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Luke POV
Nervös lag ich auf der Liege während mein Bruder gerade meinen Handrücken desinfizierte. Ich muss zugeben, dass ich mehr Angst vor dem Zugang legen hatte, als mir lieb ist. Angespannt starrte ich an die Wand, während ich immer nervöser wurde. „Wie war das Basketballspiel gestern Abend?" versuchte Jake mich abzulenken. „Langweilig" antwortete ich kurz angebunden, während ich spürte, wie Jake mir die Nadel in den Handrücken stach. Es war unangenehm und tat etwas weh, aber es war bei weitem nicht vergleichbar mit den Schmerzen in meinem Fuß. Ich war echt froh, dass es endlich vorbei war. Jake klebte alles an meinem Handrücken fest, gab mir etwas gegen meine Schmerzen und ließ dann endlich von meiner Hand ab. „Komm, wir ziehen mal deine Schulterpolster aus" sagte mein Bruder zu mir. Ohne mein Bein zu bewegen, setzte ich mich langsam auf und Jake half mir dabei, mein Trikot auszuziehen und mich anschließend von meinem Schulterpolster zu befreien, sodass ich nur noch in dem dünnen schwarzen Top, dass ich immer darunter trug, auf der Liege lag. Es war deutlich bequemer und nicht so warm wie mit meinem ganzen Footballzeugs. Jake legte beides beiseite bevor er sich wieder auf den Rollhocker setzte und sich mir widmete. „Wie schlimm ist deine Angst vor Spritzen?" fragte er ernst. „Ich mag es halt nicht, aber das war es auch schon" versuchte ich das herunterzuspielen. Es war mir schon ein wenig unangenehm. „Sei bitte ehrlich. Das ist überhaupt nicht schlimm und weit verbreitet. Fast jeder zweite fühlt sich unwohl oder hat Angst vor Spritzen, die Frage ist nur, wie sehr dich das beeinträchtigt", Jake sah mich verständnisvoll an. „Ach, keine Ahnung. Ich mochte das noch nie wirklich, aber seit wir da bei dem Zahnarzt waren, habe ich da irgendwie einfach ein wenig Angst vor", gab ich ehrlich zu. „Kann ich verstehen und ist auch völlig in Ordnung. Das wird sich wahrscheinlich mit der Zeit wieder legen" antwortete Jake. „Wird das bei Mila auch besser wenn sie älter wird" fragte ich nach um von mir selber abzulenken. „Ich weiß es nicht. Es ist wissenschaftlich bestätigt, dass eine Spritzenphobie mit der Zeit nachlässt, aber davon ist sie noch sehr weit entfernt. Bei Mila ist das ja aber auch nochmal ein ganz anderes Level, als bei euch. Bei ihr ist das keine Angst mehr, sondern wirklich schon eine Phobie", etwas verwirrt sah ich meinen Bruder an, „ist das nicht das gleiche". „Nein, Angst ist das, was du hast, du fühlst dich unwohl, willst es eigentlich nicht, aber lässt es trotzdem machen. Bei einer Phobie wie Mila sie hat, ist das alles deutlich ausgeprägter. Mila fängt immer an mit Weinen und Zittern und sie würde alles tun, um der Situation zu entkommen. Bei einer Phobie ist es den Menschen egal, ob das negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit hat, wenn sie einfach eine Spritze ablehnen, weil die Angst vor der Spritze größer ist, als vor den Folgen und das ist ein ernstzunehmendes Problem, wenn Leute deswegen Behandlungen ablehnen" erklärte mir mein großer Bruder. „Mila hat doch bis jetzt alles mit machen lassen oder nicht?", ich war mir nicht bewusst, dass Milas Angst so ausgeprägt war. „Naja, ich hab ihr nie eine Wahl gelassen. Wenn sie hätte entscheiden können, hätte sie nichts mit sich machen lassen. Außerdem sollte es das Ziel sein, die Phobie zu verlieren und nicht zu lernen, damit zu leben. Es ist für sie auch nicht schön, wenn sie immer so in Panik gerät, sobald das Thema Spritzen aufkommt, und das wird es bestimmt noch oft in ihrem Leben", antwortete Jake. Irgendwie konnte ich mir gar nicht vorstellen, wie das ist, wenn jemand so krass Angst vor etwas hat. Klar hatte ich auch vor manchen Dingen Angst, aber es war zum Glück nie so schlimm wie es Jake gerade mit Mila beschrieben hatte. „Sind deine Schmerzen besser?" wechselte mein Bruder das Thema woraufhin ich nickte. Es tat noch immer ziemlich weh aber es war zum Glück wieder aushaltbar. Gerade als Jake wieder etwas sagen wollte, ging die Tür auf und ein jung aussehender Arzt kam herein. „Sorry, ich hatte noch einen Notfall" sagte er an Jake gerichtet. „So, dann bist du bestimmt Luke, ich bin Jason" stellte er sich mir kurz vor bevor er sich meinem Knie und dann meinem Sprunggelenk widmete. Ich spürte wie ich wieder nervöser wurde. Ich hatte absolut keine Lust darauf, dass der mir meine Kniescheibe gleich wieder einrenkt. „Also, ich würde zuerst die Kniescheibe zurück an ihrem Platz bringen und dann Röntgenbilder und ein MRT machen" sagte dieser Jason an Jake und mich gerichtet. „Ich habe ihm schon Schmerzmittel gegeben, kannst also gleich anfangen" war das einzige was Jake antwortete. Meine Nervosität stieg von Sekunde zu Sekunde. „Okay, dann wollen wir mal. Ich werde gleich dein Bein nehmen und deine Kniescheibe wieder einrenken, versuche einfach ruhig und entspannt liegen zu bleiben, auch wenn das kurz wehtun wird, okay" der Arzt sah mich kurz an bevor er sich voll und ganz meinem Bein widmete. Auch wenn die Schmerzen durch das Schmerzmittel schon deutlich besser geworden sind, hatte ich echt ein wenig Bammel, was da jetzt auch mich zukommt. Ich spürte Jakes Hand auf meiner Schulter während der Arzt mein Bein in die Hand nahm. Ich vermied es hinzuschauen aber es tat ziemlich weh als er es leicht anhob. Doch das war noch gar nichts im Vergleich zu dem Schmerz, als er mein angewinkeltes Bein begann langsam auszustrecken. „Fuck, das geht nicht, das tut weh" sagte ich schmerzerfüllt in der Hoffnung das er mein Bein loslassen würde, allerdings machte er einfach unbeirrt weiter. Ich kralle meine Finger in die Liege und war echt kurz davor den Arzt anzuschreien das er es lassen soll, es tat echt verdammt weh. Mein Bein war fast komplett ausgestreckt, aber die Schmerzen wurden einfach nicht besser. Zu den Knieschmerzen spürte ich nun auch immer mehr meinen Knöchel der schmerzhaft in der Luft hing. „Alter, ich kann das echt nicht", sagte ich den Tränen nahe zu Jake, während ich mit meiner Hand mein Gesicht verdeckte. „Ich weiß, dass es weh tut, du hast es gleich geschafft" antwortete mein großer Bruder während er kurz durch die Haare wuschelte. Als dann auch noch der Arzt begann, mit seiner Hand auf meiner Kniescheibe herum zu drücken, war ich echt kurz davor loszuheulen, es tat einfach so unfassbar weh. Als ich es echt nicht mehr aushielt durchfuhr mich ein ekliges ploppen und meine Schmerzen wurden auf der Stelle besser. „Das wars" sagte Jake zu meiner Erleichterung und ich spürte wie der Arzt langsam mein Bein wieder auf der Liege absetzte. Ich brauchte noch einen Moment um mich von den Schmerzen wieder zu erholen und lies noch kurz mein Gesicht verdeckt, bevor Jake noch sah, dass mir wirklich die Tränen gekommen sind. „Das war deutlich schwerer als erwartet" hörte ich die leicht besorgte Stimme des Arztes während mir plötzlich kotzübel wurde. „Jake" begann ich und setzte mich aufrecht hin, mein Bruder schien allerdings zu wissen was ich sagen wollte den er reichte mir schon eine der berühmten Kotztüten. Keine Sekunde zu früh denn schon kam alles in mir hoch. Selbst als alles schon draußen war wurde die Übelkeit nicht besser. Erschöpft legte ich mich wieder auf den Rücken. „Das kommt von den Schmerzen", sagte Jake, während er mir kurz die Hand auf die Stirn legte. Ich hatte absolut keine Lust mehr und hoffe wirklich. dass wenigstens mein Sprunggelenk nicht gebrochen, sondern nur verstaucht ist....

Big Brothers 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt