34

3.3K 169 6
                                    

Neugierig saß ich in Coles Auto, während ich auf ihn wartete. Als er vor 10 Minuten zurück in sein Büro gekommen ist, sind wir direkt losgefahren und haben hier vor dem Gerichtsgebäude wieder angehalten. Während Cole nur kurz etwas holen wollte musste ich leider im Auto warten. Aber es dauerte tatsächlich nicht lange bis er mit etwas in der Hand wieder zurück zum Auto kam. Endlich hatte er auch aufgehört zu telefonieren, sodass ich endlich fragen konnte „Ich will auch wissen was hier los ist". „Ich dachte, du bist nicht neugierig?", antwortete mein Bruder, während er los fuhr. „Ich weiß, dass es irgendeine Schießerei gab und ihr die wahrscheinlich nicht verhaften konntet, aber jetzt zufällig bei einer Hausdurchsuchung wegen einem anderen Grund Hinweise gefunden habt, das der der dort festgenommen wurde, einer der Schützen sein kann, stimmt's?" fasste ich das zusammen, was ich wusste. „Gut aufgepasst" sagte Cole grinsend. „Und warum gehst du jetzt auch wieder mit?", fragend sah ich zu meinem Bruder. „Größere Drogenvorfälle sind eigentlich Sache der DEA und nicht von uns, deshalb sind die auch schon vor Ort. Die interessieren sich allerdings nicht für die Schießerei im Gegensatz zu uns, deshalb habe ich einen Beschluss vom Richter geholt, dass wir die ganzen Ermittlungen durchführen und somit eventuell auch die Schießerei aufklären können. Ich geh jetzt eigentlich nur dort hin, um mit dem Chef der DEA zu reden, damit die uns die Ermittlungen überlassen und Mike sein Team holen kann, damit sie herausfinden können, ob der Verhaftete auch der Schütze ist oder nicht." erklärte mir Cole. Ich war etwas überrascht, dass er so offen und ehrlich mit mir über das redete. „Aber warum sollte Mike alleine hin und nicht gleich sein Team mitnehmen?" versuchte ich, das alles zu verstehen. „Weil wir in dem Drogenfall mit der DEA zusammen gearbeitet haben, als allerdings die große Menge an Drogen gefunden wurden, wurde es zu einem Fall der DEA, da das ihr Zuständigkeitsbereich ist. Und solange uns die Ermittlungen nicht rechtlich gehören kann ich auch kein ganzes Team hinschicken, aber da wir jetzt den Beschluss bekommen haben, ist Mikes Team auch schon auf den Weg und hoffentlich finden sie das was wir brauchen" sagte Cole während er in Richtung Watts fuhr. „Und du gehst jetzt nur hin um das mit der DEA zu klären?" versuchte ich, das letzte Puzzleteil zusammenzusetzen, was Cole mit einem Nicken beantwortete. Es war schon echt interessant, wenn man die internen Abläufe ein wenig verstand.
Kurze Zeit später hielt Cole in Watts. Hier war es nicht so gefährlich wie in Compton, aber trotzdem sollte man manche Blöcke meiden und nachts vorsichtig sein. Allerdings war es hier, wo wir waren, wahrscheinlich nicht sonderlich gefährlich, sonst hätte Cole mich nicht mit her gebracht und erst recht nicht gesagt, dass ich mit ihm aussteigen soll. Es war eine etwas heruntergekommene Gegend, viele alte und verfallene Häuser, die von Graffitis überzogen waren. Vor dem Haus, an dem wir hielten, standen schon sehr viele Autos, bestimmt von den anderen Agents die hier waren. Es herrschte reges Treiben hier auf der Straße. Viele Menschen, alle mit Waffe an der Hose, allerdings konnte ich nicht erkennen ob sie nun vom FBI waren oder von der DEA. Während ich neugierig alles beobachtete, lief ich Cole hinterher zu 3 Männern, die neben der Haustüre standen. Alle trugen eine Anzug und machten auf mich einen sehr ernsten Eindruck. Vielleicht waren das die Verantwortlichen der DEA. Sie waren angestrengt am Diskutieren, doch sie verstummten als sie Cole sahen. „Mr Baker, Sie werden doch sicherlich verstehen das dies unser Fall ist und nicht eine Aufgabe des FBIs" kam einer der Männer direkt auf den Punkt. „Ich habe einen richterlichen Beschluss" antwortete Cole während er den Männern die Unterlagen übergab „Wie Sie schon wissen geht es hier um mehr als nur Drogen, aber wir werden Ihnen gerne alle Beweise und Unterlagen zukommen lassen, was den Drogenfund angeht und Sie dürfen gerne ebenfalls gerne das Haus selbstständig durchsuchen sobald wir fertig sind". Die Anzugträger sahen wenig begeistert aus „Drogenverbechen fallen unter das Aufgabengebiet der DEA". „Das hängt aber alles mit der Banden Kriminalität hier zusammen und fällt somit unter unser Aufgabengebiet. Wie gesagt, ich lasse Ihnen gerne unsere Unterlagen zukommen und Sie dürfen nach uns ebenfalls das Haus durchsuchen, aber das ist unser Fall, also ziehen Sie bitte ihre Leute ab, damit wir in Ruhe arbeiten können" sagte Cole ziemlich bestimmend. Anscheinend war es nicht nur in den Filmen so, dass sich die Behörden untereinander nicht unbedingt lieb gewonnen haben. Wortlos beobachtete ich die ganze Situation, die Anzugträger wirkten ziemlich einschüchternd auf mich. Als dann auch noch der Blick von einem von Ihnen auf mich fiel fühlte ich mich total unwohl. Cole schien es zu bemerken, denn er zog mich sanft zu sich, was dann auch noch die Aufmerksamkeit der anderen zwei auf mich zog. „Ich erwarte die Unterlagen noch heute", mürrisch wendete sich der Blick des Typen wieder zu Cole. „Sie haben absolut nichts zu erwarten. Sie haben keinerlei Anspruch auf unsere Ergebnisse und wir werden sie nur aus Kulanz weiterleiten. Die Unterlagen erhalten Sie dann, wenn wir soweit sind.", Cole klang ziemlich ernst und man konnte den drei Männern ansehen, dass es ihnen nicht passte, allerdings sagte keiner mehr etwas, stattdessen lief einer in das Haus hinein und schrie laut und wütend nach seinen Leuten. Nach und nach kamen zivile Beamte heraus spaziert, die alle ziemlich genervt aussehen. „Warum mögen sich die verschiedenen Behörden untereinander nicht?" fragte ich leise an meinen Bruder gerichtet. „Das hat nichts damit zu tun, dass wir uns nicht mögen, es gibt einfach Fälle, die in das Aufgabengebiet verschiedener Behörden fallen und dann gibt es öfters Diskussionen, wer nun den Fall übernimmt. Grundsätzlich wäre es schon richtig, wenn hier die DEA übernimmt, allerdings ist das nicht nur ein reiner Drogen Fall, da steckt viel mehr dahinter, weshalb wir zuständig sind, das wollte die DEA nur nicht einsehen", erklärte mir mein großer Bruder. „Aber die könnten das doch auch einfach machen und dann euch alles zuschicken, oder nicht" hakte ich weiter nach. „Das Problem ist, dass die DEA die Vorgeschichte und die ganzen Beweise, die wir zu all dem hier schon haben, nicht hat. Deshalb würden der DEA relevante Dinge nicht aufgefallen, die allerdings sehr wichtig für den Fall sind. Außerdem sind sie nicht für solche Ermittlungen ausgebildet und somit nicht so gut geeignet für das alles wie meine Agents", Cole legte seine Hand auf meinen Rücken und schob mich sanft in das Haus hinein. Es war echt interessant das alles so mitzubekommen. „Nichts anfassen, okay?", sagte mein großer Bruder während er mit mir in das Wohnzimmer lief das sich direkt neben der Haustüre befand.
Es war alles sehr alt und dreckig. Das spärlich eingerichtete Wohnzimmer bestand nur aus einer kleinen, zerkratzen Couch und einem Flachbildfernseher, der allerdings ein Einschlussloch rechts oben im Eck hatte. Das und der alte, modrige Geruch machten das alles hier ziemlich ungemütlich. Mein Blick fiel auf Mike, der gerade umringt von ein paar anderen Agents stand und etwas erklärte, wahrscheinlich waren das Leute aus seinem Team. „Was machen die jetzt hier, durchsuchen die das ganze Haus?" fragte ich leise an Cole gerichtet. „Ja, sie werden jetzt nach und nach alles absuchen und schauen ob sie neue Beweise finden" erklärte mir Cole während sich die Traube um Mike herum auflöste und sich im restlichen Haus verteilte. Mike kam zu Cole und mir hergelaufen, „Die DEA hält sich zurück, oder?". „Ja, ich habe ihnen gesagt, dass sie ins Haus dürfen, sobald ihr fertig seid, und schickt ihnen bitte alles zu, was ihr zu den Drogen findet, vielleicht können sie auch etwas damit anfangen, aber es ist offiziell unser Fall, also hast du das Sagen ab jetzt. Melde dich, falls ihr was neues habt", antwortete Cole an Mike, was dieser mit einem Nicken beantwortete. „Dann lass uns mal wieder gehen" meinte er nun an mich gerichtet und lief zusammen mit mir zurück zu seinem Auto. „Bist du jetzt wirklich nur hergekommen, um mit der DEA zu reden?" fragte ich, während wir auf dem Weg zurück zu Cole Büro waren. „Ja. Die DEA ist etwas speziell was vieles angeht und die Beamten lassen sich nicht gerne etwas sagen. Theoretisch wäre auch Mike befugt gewesen mit Ihnen darüber zu reden, allerdings ist das zum einen mein Job und nicht seiner und zum anderen soll er sich auf die Ermittlungen konzentrieren und sich nicht mit dem darum herum beschäftigen müssen" antwortete Cole bevor er schmunzelnd sagte, „scheint dich ja doch ein wenig zu interessieren". „Ist ja auch cool und interessant", antwortete ich ehrlich, „aber ich weiß nicht, ob ich sowas beruflich machen will". „Du weißt, dass das auch niemand von dir erwartet. Du sollst machen was dich glücklich macht und was dich interessiert und nicht was wir machen, du sollst dein eigenes Leben leben und nicht unseres" antwortete mein Bruder sofort. Ich wusste, dass er und Jake das so sahen und sie da überhaupt keine Erwartungshaltung gegenüber uns hatten, allerdings sahen das viele anders. „Aber jedes Mal wenn mich jemand nach meiner Zukunft fragt und ich dann sage das ich nicht weiß was ich machen will sagt die andere Person das ich doch bestimmt auch zum FBI gehe oder irgendwas im medizinischen Bereich mache, weil mir wegen euch ja alle Türe in die Richtung offen stehen" antwortete ich leicht augenverdrehend. Cole parkte kurze Zeit später sein Auto wieder auf seinem Parkplatz woraufhin wir ausstiegen und zu ihm ins Büro liefen, „Ich kann verstehen, dass dich das nervt aber versuch das zu ignorieren. Du musst glücklich werden, egal was die Menschen um dich herum sagen und du kannst später beruflich das machen, was du willst, wir erwarten da absolut nichts von dir oder einem deiner Brüder". „Und was, wenn ich nicht weiß was ich werden will, in 2,5 Jahren muss ich mich ja auch schon aufs Collage bewerben", nachdenklich setzte ich mich wieder auf Coles Couch. „Das wirst du noch herausfinden, es gibt doch viele Sachen die dich interessieren", nachdenklich sah ich meinen Bruder an, „ja schon, aber ich weiß doch nicht ob ich das dann wirklich machen will. Ich finde das ganze Medizinzeug auch schon voll cool aber ich kann mir einfach nicht vorstellen Medizin zu studieren oder das zu machen was ihr macht nur weil ich Gesetzte und das alles cool finde". „Das kannst du ja auch mit deinem jetzigen Wissensstand nicht entscheiden. Dir gefällt das hier oder bei Jake im Krankhaus weil es neu und aufregend ist und du es nicht kennst, aber du kannst dir ja nichts darunter vorstellen, was wir wirklich den ganzen Tag machen. Wenn dich das aber wirklich interessiert, dann können wir dich auch in den Sommerferien mal einen oder zwei Tage mitnehmen. Dann kann ich dir mal zeigen, was es hier alles für Jobs gibt und Jake kann es dir im Krankenhaus zeigen, da gibt es ja viel mehr als das, was wir machen. Und genauso können wir mal schauen ,was dich sonst noch so interessiert und dann kannst du sicherlich mal irgendwo reinschnuppern und schauen, ob das etwas für dich ist. Aber dafür haben wir noch mehr als genug Zeit", eigentlich war es eine coole Idee mal einen Tag mit Cole und Jake mitzugehen und mal zu schauen was es da alles so für Berufe gibt. Ich glaube das ist eine gute Idee für die Sommerferien. „Wollen wir uns nochmal über den Amoklauf und die Schule unterhalten?" wechselte Cole das Thema. „Warum?" fragte ich zögerlich. „Es hat ja einen Grund das du am Montag nicht in die Schule gegangen bist und wir sollten versuchen das Problem zu lösen damit du wieder zurück in die Schule kannst". Etwas nervös spielte ich an meinen Fingern herum, „ich will aber nicht darüber reden". „Warum nicht, Prinzessin. Dir muss das wirklich nicht unangenehm sein, dafür gibt es überhaupt keinen Grund" antwortete Cole während er hinter seinem Schreibtisch Platz nahm. „Ist es aber. Ich will da nicht immer darüber reden, das ändert eh nichts. Außerdem sagt ihr immer das ihr das verstehen könnt aber das tut ihr nicht. Ihr wisst nicht wie das für mich ist, euch macht das alles überhaupt nichts aus. Ihr habt doch jeden Tag mit dem ganzen Scheiß zu tun und für euch ist das nichts ungewöhnliches mehr, ihr wart bei dem ganzen Amoklauf total entspannt und euch hat das überhaupt nichts ausgemacht, ihr lebt einfach