103

2K 206 21
                                    

„Spinnst du eigentlich", schrie Dylan an Mason gerichtet. „Willst du mich verarschen? Du hast es weggeschmissen" schrie Mason zurück. Die haben nicht aller Ernstes das GPS Gerät den Hang heruntergeworfen. Das werden wir nie wieder zurückbekommen. „Spinnt ihr eigentlich? Hört jetzt auf mit dem Kindergarten" schritt Liam erneut ein, als sich die Situation immer weiter zuspitzte „habt ihr Idioten gerade wirklich das GPS Gerät weggeworfen?". „Die haben sich darum gestritten und dabei ist es den Hang hinunter geflogen" erklärte Luke genervt, während er sich durch seine Haare fuhr. Ich sah den Hang runter, der sich rechts neben dem Weg befand. Er war sehr steil und steinig. Es war definitiv keine Option zu versuchen runter zu gehen, um das GPS Gerät zurückzuholen. „Wie zu erwarten gibt es hier keinen Empfang. Toll gemacht ihr Idioten", Luke lief mit seinem Handy den Weg auf und ab. Mason und Dylan begannen sich erneut darüber zu streiten, wer jetzt das GPS Gerät aus Versehen weggeworfen hat. „Alter, könnt ihr nicht für 5 Minuten mal die Fresse halten?", Luke war ziemlich genervt, verständlich. Kein Handyempfang und kein GPS Gerät, wie sollen wir ohne das alles wieder zum Camp zurückfinden, nachdem wir gefühlte tausend Male abgebogen sind. Hier wird uns auch keiner Vermuten, nachdem wir von der eigentlichen Route abgewichen sind. Heute läuft einfach alles schief. Matt, Masons bester Freund, lief mit ihm ein paar Meter den Weg entlang, damit er etwas Abstand zu Dylan bekommt, während die restlichen Jungs überlegten, was wir jetzt am besten machen sollen. Ich sah mich um. Der vielleicht 2 Meter breite Weg führte mitten durch den Wald. Die zum teils verdorrten Bäume standen eng beieinander. Rechts der Abhang, überall sonst ausgetrocknetes Gras und tote Büsche. Hier war nichts und niemand außer uns. Wir sind ziemlich weit in den Wald hinein gelaufen. Unwohlsein machte sich in mir breit. Wir sind mitten im Wald und von der Außenwelt komplett abgeschnitten. Auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, dass etwas passiert, der Gedanke drückte sich immer weiter in den Vordergrund. Auch letztes Mal war es unwahrscheinlich, dass etwas passiert, aber trotzdem ist es so gekommen. Nervös sah ich mich erneut um. Warum bin ich nur mit in das Camp gekommen? „Kommst du?", riss mich plötzlich Liams Stimme aus meinen Gedanken. Fragend sah ich ihn an. Im Augenwinkel sah ich, wie die restlichen Jungs bereits einige Meter weiter gelaufen waren. „Wo geht ihr hin?", fragte ich unsicher. „Wir gehen wieder zurück, irgendwie werden wir den Weg schon finden", mein Bruder klang sehr entspannt, als ob er sich keine Gedanken machen würde, dass wir nicht zurückfinden. „Und wenn wir noch tiefer in den Wald laufen?", ich war nicht sehr überzeugt davon, einfach so weiterzulaufen. „Wir wissen ja ungefähr in welche Richtung wir müssen, außerdem können wir uns an dem Weg orientieren. Je breiter und besser er wird, je näher kommen wir wieder auf den Hauptweg zurück, der dann auch zum Camp führt. Das ist auf jeden Fall besser, als hier zu bleiben", sanft legte Liam seine Hand auf meinen Rücken und schob mich langsam den Jungs hinterher. Hoffentlich hatte er recht. Ich fühlte mich echt unwohl. Wir schlossen zu den anderen Jungs auf, die schon wieder gute Laune hatten und Späße machten. Mason und Matt liefen einige Schritte voraus, während Dylan mit Luke und Theo sich an den Schluss zurückfielen ließen. Vielleicht tut Dylan und Mason etwas Abstand ganz gut. Wortlos sah ich mich immer wieder um. Ich wusste ja, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass jemand außer uns hier im Wald ist und diese Person uns dann auch noch etwas Böses will, aber ich kann den Gedanken einfach nicht mehr abschalten. Dazu kam, dass die Jungs begannen sich die Gruselgeschichten über einen Waldschrat, der hier angeblich im Wald lebt, zu erzählen. Das sind Gruselgeschichten, die bei uns weit verbreitet waren. Angeblich ist vor einigen Jahren ein Mann vor der Polizei geflohen und versteckt sich seit dem im Wald. Er soll groß, abgemagert und sehr ungepflegt aussehen. Angeblich kommt er ab und zu auf die Wanderwege, um sich ein Wanderer zu holen. Er nimmt ihn gefangen, damit er nicht so einsam ist, bevor er ihn tötet und isst. Typische erfundene Gruselgeschichten eben, aber trotzdem nicht das, was mir in der aktuellen Situation weiter hilft. Die Jungs allerdings hatten ihren Spaß und lachten und scherzten zusammen. Wir liefen über die ausgetrockneten Wege und hofften, dass wir die richtigen Wege aussuchten, falls sich unser Weg gabelte. Ich lenkte mich so gut es geht ab, als es allerdings irgendwann mit dämmern begann und wir immer noch im Wald waren, fiel es mir immer schwerer mein Unwohlsein zu unterdrücken. Ich kann das nicht. Es war das eine tagsüber im Wald zu sein, aber nachts kann ich das nicht. Liam schien zu bemerken, dass irgendetwas nicht stimme, „was ist los? Du bist die ganze Zeit schon so still". Ich sah zu meinem Bruder, bevor ich leise sagte „ich kann das nicht. Ich will hier weg". Ich wurde von Sekunde zu Sekunde unruhiger. Was ist, wenn wir nicht mehr zurückfinden? Was ist, wenn wir die Nacht hier verbringen müssen? Das geht nicht, ich muss hier raus...

Big Brothers 5Where stories live. Discover now