Die Kündigung

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Kapitel 14
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Die Kündigung


Mittlerweile war es schon gegen 23 Uhr als wir mit Abendessen fertig waren. Der Tag war ereignisreicher, als ich es mir vorgestellt hatte und langsam machte sich Müdigkeit breit. Ich gähnte herzhaft, als ich die Treppe hinauf zum Schlafzimmer ging, doch ich hielt abrupt inne, als ich sah, dass die Tür zu meinem Arbeitszimmer offen stand. Mein Verlobter hinter mir, blieb ebenfalls stehen und beide gingen wir nun leise darauf zu. Ich setzte meinen Sinn ein und ich nahm eine schwache rote Aura war, welche in den Schubladen meines Schreibtisches wühlte.

Leise schob ich die Tür ganz auf und sah wie Zoe meine Papiere in den Händen hielt. Als sie uns bemerkte, erschrak sie und ließ sie einfach fallen. „Mrs. Frederickson, Master Kenway... es... ist nicht so wie... ich habe nur... ich wollte..." zitternd starrte sie uns an, sie hatte keine Erklärung. Ich ging langsam auf sie zu und sie wich zurück mit großen Augen. „WAS habt ihr hier zu suchen, Zoe? Ich denke nicht, dass es hier etwas zu tun für euch gibt!" meinte ich jetzt lautstark. Dann sah ich, dass sie aber Odin sei Dank nur die Liste, welche ich mit Sybill aufgestellt hatte, heraus gekramt hatte. Ich hoffte, einfach mal, dass sie sich nicht an den verschlossenen Laden vergriffen hatte.

„Sir, ihr müsst mir glauben, ich ... habe nur..." stotterte sie vor sich hin. „Zoe, haltet besser den Mund, ehe ihr euch noch um Kopf und Kragen redet." meinte Haytham jetzt eiskalt und war in seine Templerrolle verfallen. „Aber... eure Verlobte... sie..." jetzt reichte es mir aber. „Was ist mit mir?" fragte ich jetzt genervt.

Zoe sah hilfesuchend zu meinem Verlobten, doch von ihm konnte sie keinerlei Hilfe erwarten. „Ihr hintergeht euren Verlobten und seid ihm untreu. Ihr seid schon verheiratet!" platzte es plötzlich aus ihr heraus und ich stand nur mit offenem Mund da. Haytham war ebenfalls perplex und sah von Zoe zu mir. „Wie kommt ihr bitte auf diese Schnapsidee?" meinte ich jetzt nur und starrte das Zimmermädchen weiter an. „Ich... habe es gelesen!" nun stand sie mit erhobenen Hauptes vor uns und fühlte sich überlegen.

Ich dachte die ganze Zeit daran, wo sie dass bitte gelesen haben will. „Und WO habt ihr das gelesen? Und überlegt euch jetzt gut, WAS ihr antwortet, solltet ihr an meine verschlossenen Unterlagen gegangen sein, dann Gnade euch Odin, Zoe!" gab ich jetzt wütend von mir. Sie konnte nur noch mein Tagebuch meinen, doch ich hatte nichts in dieser Richtung geschrieben!

Triumphierend hielt sie aber tatsächlich mein Tagebuch in ihren Händen. Doch da fiel mir auch ein, ich schrieb es auf Deutsch, konnte diese Frau jetzt auch noch meine Muttersprache? Auf einen Versuch kommt es an und ich fragte sie auf Deutsch, was sie genau meinen würde und WANN ich das geschrieben hätte. Mit großen Augen, sah sie mich an und ich bemerkte, dass sie kein Wort verstanden hatte.

Mein Templer stand immer noch mit vor der Brust verschränkten Armen da und sah sie lauernd an. „Zoe, wenn ihr es doch gelesen habt, dann könnt ihr doch auch meiner Verlobten antworten, oder nicht?" fragte er jetzt in einem bissigen fiesen Ton. „Ich... Sir, aber... hier steht doch... eine Hochzeit, irgendwas... ich lüge nicht, Master Kenway!" sie konnte ein paar Worte lesen und hatte sich etwas zusammengereimt.

„Ihr legt jetzt sofort dieses Tagebuch dahin zurück, wo ihr es herhabt, auch die anderen Sachen, welche noch in eurem Ausschnitt stecken und dann werden wir über eure Kündigung sprechen, Zoe!" meinte ich zähneknirschend, ich wollte dieses Frauenzimmer hier nicht länger haben. Sie hatte sich und das konnte ich tatsächlich schwach wahrnehmen, einige Blätter vorne in ihr Dekolletee gesteckt! Erstaunt sah sie mich an, legte aber wie in Zeitlupe alles auf den Schreibtisch.

„Haytham, würdest du bitte Jones dazu holen? Wir sollten hier dringend die Sachlage klären!" meinte ich immer noch wütend. Er ging hinaus und ich ging langsam um den Schreibtisch und zog dieses Weib dahinter weg und setzt sie mit einem entschiedenen Ruck auf den Stuhl. Ihr Mund stand immer noch offen und sie zitterte am ganzen Körper. Doch ich hatte, wie vorhin schon einmal, überhaupt kein Mitleid mit ihr, im Gegenteil, ich wollte sie bestraft wissen. Sie sollte hier keine Unruhe stiften können!

Dann nahm ich an meinem Schreibtisch Platz und sortierte meine Unterlagen. Sie hatte Odin sei Dank, keine Seite aus meinem Tagebuch gerissen und ich konnte auch sonst nichts entdecken, was fehlen würde. „Warum tut ihr das, Zoe?" fragte ich jetzt etwas ruhiger und sah sie durchdringend an. „Ihr kommt nach all den Jahren hier einfach an und glaubt, dass euch dieser Mann alleine gehört und auf euch gewartet hätte. Das ist nicht richtig und er hat etwas besseres verdient!" kam es jetzt schnippisch und ziemlich gehässig von ihr. „Ihr meint damit, er hätte EUCH verdient? Euch, die ihr Lügen verbreitet? Das bezweifle ich!" gab ich zynisch zurück.

In dem Moment kamen Jones und Haytham zurück und der Kammerdiener nahm auf dem anderen Stuhl Platz, während sich mein Verlobter neben mich stellte und mir eine Hand auf die Schulter legte. Er ergriff jetzt das Wort. „Ich denke, wir werden nicht mehr viele Worte über diese Sache verlieren. Aber Jones, eure Nichte hat sich an den persönlichen Dingen meiner Verlobten vergriffen und ich hatte euch gewarnt, kommt noch irgend etwas dergleichen vor, bedeutet das die Kündigung." jetzt sah Zoes Onkel grimmig zu seiner Nichte. „Du bist doch wirklich zu nichts zu gebrauchen, du dumme Kuh!" ich sah ihn mit erhobenen Augenbrauen an, was für eine interessante Wortwahl aus seinem sonst wie mit Seife ausgewaschenen Mund.

„Master Kenway, ich versichere euch, dass so etwas nie wieder vorkommt. Aber... Mrs. Frederickson ist... sie hat mich, als ich damals den Vorschlag gemacht habe, euch angemessen zu behandeln, einfach aus dem Zimmer geworfen. Sie hat nicht das Recht dazu und ihr musstet nur wegen IHR weiter leiden. Sie wird es wieder tun, sie ist der Teufel in Person. Das habe ich damals schon gespürt!" schossen ihm die Wörter aus dem Mund und ich konnte nicht anders, als weiter staunen, mir fehlten die Worte.

„Diese Frau hat mich mithilfe von Master und Mrs. Cormac gerettet, falls ihr es schon vergessen haben solltet!" meinte mein Verlobter jetzt laut. „Wie kommt ihr auf solch eine Anschuldigung?" polterte Haytham weiter. „Ich habe gesehen, wie ein Leuchten sie umgab, als sie euren Anhänger berührte und ihre Augen waren ganz rot dabei. Und dann kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, als eure Verlobte bewusstlos war und so eine komische Sprache führte! So etwas wollt ihr einfach in euer Haus lassen?" Jones wurde immer ungehaltener und bekreuzigte sich jetzt allen Ernstes auch noch. Ich hielt meine Hände vors Gesicht, ich musste ein Lachen unterdrücken.

„Das ist doch nicht euer Ernst, oder? Ich hatte euch damals schon gesagt, dass es nichts mit dem Teufel zu tun hatte. Master Kenway hatte man nur etwas unter sein Essen gemischt, genau wie mir. Da könnte ich EUCH jetzt auch einfach so für beschuldigen. Doch ich tue es nicht, es geht hier nämlich um Fakten." mischte ich mich jetzt ein, es war absolut absurd!

„Ich habe es doch mit eigenen Augen gesehen!" kam es jetzt patzig von Jones. „WAS habt ihr gesehen? Das Leuchten? Denkt einmal darüber nach, es war die Sonneneinstrahlung und Abends waren einige Kerzen angezündet worden. Es hat sich etwas in meinen Ketten und meinen Augen gespiegelt!" erklärte ich jetzt logisch und hoffte, dass dieser Mann nicht ganz so blöd und abergläubisch ist, wie so viele Menschen in dieser Zeit.

„Mein Onkel lügt nicht, ich glaube ihm das." kam es maulig von Zoe. „Und warum seid ihr euch so sicher, Zoe?" meinte ich genervt. „Weil ihr auch jetzt wieder Master Kenway unter eurer Kontrolle habt und er nicht mehr er selber ist!" sagte sie erhobenen Hauptes. Verzeiht, aber in diesem Moment konnte ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen, es war so dermaßen lächerlich! Die beiden Angestellten saßen vor mir und starrten mich an.

„Das was ihr als anderes Verhalten von mir wahrnehmt, hängt einfach damit zusammen, dass ich meine Verlobte wieder an meiner Seite habe und wir endlich heiraten können! Ihr könnt das anscheinend nicht verstehen, noch nicht, Zoe. Dafür seid ihr einfach zu jung, aber es gibt euch nicht das Recht, unbegründete Anschuldigungen gegen Mrs. Frederickson auszusprechen!" meinte Haytham jetzt kalt und sah sie mit diesem steinernen Blick an, welchen ich auch einige Male zu spüren bekommen hatte.

„Master Kenway, bei allem Respekt! Aber diese Frau... ihr wisst doch gar nicht, woher sie kommt." meinte jetzt der Kammerdiener, vermutlich um doch noch ein Umdenken bei Haytham auszulösen. „Doch, das weiß ich. Sie kommt aus Preußen, aus einer kleinen Stadt in der Nähe von Hannover. Sie hat einen Sohn, welcher jetzt in ihre Fußstapfen daheim tritt, den sie zurückgelassen hat dort. Genau wie ihre Verwandten und Freunde!
Sie hat den großen Schritt hierher gewagt! Also zweifelt gefälligst nicht an der Loyalität meiner zukünftigen Frau!" fauchte der Großmeister jetzt plötzlich.

Jetzt sah mich Zoe zögerlich an und dann zu ihrem Onkel. „Davon wusste ich nichts, Onkel!" die beiden hatten sich also etwas ausgedacht, aber ihr Plan war nicht richtig durchdacht. Ich würde mal sagen, dumm gelaufen! „Ihr solltet jetzt besser gehen und mir nie wieder unter die Augen treten. Und ich warne euch nur ein einziges Mal, erfahre ich, dass ihr mich noch einmal beschuldigt und verunglimpft, dann Gnade euch Odin!" plötzlich spürte ich eine Kälte in mir, welche sich in meinen Worten niederschlug und auch mein Gegenüber nahm sie wahr. Die beiden Angestellten sahen mich ängstlich an, doch ich spürte nur die beruhigende Hand von Haytham auf meiner Schulter. Ich hatte mich erhoben und sah drohend auf Jones und Zoe.

„Ich denke, damit ist alles geklärt und ihr werdet jetzt umgehend packen und unser Haus, Grund und Boden verlassen und nie wieder betreten." sagte Haytham drohend in ihre Richtung und sie nickten nur ängstlich, erhoben sich dann und eilten hinaus. Ich orderte Magda und einen Diener, welche die beiden im Auge behalten sollten, bis sie hier weg waren!

Dann setzte ich mich wieder und legte meinen Kopf in meine Hände. „Du meine Güte, was ist das nur für ein Einstieg hier." meinte ich erschöpft und völlig müde. „Ich hatte mir das auch alles etwas anders vorgestellt, mi sol. Und es tut mir leid!" er strich mir über die Haare und zog mich dann hoch in seine Arme. „Haytham, du musst aufhören, eine solche Wirkung auf Frauen zu haben!" nuschelte ich an seiner Brust, während ich mich an ihn kuschelte.

„Das würde ich, wenn ich wüsste, wie es geht, mi sol!" meinte er glucksend. „Aber sei unbesorgt, du wirst die einzige Frau in meinem Leben bleiben. Du reichst mir völlig und ich brauche nichts anderes." kam es leise von ihm und ich musste grinsen. „Das könnte ich durchaus auch anders interpretieren, mi amor!" und sah dabei zu ihm auf. „Alex... du weißt, dass es genauso ist, wie ich es sagte. Du bist wirklich... willst du mich eigentlich damit provozieren?" fragte er jetzt mit einer hochgezogenen Augenbraue.

„Ich? Nein, das würde ich nicht wagen Master Kenway!" meinte ich kichernd und seine Hand landete unvermittelt auf meinem Po. „In ein paar Wochen sind wir verheiratet, dann hast du eh keine Chance mehr, vor mir wegzulaufen, mi sol! Dann gehörst du voll und ganz mir!" der folgende Kuss war pure Hingabe von meinem Verlobten und ich schlang meine Arme um seinen Nacken und zog mich etwas hoch. „Darauf freue ich mich schon, mi amor!" gab ich flüsternd von mir, doch je länger ich in diesen Armen verweilte, desto müder wurde ich. Und als wenn Haytham es geahnt hätte, nahm er mich einfach hoch und trug mich in unser Schlafzimmer.

Magda teilte uns dann noch kurz mit, dass Jones und Zoe gegangen seien, oder besser jemand hätte ihnen eines der Pferde zur Verfügung gestellt. Wir wünschten ihr eine gute Nacht und sie ging ebenfalls mit müden Augen in ihr Quartier. „Aber die haben doch nicht Fenrir bekommen, oder?" fragte ich etwas ängstlich nach. „Nein, um Gottes Willen, dieses Tier gehört dir. Das wäre wie Diebstahl. Ich gehe davon aus, dass sie irgendeines bekommen haben." das beruhigte mich ungemein.

Als ich endlich unter der Decke lag, seine Arme um mich herum hatte, konnte ich einschlafen. Doch nicht ohne ihm schon einmal zum Geburtstag zu gratulieren! Die Uhr unten hatte zweimal geschlagen. „Herzlichen Glückwunsch, mi amor." nuschelte ich und strich Haytham sacht über die Arme.

Even when your kind appears to triumph - Part 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt