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Jake POV

„Nein", sagte Mila total genervt, "ich will da nicht darüber reden, akzeptiert das endlich". Cole hatte sie vor ein paar Minuten zu mir gebracht, da er zu einem größeren Einsatz musste, zu dem er Mila nicht mitnehmen wollte. Er hat mir kurz von seinem Gespräch mit Mila erzählt, eigentlich wollte ich auch nochmal versuchen mit unserer kleinen Schwester über das alles zu reden, aber ich konnte sehen, dass es im Moment keinen Sinn machte. „Du weißt hoffentlich, dass wir dir nur helfen möchten" war das einzige, was ich ihr sagte, bevor ich mich wieder meiner Arbeit, von der ich mehr als genug hatte, widmete. „Darf ich heim gehen?" fragte Mila nach kurzer Zeit, was ich jedoch sofort verneinte. „Warum nicht", sie wurde immer genervter. „Weil wir nicht wollen, dass du alleine zuhause bist und wir dich gerne im Auge behalten würden" antwortete ich. „Ich bin 15 und ich war schon oft alleine zuhause." Trotzig sah mich meine kleine Schwester an. Damit hatte sie zwar recht, aber zum einen ist sie gerade ziemlich nachdenklich und wir wollen sie ein wenig ablenken, bevor sie wieder komplett in ihren Gedanken versinkt und zum anderen hat sie schon oft dumme Entscheidungen getroffen, wenn sie so drauf war wie gerade. Cole und ich konnten beide sehr gut verstehen, warum Mila sich gerade so verhält, wie sie es tut, allerdings wollten wir sie auch gerade deshalb einfach in unserer Nähe haben. Sie hat sich nach dem Amoklauf erstaunlich reif verhalten und ich hoffte, dass dies auch so bleiben wird. Natürlich war mir bewusst, dass es auch so Momente wie gerade geben wird, in denen sie wieder das trotzige kleine Kind ist, aber die darf sie auch weiterhin haben, sie ist schließlich erst 15 und muss auch nicht alles gutheißen, was wir entscheiden. Das wird sich mit der Zeit noch von ganz alleine ändern. Ihr ist das im Moment einfach alles zu viel und sie kann selber nicht verstehen, warum es ihr schwer fällt, wieder zurück in die Schule zu gehen. Sie und auch Mason sollten etwas mehr Verständnis für sich selbst aufbringen. Wobei es Mason inzwischen deutlich besser ging und er seine Situation akzeptiert hatte und versuchte, das Beste aus allem zu machen. Die Tagesklinik, in der er gerade ist, hilft ihm mehr, als wir erwartet hatten. Wenn das so weitergeht, kann er tatsächlich bald wieder zu seinem normalen Leben zurückkommen. Ich begann, meine Mails zu beantworten, während Mila eingeschnappt auf der Couch saß, als mein Handy zu klingeln begann. Es war Dylan, „Hey Jake, ähm, Luke hat sich beim Football Training irgendwie verletzt. Irgendwas mit seinem Knie und Knöchel, der Coach hat einen Krankenwagen gerufen, weil Luke nicht mehr aufstehen konnte und ist mit ihm mitgefahren, ich weiß nicht in welches Krankenhaus sie gefahren sind, aber der Coach meinte, dass ich dich anrufen soll, damit du oder Cole dann zu Luke gehen können." erzählte mir mein jüngerer Bruder etwas aufgeregt. „War es nur sein Fuß, den er sich verletzt hat oder noch mehr" hakte ich nach. Wir waren das Krankenhaus, das sich am nähesten an der Schule befindet, weshalb ich mal stark davon ausging, dass er hier bei mir landen wird. „Ich glaube es ist nur sein Fuß, aber ich bin mir nicht sicher" antwortete mein kleiner Bruder. „Okay, dann gehe ich mal nachschauen, wo er hingebracht wird", ich sperrte meine Bildschirme und stand auf, während Dylan noch fragte, „hat sich Luke schlimm verletzt?". „Das kann ich dir noch nicht sagen", antwortete ich schmunzelnd, „aber egal was es ist, wir bekommen das schon wieder hin. Geh du einfach mit Liam nach Hause und wir kommen dann, sobald wir fertig sind" versuchte ich, Dylan etwas zu beruhigen. Auch wenn die Jungs das nicht immer so zeigen können und sich auch mal eine Zeit lang ganz schön in den Haaren hatten, konnten sie doch nicht ohne einander. Ich beendete das Telefon mit Dylan und sagte zu Mila:„ Ich muss in die Notaufnahme, willst du hier bleiben oder mitkommen?". „Ich bleibe hier" sagte sie kurz angebunden, ohne ihr Blick von ihrem Handy abzuwenden. „Schreib mir, wenn etwas ist," sagte ich zu meiner kleinen Schwester, bevor ich mich in Richtung Aufzug bewegte.. In dem ER angekommen bestätigte mir eine Krankenschwester, dass ein verletzter Jugendlicher mit Verdacht auf Patella Luxation und einem verletzten Sprunggelenk eingeliefert wurde. Das war beides sehr suboptimal und ich hoffte, dass es nicht ganz so schlimm ist, zumal beides auch mit ziemlichen Schmerzen verbunden ist. Noch während ich darüber nachdachte, wurde Luke bereits in die Notaufnahme geschoben. Schon von hier konnte ich seine herausgesprungene Kniescheibe sehen, eigentlich hatte ich gehofft, dass sie bereits wieder von selbst zurückgesprungen ist. Luke lag noch im Trikot und Schulterpolster, total still auf der Liege und hielt sich die Hand vors Gesicht, man konnte ihm ansehen, dass er Schmerzen hatte und versuchte so ruhig wie möglich liegen zu bleiben. Als ich bei meinem Bruder ankam, warf ich einen flüchtigen Blick auf sein sehr geschwollenes Sprunggelenk, während der Rettungssanitäter mir alle wichtigen medizinischen Fakten mitteilte. „Tut dir noch etwas anderes weh als dein Fuß" fragte ich an meinen kleinen Bruder gerichtet. Er schien mich erst jetzt zu bemerken, denn er sah mich kurz etwas verwirrt an, bevor er antwortete: „Nein." „Warum hat er keinen Zugang?" fragte ich nun wieder an den Rettungssanitäter gewandt, „wir wollten ihm etwas gegen die Schmerzen spritzen, aber er meinte, dass er das aushält und nichts möchte". Man konnte Luke ansehen, dass er etwas angespannt war, was das Thema Spritzen anging, aber glücklicherweise haben wir bis jetzt alles ohne Probleme hinbekommen und ich war zuversichtlich, dass dies auch so blieb. Während ich den Rettungssanitätern Bescheid gab, dass sie Luke in eines der Behandlungszimmer bringen sollen, ließ ich mir noch kurz von seinem Coach erklären, was passiert war, allerdings konnte er mir das auch nicht genau schildern. Er ist wohl in einem Trainingsspiel kurz vor der Endzone von der defense gestoppt worden und hat sich dabei verletzt. Das ist eine der häufigsten Verletzungen beim Football und damit muss man rechnen, wenn man diesen Sport treibt. Ich bedankte mich bei dem Coach dass er mit her gekommen ist bevor ich zu meinem Bruder in das Behandlungszimmer lief. Die Rettungssanitäter hatten auf mich gewartet damit wir ihn auf eine von unserem Liegen umlegen konnten. „Okay Luke, wir legen dich jetzt in das andere Bett neben dir. Ich nehme deinen Fuß, versuche ihn ganz locker und entspannt zu lassen" sagte zu an meinen Bruder gerichtet wohlwissend, dass ihm das gleich ziemlich Schmerzen bereiten wird. Ich hatte seinen Fuß noch nicht einmal richtig in den Händen als er schon sagte „lass es bitte, das tut echt weh". „Ich weiß Luke, aber wir müssen dich in das andere Bett legen. Versuche deinen Fuß locker zu lassen, dann wird es am wenigstens schmerzhaft für dich" redete ich auf ihn ein. Ich stimmte mich mit den Rettungssanitätern ab, bevor wir Luke gleichzeitig hochhoben und auf die Liege daneben legten. „Hör auf" sagte Luke schmerzerfüllt während ich sanft sein Bein wieder auf der anderen Liege ablegte. Während die Rettungssanitäter sich wieder auf den Weg aus der Notaufnahme machten, ließ ich die Orthopädie anpiepen. Ich könnte Luke zwar ebenfalls behandeln, aber dies war nicht mein Fachgebiert und Jason, mein Oberarzt aus der Orthopädie, hatte auf diesem Gebiet deutlich mehr Erfahrung als ich. Ich zog mir den Rollhocker unter der Liege vor und setzte mich zu Luke. Auch wenn er versuchte es nicht zu zeigen, konnte ich ihm ansehen, dass er Angst hatte. „Also Youngster, ich lege die gleich einen Zugang und gebe dir etwas gegen die Schmerzen. Es wird gleich noch ein Arzt kommen, der sich damit besser auskennt als ich. Wir werden deine Kniescheibe wieder einrenken, und Röntgen- und MRT Aufnahmen machen, um nach deinem Sprunggelenk und möglichen verletzten Bändern in deinem Knie zu schauen" erklärte ich Luke das weitere Vorgehen. „Tut das arg weh", fragte Luke fast schon kleinlaut. „Das wieder einrenken der Kniescheibe wird kurz ziemlich wehtun, aber das sind maximal 10 Sekunden. Aber der Rest wird dafür eigentlich schmerzlos verlaufen" antwortete ich ehrlich. „Ich weiß das du Angst hast wegen den Schmerzen und dem Zugang, aber beides geht wirklich schnell vorbei und wenn du erstmals den Zugang hast, wirken die Schmerzmittel auch sehr schnell, versprochen", versuchte ich, meinen kleinen Bruder etwas zu beruhigen...

Big Brothers 5Where stories live. Discover now