in einer komplett anderen Welt als ich und könnt nicht verstehen wie das für mich ist. Und genau das macht es für mich so schwer, ihr habt kein Problem mit dem ganzen Scheiß und rennt freiwillig in eine Schießerei oder einen Amoklauf hinein ohne das es euch etwas ausmacht und ich habe es nicht mal geschafft normal in die Schule zu gehen, natürlich ist mir das dann peinlich vor euch wenn ich mal wieder das alles nicht geschissen bekomme" ließ ich meinen Frust raus. Auch wenn meine Brüder immer sagen, dass sie mich verstehen und das alles nachvollziehen können, das können sie nicht. Die ganze Zeit diese Woche, die ich mit Cole und Jake bei ihrer Arbeit verbracht habe, ist mir noch mehr bewusst geworden, dass die zwei wirklich in einer komplett anderen Welt leben. „Prinzessin, ich kann verstehen das dich das alles nervt und das ist auch völlig in Ordnung" begann Cole mit ruhiger Stimme „du darfst dich nicht mit uns vergleichen. Wir sind für solche Situationen ausgebildet und haben auch schon viele Erfahrungen was das alles angeht gesammelt. Es ist doch klar das wir an so eine Situation ganz anders herangehen als du. Bei dem Amoklauf war es dein Ziel so weit wie möglich weg zu kommen von dem Amokläufer, aber wir wollten genau das Gegenteil, unser Ziel war es so nah wie möglich an ihn ran zu kommen und ihn festzunehmen. Wir kennen solche Situationen, wir sind dafür ausgebildet und wissen, wie wir uns verhalten müssen, wir tragen Waffen und kugelsichere Westen und sind im Team. Wenn du an unserer Stelle gewesen wärst, dann hättest du dich auch ganz anders verhalten. Aber du bist 15 Jahre alt, hast überhaupt keine Erfahrung was das alles angeht und warst unbewaffnet, natürlich hattest du da Angst, es wäre seltsam wenn es nicht so gewesen wäre. Und nach dem ganzen Amoklauf ist es auch ganz normal, dass du Probleme damit hast, in die Schule zu gehen und das können wir sehr gut verstehen. Wenn das uns in deinem Alter passiert wäre, hätten wir da auch ganz anders reagiert, als wir es jetzt tun. Vergiss bitte nicht, dass das alles unser Job ist und das zu unserem Alltag gehört, da ist es ganz normal, dass wir in solchen Situationen und mit solchen Situationen ganz anders umgehen als du und das ist auch gut so. Deswegen können wir aber trotzdem nachvollziehen, wie es dir geht und wir wollen dir dabei helfen und dich unterstützen, dass es wieder besser wird. Nur weil wir das alles können heißt das aber nicht, dass du das auch können musst, ich könnte auch nie das machen was Jake macht und das ist völlig in Ordnung. Du musst wirklich aufhören dich mit uns zu vergleichen, das bringt dich kein Stück nach vorne mal ganz davon abgesehen das du uns nicht miteinander vergleichen kannst. Wir sind über 10 Jahre älter als du und haben schon deutlich mehr erlebt als du, wenn du dich mit uns vergleichen willst, dann musst du dich mit uns vergleichen als wir in deinem Alter waren, aber nicht mit uns zum jetzigen Zeitpunkt", Cole war immer noch total ruhig, kein Anzeichen davon das er genervt oder wütend war. Ich konnte ihn ja auch verstehen und er hatte wahrscheinlich auch Recht, trotzdem nervt und frustriert mich das ganze ziemlich. Ich kann, oder besser gesagt will einfach nicht verstehen warum ich das nicht kann wenn es andere auch problemlos können. „Und darüber zu reden hilft. Nur wenn wir das Problem kennen, dann können wir versuchen es zu lösen, sonst wird es nicht besser, aber dafür musst du mit uns reden. Wir können wirklich verstehen, dass dir das alles ziemlich schwer fällt und wir sind sehr stolz auf dich, dass du in den letzten Tagen so offen und ehrlich mit uns über alles geredet hast. Und es wäre wirklich schön, wenn das so bleibt, du machst nicht nur uns, sondern vor allem dir das Leben einfacher, wenn du dir helfen lässt. Es gibt einfach Sachen, die du nicht alleine lösen kannst und wir helfen dir wirklich gerne damit, aber du musst uns auch lassen." Ich wusste ja, dass Cole und Jake es nur gut meinen, aber trotzdem will ich es gerade einfach nicht. Mir ist das im Moment einfach zu viel und ich will einfach nicht mehr an das alles denken...

Big Brothers 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt