Ich habe mich wiedergefunden!

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Kapitel 20

*** Ich habe mich wiedergefunden ***

19. Juni 1764


Ich hatte Nachricht von Francis erhalten, sie würde mich gerne zum Tee einladen. Natürlich nur, wenn mir der Sinn danach stehen würde. Also machte ich mich mit meiner Wache, dem Kindermädchen und meinem Sohn auf zu den Bradshaws an diesem Nachmittag. Dort angekommen wurden wir freundlich begrüßt und auf die hintere Terrasse geführt, wo bereits alles parat stand. Ich staunte nicht schlecht, als mir drei Mädchen im Alter von vielleicht 10, 6 und 4 Jahren vorgestellt wurden. „Darf ich euch meine Enkelkinder vorstellen? Louisa, Michelle und Tamara!" mit einer Handbewegung wies sie die Mädchen an, mich zu begrüßen und alle drei waren gleich hin und weg von Edward. Sie belagerten ihn regelrecht, was er mit großen Augen und zitternden Lippen quittierte. Sybill aber setzte sich mit den Kindern auf eine große Decke hier auf der Terrasse, wo schon jede Menge Spielzeug verstreut war. Auch die Gouvernante der Enkelinnen hatte sich dazu gesetzt und so hatte ich einen Moment etwas Ruhe.

Der Templer platzierte sich nun in Sichtweite der Terrasse, so dass er alles im Blick behalten konnte. „Alex, ihr habt tatsächlich Begleitschutz mittlerweile? Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie... und... verzeiht mir. Ich wollte euch nicht wieder daran erinnern. Als mein Mann mir davon berichtete, traute ich meinen Ohren nicht! Die Schurken sind aber ja bei ihrem Schöpfer, meinte Finley!" in ihren Augen sah ich Bedauern und Mitleid, als sie meine Hand drückte. „Diese Widerlinge weilen Odin sei Dank nicht mehr unter uns, dafür haben mein Mann und die anderen gesorgt. Aber ich fühle mich sicherer, wenn ich eine Wache an meiner Seite habe. Nicht, dass ich Angst hätte, dass ihr mir etwas antun würdet, Francis." lächelte ich sie an.

Wir genossen den Tee in der Nachmittagssonne und unterhielten uns über das Londoner Leben und dass sie sich freute, ihre Enkelinnen für ein paar Wochen beherbergen zu dürfen. Ihr Sohn musste kurzfristig mit seiner Frau aufs Festland aufgrund größerer Familienangelegenheiten seiner Schwiegereltern. Als ich mich dann nach ihrem Gatten erkundigte, erklärte sie mir, dass er nach Bristol beordert worden war, weil es dort mal wieder Ärger mit einigen Bauarbeitern gab. Der Aufseher, welcher den Anbau im Auge behalten sollte, war ein Stümper, wie sie es nannte. Es war ein sehr angenehmer Besuch und ich spürte, dass ich mich weiter erholte und auch entspannte.

Die Mädchen hatten Gefallen daran gefunden, Edward etwas beizubringen. Louisa stellte ihn immer wieder auf die Beine und versuchte ihm das Laufen beizubringen. Was definitiv noch zu früh war, doch mein Sohn gluckste dabei und freute sich über diese ganze Aufmerksamkeit. Zwischendurch wurden sie angehalten, etwas zu trinken, der Tag war ungewöhnlich warm. „Mistress Kenway, wie alt ist Eddy eigentlich?" fragte mich Michelle während einer dieser Trinkpausen und ich musste wieder mal wegen Eddy grinsen. „Er ist fast 7 Monate alt, er hat im Dezember Geburtstag!" die 6jährige sah auf ihre kleine Schwester und meinte völlig trocken „Ich wünschte Tamara wäre auch wieder so klein! Sie nervt! Und ein kleiner Bruder wäre viel besser!" bei diesen Worten stand sie mit geschürzten Lippen vor uns und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Francis und ich konnte uns das Lachen nicht verkneifen und die Kleine sah uns fragend an. „Michelle, vielleicht bekommst du ja noch einen Bruder, wer weiß!" meinte Mrs. Bradshaw jetzt beschwichtigend. „Und du kannst doch auch Tamara etwas beibringen, auch wenn sie dich ab und an nervt." sagte ich ebenso ruhig, jedoch mit leichtem Glucksen. „Das sagt ihr so leicht, Mistress Kenway!" kam es in einem solch belehrenden Ton von diesem kleinen Mädchen, dass man meinen könnte, eine Erwachsene hätte gesprochen.

Irgendwann hatte aber Edward keine Lust mehr und krabbelte auf sein Kindermädchen zu, welche ihn auf ihren Schoß hob. Dort kuschelte er sich mit Daumen im Mund an sie und sah den anderen Kindern beim Spielen zu, während hin und wieder ein Gähnen von ihm kam. Es war aber eh an der Zeit fürs Abendessen und wir hatten heute noch eine Verabredung mit den Pritchards, was mir nicht wirklich passte, doch es ging um geschäftliche Dinge. Ich nahm mir meinen kleinen Schatz und wir verabschiedeten uns, wir würden uns auf dem Sommerball bei Faith dann wiedersehen.

Even when your kind appears to triumph - Part 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt