Der erste Tag des neuen Lebens!

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Kapitel 5
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Der erste Tag des neuen Lebens
1. Dezember 1762



Ich streckte mich gähnend und wollte mich umdrehen, aber irgendwie war mir das nicht möglich... verdammte Bettdecke und ich trat danach, um sie von mir zu schubsen. Immer verdrehte ich mich darin... Aber ein lautes „Aua!" ließ mich hellwach im Bett sitzen. Meine Augen gewöhnten sich langsam an die Umgebung und... ich war nicht in meinem Bett...

„Ich wünsche dir auch einen guten Morgen, aber würdest du mich bitte anders wecken..." kam es meckernd von dem Mann neben mir in diesem Bett... ich hatte immer noch nicht realisiert, dass ich... es war kein Traum. Ich war hier, in Virginia! Plötzlich war ich so euphorisch und hellwach, dass ich mich auf meinen Templer warf und ihn mit Küssen übersäte.

„Du bist wirklich hier, ich bin wirklich hier! Es war kein Traum!" und ich freute mich gerade wie eine dreijährige und war auch genauso aufgeregt. „Ja, ich bin wirklich hier und... ich freue mich auch, dass du hier bist." damit drehte er mich unter sich und jetzt wurde ich mit Küssen übersät. Wir beide lagen uns in den Armen und ich atmete erleichtert aus. Es war noch nicht ganz hell, die Wintermonate waren einfach eher unwirklich.

„Haytham... ich... könnte gerade wieder einfach heulen! Ich dachte, ich hätte das alles nur geträumt!" ich nahm sein Gesicht in meine Hände und seine grauen Augen sahen mich liebevoll an. „Ich habe dich schon eine Weile im Blick gehabt und konnte mich davon überzeugen, dass es KEIN Traum war, mi sol. Aber danke, der Tritt gegen mein Schienbein war dann das eindeutige Zeichen, dass ich wirklich wach bin!" gab er lachend von sich und seine Hände zeigten mir, dass ich wirklich in seinen Armen lag.

Verdammt... Diese ganzen Monate, in denen ich auf Haytham verzichten musste, auf seine Nähe, seine Hände und seinen Körper... sie waren einfach zu viel und ich wollte diesen Mann einfach spüren. Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf! Du bist einfach glücklich, du bist zufrieden und angekommen ... das ist dieses Gefühl, welches du nicht wirklich beschreiben kannst! Genieße es und lass dich davon leiten, das ist die Liebe die du immer für ihn gefühlt hast.

Mit einem Male hatte sich etwas verändert, nur eine Kleinigkeit in meinem Kopf. Es fühlte sich an, als könne ich Haytham in meinem Geist fühlen, ihn hören und regelrecht spüren. Vorsichtig griff er nach meinen Armen und hob sie über meinen Kopf, aber immer darauf bedacht, mich nicht aus den Augen zu lassen. „Ich will dich lesen, Alex, öffne deinen Geist..." kam es mit kratziger Stimme von meinem Templer. Und ich ließ ihn in meine Gedanken, in meine geschützte Zone... Nur ihm würde ich erlauben, sich dort umzusehen... Es war seltsam... wir hatten uns weiter entwickelt, wie es schien... ich konnte ihn plötzlich lesen und er mich... wir brauchten keine Worte...

Ich nahm seinen Geist und ihn in mich auf... in seinen Augen konnte ich sehen, was er wollte, was er fühlte und ich sah eine Liebe, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Ich weiß, es klingt so wahnsinnig kitschig... es war wirklich so, und ich wünsche jedem, so etwas zu erleben! Ich konnte in diesem Moment völlig frei denken, konnte die Person sein, die ich war... Und auch Haytham konnte sich völlig öffnen.

Es war eine Symbiose die wir eingingen, etwas, dass wir brauchten für die Zukunft. Wir brauchten eine Verständigung ohne Worte! Und ich fühlte sie, ich sah seine Gedanke förmlich vor mir... und umgekehrt vermutete ich es auch. Ich ließ ihn sehen, was in meinem Kopf vor sich ging.

Doch in ihm und auch in mir herrschte noch ein ziemliches Chaos und wir beide mussten grinsen in unserem Liebesspiel... es war noch kein völliger Einklang... wir erschufen dennoch eine Ebene... Was soll ich sagen... Es waren seine Worte, seine Stimme, welche mich auf diese Höhepunkte trieben und ich zerfloss wie Butter in der Sonne unter ihm.

Plötzlich sah er mich ungläubig an. „Alex, es war auf einmal völlig anders als sonst... es war, als würden wir reden, aber doch auch wieder nicht..." sein Blick ruhte immer noch fragend auf mir. „Das ist eine neue Ebene, Haytham. Wir ... brauchen eine andere Kommunikation... Wenn ich an deiner Seite sein soll, dann muss das oft ohne Worte passieren. Wir müssen uns blind aufeinander verlassen können." meinte ich atemlos und wie abgelesen. Und ich wusste, wer mir diese Worte gerade sagte... denn auch ihn verstand ich mittlerweile ohne laut zu sprechen. Es war Edward. Aber... musste er gerade jetzt in meinem Geist sein?

„Ignoriert mich einfach! Ich bin nicht wirklich hier, aber Alex... du weißt, diese Art des Redens ist essenziell! Gerade in heiklen Situationen." und ich fühlte, dass Haytham sich dessen bewusst wurde. Wir beide wussten, dass diese Ebene eine wichtige Rolle spielen würde in der Zukunft.

Und mit einem Mal fühlte ich mich frei. Edward war völlig aus meinen Gedanken verschwunden, so hatte es den Anschein. „Alex... war das gerade eine Art Abschied von meinem Vater?" fragte mich Haytham skeptisch. „Nein, das glaube ich nicht. Er wird da sein. Er hat es dir ja auch versprochen. Er lässt mir nur ein wenig mehr Freiraum für meinen Geist... also... du weißt... er muss ja nicht alles sehen!" grinste ich etwas verlegen!

Ich lag noch einige Zeit in seinen Armen und wenn ich ehrlich bin, ich hätte gerne die nächsten Jahrhunderte so verbracht, aber mein Verlobter hatte Verpflichtungen. Und erst jetzt fiel mir ein, danach zu fragen. „Ich platze mal wieder völlig unangemeldet in dein Leben, entschuldige! Was hast du denn heute noch zu erledigen?" fragte ich einfach naiv. „Nichts entscheidendes. Es ist Winter, da habe ich ein bisschen Ruhe und kann das kommende Jahr planen. Und da du jetzt hier bist, kann ich es wirklich planen! Ohne wenn und aber und ich würde mich freuen, wenn du mir helfen würdest." meinte Haytham einfach.

„Dann sollten wir aufstehen und du zeigst mir als Erstes, wo ich jetzt eigentlich wohne." lachte ich, ich hatte keine Ahnung von den Dimensionen der Plantage. „Alex, erzähl mir nicht, du weißt wirklich nicht, worauf du dich eingelassen hast? Wie ich dich kenne, hast du schon ...." Doch ich unterbrach ihn. „Nein, habe ich tatsächlich nicht, Haytham. Ich wusste nur, wie die Plantage in der Neuzeit heißt und wie sie ungefähr aussieht. Alles andere weiß ich nicht! Es war nur wichtig zu wissen, WOHIN ich segeln muss!" gab ich lächelnd von mir.

„Und das hat deine Neugierde zugelassen? Mrs. Frederickson, ihr erstaunt mich." meinte er zwinkernd. „Danke, Master Kenway, ich bin nicht immer so neugierig..." und musste lachen.

„Dann... raus aus den Federn, mi sol!" und er schlug mit der flachen Hand auf meinen etwas wunden Hintern.... „Danke, ich weiß, dass ich heute nicht unbedingt reiten werden, Haytham. Ich werde lieber laufen!" grinste ich nur.

Im Esszimmer war alles vorbereitet und ich konnte meinen Becher Kaffee ekstatisch zu mir nehmen. „Diese wohlwollenden Geräusche hätte ich auch gerne in ... anderen Situationen, mi sol." meinte mein Verlobter leicht schmollend.

„Vergiss nicht, du hast den gleichen Status wie Kaffee bei mir, mi amor. Irgendwann wirst du es vielleicht verstehen, ansonsten kann ich dich auch gerne mit Erklärungen nerven." meinte ich lachend.

Als wir fertig waren, gingen wir zu den Stallungen und mein Verlobter zeigte mir seine Pferde. Sie waren alle wunderschön, doch eines erweckte meine Aufmerksamkeit. Ein schwarzer Hengst... glänzendes wunderschönes Fell... ich stand einfach davor und strich mit meiner Hand vorsichtig über die Nüstern. „Alex, pass auf... er schnappt gerne mal." Doch es passierte nichts, dieses Tier blieb völlig ruhig und ich war einfach gebannt. „Was für eine Rasse ist das? Ich kenne mich da nicht so aus." fragte ich den Stallmeister, sein Name ist übrigens Izaak Mackenzie. „Ein Friese... eigentlich völlig scheu... doch jetzt..." sein Blick ging staunend zu Haytham. „Wie heißt er denn?" fragte ich völlig fasziniert. „Er hat noch gar keinen Namen, Master Kenway hat ihn erst vor zwei Tagen erworben und..." ich sah zu Haytham und er nickte nur und lächelte mich an. „Sag mir, wie er heißen soll, Alex!"

Ich sah diesem Tier in die Augen... „Fenrir! Und ich weiß, es ist eigentlich Lokis Wolf... aber irgendwie passt es zu ihm!" gab ich gleich als Erklärung dazu. Der Wolf und Der Friese

„Du hast ihm einen Namen gegeben, dann soll er auch dir gehören!" meinte Haytham stolz und sah sich seinen Neuerwerb an. „Warum hast du ihm denn noch keinen Namen gegeben? Hatte er nicht einen von seinem Vorbesitzer?" ich sah mich fragend um, es war etwas unverständlich, dass Tiere hier irgendwie Namenlos weitergegeben wurden.

„Wenn man ein Tier erwirbt, werden die Namen neu vergeben! Ist das bei euch anders?" fragte er mich jetzt etwas ungläubig. „Ja, es ist ja wie ein Stammbaum. Nicht nur bei Menschen werden die Rasse und Eigenschaften weitergeben, das klingt jetzt etwas seltsam, aber du weißt was ich meine. Und von daher ist es einfach für das Tier eine Ehre, einen guten Namen zu führen." meinte ich jetzt etwas ehrfürchtig. Jetzt gehörte der Friese mir! Damit hatte ich nicht so schnell gerechnet. Fenrir stupste mich immer wieder an und seine dunklen Augen schienen mich völlig zu durchschauen.

Ich hatte ein eigenes Pferd... wie lange musste ich darauf warten? 46 Jahre... naja nicht ganz. Aber meine Eltern haben mir nie Reitunterricht oder ähnliches gegönnt. Es hieß immer, das ist zu teuer und ja ich weiß, dass es so war. Aber ich liebte Pferde, welches Mädchen liebte bitte keine Pferde... In mir stiegen wieder Tränen auf, weil ich mit 46 Jahren meinen Wunsch erfüllt bekam!

„Alex, ist alles in Ordnung?" fragte mich Haytham jetzt besorgt. „Ja, aber... in meiner Zeit sind Pferde einfach ein Luxus. Meine Eltern konnten sich weder ein Pferd noch den Reitunterricht für mich leisten.. ich konnte immer nur zusehen." plötzlich klammerte ich mich an Fenrir... ich hatte Angst, er könnte einfach so in einem Nebel verschwinden!

