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Wie auch schon die letzten Tage war auch heute ein perfekter Sommerabend. Es war angenehm warm und es war weit und breit keine Wolke am Himmel zu sehen. Während ich das warme Wetter genoss, lief ich langsam den Berg hinauf, um nach Hause zu gehen. So schön die Aussicht von unserem zuhause auch war, jedes Mal dort hoch zu laufen, war einfach nicht meins. Wobei, eigentlich müsste ich gar nicht laufen. Es gab hier genug Uber und meine Brüder würden mich auch jederzeit durch die Gegend fahren, wenn ich sie fragen würde. Allerdings genoss ich es ein wenig Zeit für mich zu haben und ebenfalls tat es gut, mich mal ein bisschen zu bewegen.
Es war schon Donnerstag und die letzten Tage war ich eigentlich nur mit Lernen für die Schule beschäftigt. Morgen war der letzte Tag zu Hause, denn ab Montag ging der Präsenzunterricht in meiner Schule wieder los. Ich war ziemlich gespannt, wie es werden wird, aber ich bin auch ganz froh wieder in die Schule zu gehen. Den ganzen Tag zuhause zu sitzen, ist einfach nicht meins, und es macht dann doch mehr Spaß in der Klasse zu lernen als alleine.
Nachdem ich heute meine Schulaufgaben beendet hatte, hatte ich sozusagen meinen ersten freiwilligen Arbeitstag bei Leas Organisation. Heute habe ich allerdings noch nicht wirklich etwas aktiv gemacht. Es wurden mir die ganzen internen Abläufe erklärt und die bisher geplanten Demonstrationen wurden grob mit mir durchgesprochen, damit ich weiß, wann was stattfinden soll. Ich muss sagen, es ist echt viel mehr, was hinter so einer Organisation steckt, als ich bisher dachte. Auch die Leute, die dort arbeiteten, sind total cool und ich verstehe mich echt gut mit ihnen. Morgan, die auch im organisatorischen Bereich tätig war, hat mich sogar zu einem kleinen Zusammenkommen heute Abend eingeladen. Sie war etwas älter als ich, sie war bereits 19, aber wir verstanden uns trotzdem richtig gut. Sie und ein paar ihrer Freunde treffen sich heute Abend etwas außerhalb von Los Angeles, um einfach ein bisschen zusammen in der Natur zu sitzen und eine Kleinigkeit zu trinken. Sie meinte, dass sie sich freuen würde, wenn ich zu ihnen dazu stoßen würde, allerdings bezweifle ich, dass meine Brüder mir das erlauben werden. Ich werde sie trotzdem fragen, vielleicht geschieht ja noch ein Wunder. Obwohl ich ja nicht mehr etwas trinken möchte, wäre es echt cool mal ein paar neue Leute kennen zu lernen. So ganz alleine, wie ich gerade war, ist die Freizeitgestaltung ganz schön einsam.
Ich dachte noch den ganzen restlichen Heimweg über Lea, die Organisation, die Situation bei uns zu Hause, und über mich und die Freunde, die ich nicht besaß nach. Auch wenn es gerade nicht perfekt war, war ich doch ziemlich glücklich. Ich muss sagen, dass ich den Amoklauf inzwischen eigentlich ziemlich gut weggesteckt habe, und eigentlich kaum noch darüber nachdachte. Selbst Mason geht es immer besser. Jake und Cole gaben sich aber auch echt Mühe mit ihm, beziehungsweise mit allen von uns.
Wenig später öffnete ich das große, breite Tor, das unser Grundstück von der Straße abgrenzte und lief auf unser Haus zu. Rechts vom Haus befand sich das große offene Carport, unter dem bis zu zehn Autos Platz finden konnten und das die Autos vor der Sonne schützte. Ich konnte sehen, dass sowohl Jake als auch Cole wieder zu Hause waren. Sie waren heute beide arbeiten gegangen, und es war das erste Mal, seit dem Amoklauf, dass wir wieder alleine zu Hause waren.
Als ich die Haustür aufschloss, konnte ich auch bereits Stimmen hören, die ich Luke und Liam zu ordnete. Schien als wären sie mal wieder am Zocken. Eigentlich ist es schon cool, wenn so etwas dir Spaß macht, denn damit kannst du dir echt gut die Zeit vertreiben. Aber irgendwie konnte ich einfach solchen Sachen nichts abgewinnen, aber ich tat mich auch generell schwer damit mich selber zu beschäftigen.
Hungrig lief ich in die Küche und nahm mir einen Apfel. Dabei sah ich, dass Jake am Esszimmertisch saß und wie soll es auch anders sein, auf seinem Laptop herumtippte.
Ich zog einen Stuhl zurück und setzte mich zu Jake an den Tisch. Grinsend sah ich ihn an. „Was willst du?", fragte Jake grinsend, ohne von seinem Laptop aufzuschauen. Ich glaube, ich muss meine Taktik ändern, irgendwas mache ich falsch, da meine Brüder immer sofort merken, wenn ich etwas möchte.
Ich erzählte Jake von meinem heutigen Tag und von Morgan, die mich heute Abend eingeladen hatte. Mein Bruder stellte seinen Laptop beiseite und hörte mir aufmerksam zu. „Okay princess, wenn du möchtest, kannst du heute Abend dort hingehen, aber nur unter der Voraussetzung, dass du mir versprichst keinen Alkohol zu trinken. Ich fahre dich hin und ich hole dich spätestens um 9:30 Uhr wieder ab, einverstanden?", Jake sah mich eindringlich an. „Meinst du das ernst?", fragte ich etwas irritiert. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass meine Brüder mir das nicht erlauben würden. „Ja, wenn du mir dafür versprichst keinen Alkohol zu trinken. Du wirst in den Ferien 16, ich denke, es wird Zeit dir etwas Vertrauen zu schenken und zu schauen, ob du es wertschätzen wirst oder kaputt machst. Wenn es heute Abend nicht klappt, dann war es das halt erst mal wieder, das liegt in deinen Händen" „Ich werde nichts trinken, versprochen", versicherte ich meinem Bruder. Immer noch überrascht, aber auch zufrieden, dass er mir das Vertrauen schenkte, stand ich auf und ging in mein Zimmer, um mich fertig zu machen. Allerdings wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, in welch einer misslichen Lage ich mich zwei Stunden später befinden würde...

Big Brothers 5Where stories live. Discover now