

Meine Nackenhaare stellen sich auf, ich bin hin und hergerissen, ob ich nachschauen soll, was dort passiert. Die Tür ist angelehnt.

Ich schaue mich um, suche nach Hilfe, doch finde keine. Der Gang scheint nur von kleinen Abstellräumen gesäumt zu sein, es gibt vermutlich außer mir niemanden, der den Schrei gehört hat.

Ein weiterer Schrei ertönt, bei dem sich meine Nackenhaare aufstellen. Ich presse mich fester an die Wand. Ich hasse mich dafür, aber ich werde mich nicht für Uray in Gefahr begeben. Ich kann nicht beschreiben, wieso, aber es fühlt sich einfach falsch an.

Als erneut Stille einkehrt, wage ich es nicht, zu atmen. Dicht an die Wand gepresst warte ich. Nach ein paar Minuten öffnet sich die Tür mit einem Quietschen. Meine Augen brennen so stark, dass ich am liebsten leise stöhnen würde. Mit schweißnassen Händen öffne ich die Tür eines Abstellraums neben mir, um hinein zu schlüpfen, weil mir schlagartig bewusst geworden ist, dass ich ebenfalls in Gefahr bin, wenn ich länger an dieser Stelle stehenbleibe. Ich halte den Atem an, als ich die Tür möglichst leise hinter mir schließe. Starr vor Angst und mit weit aufgerissenen Augen unternehme ich den Versuch, mich hinter einem Putzwagen zu verstecken. Auch wenn ich genau weiß, dass ich in großen Schwierigkeiten bin, wenn die Tür geöffnet wird.

Ich weiß nicht, wie lange ich so zusammengekauert warte. Undurchdringbare Finsternis und Stille umgeben mich. Mit zusammengepressten Lippen und rasendem Puls bete ich, dass die Tür sich nicht öffnet. Es vergehen ängstliche Sekunden, die zu Minuten werden. Ich wage es immer noch kaum, zu atmen, als ich mich nach mindestens zehn Minuten langsam aufrichte. Trotz meiner Angst, dem Wesen zu begegnen, das Uray Schmerzen zugefügt hat, halte ich es nicht länger hier aus. Die Unwissenheit, was mit ihm passiert ist, treibt mich schier in den Wahnsinn.

Tausend Gedanken rasen durch meinen Kopf, als ich mit zitternden Fingern nach der Türklinke der Abstellkammer greife, um sie zu öffnen. Mit einem leisen Klicken fällt sie hinter mir ins Schloss. Bei dem Geräusch zucke ich zusammen.

Ich zwinge mich, langsam einen Fuß vor den anderen zu setzen. Mit weichen Knien gehe ich zu der nun geschlossenen Tür. Immer noch umhüllt mich fast völlige Dunkelheit.

Langsam öffne ich sie. Das Licht, das vorher noch im Zimmer gebrannt hat, ist erloschen. Mit klopfendem Herzen taste ich nach dem Schalter. Als ich ihn gefunden habe, atme ich tief durch, ehe ich ihn umlege.

Das Blut gefriert in meinen Adern, als mein Blick auf Uray fällt. Er liegt bewegungslos am Boden, Blut rinnt aus seiner Wunde am Hals und bildet eine Lache auf dem Steinboden. Ich lasse den Anblick ein paar Sekunden auf mich wirken, ehe ich auf dem Absatz kehrtmache. Ich brauche nicht nach seinem Puls fühlen, um zu wissen, dass Uray tot ist.

Intelligent - Phase 3Donde viven las historias. Descúbrelo ahora