„In was für einer Zeit lebt ihr bitte? Pferde sind das A und O in dem Leben eines jeden Menschen." kam es ungläubig von Haytham. „Das mag sein, aber wir brauchen sie nicht mehr. Wir haben zum Ernten, zum Säen und so weiter Maschinen. Und um von A nach B zu kommen, gibt es halt andere Fortbewegungsmittel. Pferde sind einzig zur Zucht oder eben noch für gestellte Jagdausflüge da. Mehr nicht. Einen echten Nutzen wie hier, haben sie nicht... was wirklich schade ist..." gab ich betrübt von mir. Der Stallmeister sah mich mit großen Augen an.

„Ich denke, dann ist Fenrir für dich der ideale Begleiter. Er ist völlig ruhig in deiner Gegenwart und scheint auf deine Anweisungen zu warten." dieser Satz erfüllte mich mit einem gewissen Stolz und ich strich Fenrir über sein weiches Fell. Leise sprach ich zu ihm... Vi kommer godt overens, Fenrir og jeg vil passe godt på dig... (das war Dänisch: Wir werden uns sicher gut verstehen, Fenrir und ich passe gut auf dich auf.)

„Alex... ALEX... wo bist du schon wieder?" kam es von meinem Verlobten. Überrascht sah ich auf... „Nirgends... ich erzählte nur... entschuldige!" sah ich meinen Verlobten entschuldigend an. „Du hast eine fremde Sprache benutzt. Es klang merkwürdig!" irritiert sah mich Haytham an. „Ich habe was getan? Oh..." in diesem Moment fiel mir ein, dass ich ab und zu, wenn ich in Gedanken bin, auf Dänisch denke, warum auch immer. Ich hatte vor Jahren mal Unterricht darin und behalten habe ich auch einiges. „Das war dann wohl Dänisch, mi amor!" lächelte ich ihn an. „Ab und an fallen mir einige Sätze wieder ein." Meine Vorfahren hatten anscheinend doch größeren Einfluss auf mich als ich zuerst dachte!

Wir verließen die Ställe, auch wenn ich gerne noch länger dort geblieben wäre, und Haytham zeigte mir den Garten, die Arbeiterunterkünfte und das Gästehaus. Hier könnten mal locker an die 100 Personen übernachten, ohne auch nur einen Fuß ins Herrenhaus setzen zu müssen. Die Angestellten und Bediensteten hatten saubere und wirklich gute Unterkünfte und ich war erstaunt. „Warum bist du so überrascht? Wer für mich arbeitet, sollte auch eine angemessene Unterkunft haben." mein Verlobter verstand nicht, warum ich so entspannt auf seine Plantagen-Politik reagierte.

„Wie soll ich es sagen, aber... den Plantagen Besitzern wird immer wieder in den Geschichtsbüchern unterstellt, sie wären gnadenlose Sklaventreiber und Schänder. Ihre Aufseher wären die Folterknechte und so weiter. Glaub mir, wenn ich hier auch nur einen Sklaven sehe, dann bin ich weg... Das geht einfach über meinen moralischen und ethischen Horizont!" meinte ich entschieden.

„Ich... nein... ich habe normale freiwillige Angestellte und Bedienstete und auf den Feldern arbeiten die einfachen Leute, die ausgewandert sind und sich hier einfach ein neues Leben aufbauen wollen." entgeistert sah mich Haytham an. „Danke, ich hatte auch nichts anderes von dir erwartet, mi amor!" sagte ich nur und gab ihm einen langen Kuss, in dem meine Dankbarkeit lag.

 „Danke, ich hatte auch nichts anderes von dir erwartet, mi amor!" sagte ich nur und gab ihm einen langen Kuss, in dem meine Dankbarkeit lag

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Even when your kind appears to triumph - Part 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt