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Als ich an der Oberfläche ankomme, sind meine Wangen nass von meinen Tränen

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Als ich an der Oberfläche ankomme, sind meine Wangen nass von meinen Tränen. Die Wachen, die neben dem Aufzug stehen, beachten mich kaum, und auch wenn sie es tun würden - es wäre mir egal.

Scheiße. Ich raufe mir die Haare, schluchze leise. Ich hatte nicht gedacht, dass mich Urays Tod so aus der Fassung bringen würde. Eigentlich hätte ich vorbereitet auf das sein müssen, was mich erwartete.

Uray. Auch nach seinem Tod kann ich nicht leugnen, dass ein Teil von mir tief in meinem Inneren immer noch glaubt, dass sein Mord nicht unbegründet war, ja, irgendwie seine Richtigkeit hatte.

In der nächsten Sekunde stöhne ich leise auf. Wie kann ich nur sowas über jemanden denken, mit dem ich das Zimmer geteilt habe?

Es macht mich verrückt, so zwiegespalten zu sein.

Ich tigere auf der Lichtung herum, bis ich schließlich an der Stelle stehe, an der ich vor etwas mehr als einer Woche durch das Gesträuch gestolpert bin. Auf der Suche nach Sam, ihre Schreie in meinem Ohr.

Was ist nur seitdem passiert?

Mein Ziel, bevor ich hier ankam, war einfach festlegbar: überleben. Vielleicht ein paar Freunde finden.

Normal sein.

Aber war ich das jemals?

„Ava?"

Als ich mich umdrehe, sehe ich Laurent, der auf mich zugelaufen kommt. Schnell wische ich mit meinem Handrücken über mein Gesicht, um die offensichtlichsten Tränenspuren zu entfernen.

Ich warte, bis er bei mir angekommen ist, bevor ich ihm betont ermunternd zulächle. „Ich bin okay, wenn du deshalb hier bist."

Laurent zieht nur eine Augenbraue hoch, bevor er sich neben mich stellt und auf die Bäume vor uns starrt. Ich folge seinem Blick. Verlassen und friedlich liegt der Wald vor uns. Das fast sonnige Wetter scheint Urays Tod beinahe zu verspotten.

Ein paar Minuten stehen wir nur so da, füllen unsere Lungen mit der frischen, angenehmen Luft. Das Schweigen zwischen uns macht mir nichts aus, im Gegenteil. Es fühlt sich weder bedrückend noch komisch an. Jonah hat mal gesagt, dass er auch daran merkt, dass wir gut befreundet sind: Schweigen ist genauso angenehm wie ein Gespräch, wenn wir zusammen sind.

Waren.

Ich halte inne, als Laurents Blick kurz zu mir huscht. Ich kenne dieses Verhalten - er sucht nach den richtigen Worten.

„Laurent?" Es ist eines der ersten Male, dass ich seinen Namen ausspreche. Es fühlt sich schön an.

Er lächelt gezwungen; halb verzweifelt, und ich muss grinsen. Unwillkürlich wird mir etwas wärmer. Ich habe gedacht, dass ich die nächsten Tage allein durchstehen müsste. Aber vielleicht muss ich das diesmal gar nicht?

Doch dann dreht Laurent sich endlich zu mir um und mein Atem stockt, als ich in seinen Augen etwas bemerke. Er hat mich noch nie so angesehen - ich brauche einen Moment, um die Emotion zuzuordnen.

Misstrauen.

„Ava ... was weißt du, das wir nicht wissen?"

Ich erstarre, während er meinen Blick sucht.

„Was verbirgst du vor uns?"

Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte wissen müssen, dass Laurent mich schnell durchschauen würde. Ich hätte wissen müssen, dass ich meine Emotionen nicht so einfach verbergen würde können.

„Ich weiß nicht, was du meinst", entgegne ich Laurent. Die Wörter hören sich lahm aus meinem Mund an - ich weiß genau, dass der Versuch zwecklos ist. Dennoch sehe ich entschlossen zu Laurent hoch, während in meinem Inneren Gedanken wie Blätter im Wind umherwirbeln. Ich kann ihm einfach nicht davon erzählen. Es geht nicht. Noch nie war mir etwas so bewusst.

Er hält meinem Blick ein paar Augenblicke lang stand, ehe er leise seufzt und sich resigniert abwendet. Mit klopfendem Herzen sehe ich zu, wie er zurück zum Aufzug läuft, bis er darin verschwindet.

Ich habe es geschafft, stelle ich fest, doch der Druck in meiner Brust lässt nicht nach.

Mit dem Wissen, Laurent verloren zu haben, wende ich mich wieder dem Wald vor mir zu.

Intelligent - Phase 3Where stories live. Discover now