Geschichten des 21. Jahrhunderts und etwas Ruhe

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Kapitel 19


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Erleichterung, Ruhe und Geschichten des 21. Jahrhunderts



Erst jetzt kam ich auf die Idee, Haytham nach diesem Montegue zu fragen. „Und wer ist dieser Montegue? Wie hängt der denn mit dem Duke of Ironside zusammen? Was passiert jetzt eigentlich, wo die HMS Iron Duke versenkt ist?" Er unterbrach mich grinsend. „Alex, könntest du eine Frage nach der anderen stellen und auch mal zwischendurch Luft holen?"


„Könnte ich, wenn ich nicht so neugierig wäre!" und erntete Gelächter meiner Mannschaft. „Frauen halt, Master Kenway, gewöhnt euch dran!" kam es kumpelhaft von Mr. Hargreaves. Im ersten Moment dachte ich noch, dass mein Verlobter diese doch sehr direkten Worte nicht besonders gut finden würde, doch er nickte weiterhin grinsend.


„Lass uns zu Ende essen und ich erkläre es dir, wenn wir die Papiere durchsehen." Damit meinte er, dass wir unter uns sein sollten und diese Angelegenheit nicht für andere Ohren bestimmt war. Als wir dann fertig waren, holte ich mir noch aus den Vorräten meinen Wein und ging mit Haytham in meine Kajüte. Dort entzündete ich die Kerzen und breitete die Seekarten und die Papiere auf dem großen runden Tisch aus.


„Weißt du was ich mich die ganze Zeit frage, Alex?" kam es vorsichtig vom Großmeister. „Nein, sag es mir!" meinte ich zögerlich, ich hatte Angst, dass etwas schlimmes kommt. „Du hast ohne zu zögern die Assassinen angegriffen! Ist dir das eigentlich bewusst?" in seinem Blick lag ein wenig Anerkennung, aber auch Tadel, so als hätte ich einen Fehler begangen.


„Ich... habe nicht darüber nachgedacht... es ging um unsere Sicherheit und um mein Schiff! Was hätte ich denn tun sollen? Diese Meute hat ja auch ohne zu fragen angegriffen!" meinte ich etwas nuschelnd, ich hatte mir wirklich keine Gedanken darüber gemacht, sondern ich hatte gehandelt. „Es waren aber im Grunde deine Brüder und Schwestern!" kam die wieder einmal logische Erklärung von Haytham. „Das mag sein, aber... nicht wirklich MEINE, ich habe mit diesen Bruderschaften nichts am Hut. Sie sind mir völlig fremd!" siedend heiß fiel mir ein, ob ich nicht jetzt einen riesengroßen Fehler begangen haben könnte, der in der Zukunft noch weitreichendere Folgen haben könnte.


„Bei Odin, ich habe ohne zu denken gehandelt!" und sah meinem Verlobten entsetzt an. „Ja, das hast du und das ist heute noch einmal gut ausgegangen, doch in Zukunft darfst du nicht so unbedacht Entscheidungen treffen. AUCH wenn sie von meinem Vater kommen!" warf er gleich als weitere Erklärung ein. „Was mich aber erstaunt hat und da bin ich doch sehr stolz auf dich, du hast dich gegen eine Männerfront durchgesetzt mit einer Art, die dir wirklich steht. Sogar ich war kurz drauf und dran zu salutieren!" meinte er jetzt breit grinsend.


„Das ist mir aufgefallen, ich hatte mich kurz vor mir selber erschreckt." lachte ich jetzt. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du hättest in deiner Templerart mit uns kommuniziert, Alex! Sei ehrlich zu dir selber, wie hast du dich damit gefühlt?" fragte er plötzlich völlig sachlich und sah mich durchdringend an. „Gut, es war... befreiend und es fühlte sich völlig natürlich an. Haytham... habe ich heute den Grundstein für meine Entscheidung dem Orden beizutreten, gelegt?" fragte ich etwas ängstlich, in mir tobten gerade Gewissensbisse, die ich am liebsten wegwischen würde.


„Unter anderem, Alex. Aber schon viel früher und tief in dir, wusstest du es bereits. Vergiss nicht, ich stehe hinter dir bei der Entscheidung, egal welche es ist, oder wann du sie triffst!" seine Arme legten sich um meine Taille und ich legte meinen Kopf an seine Brust. Sein ruhiger Atem und sein Herzschlag brachten mich wieder runter und ich konnte klarer denken.


„Und jetzt lass mich deine Fragen beantworten." meinte mein Templer ruhig. Master Montegue war ein Untergebener des Dukes of Ironside und ihm treu ergeben. Er ging in den Kolonien, wie auch sein Fürsprecher, dem Ausbau der Bruderschaft nach. Man wollte sich hier, genau wie die Templer, etablieren. Doch diese, wenn auch große, Randgruppierung der Assassinen aus England, konnte nicht richtig Fuß fassen, da man mit den Indianern immer und immer wieder aneinander geriet und sich keine Freunde machte.


Der Duke selber saß in Philadelphia in seinem Anwesen und steuerte und kontrollierte von dort alles. Selten traf man ihn in der Öffentlichkeit, er hatte Angst vor Übergriffen auf seine Person. Verheiratet war er auch, aber nicht mit Kindern gesegnet. Er hatte sich vor drei Jahren ungefähr mit meinem Verlobten angelegt, als dieser aus Frankreich zurück kehrte. Haytham hatte auf einem Schiff eine Passage gebucht, welches Waren in hohem Wert mit sich führte und das war ein gefundenes Fressen für Ironside.


Er ließ kurzerhand das Schiff angreifen, doch sie waren unterlegen und mussten sich geschlagen zurückziehen. Kurze Zeit später wurde diese Fregatte wieder gesichtet, dieses mal aber von einigen Schiffen der Templerflotte und man hatte kundgetan, die HMS Iron Duke sei angeblich gesunken. Eine Lüge, wie sich jetzt herausstellte.


„Da sie aber jetzt tatsächlich auf dem Meeresgrund liegt, gehe ich davon aus, dass der Duke nicht Ruhe geben wird, bis er Rache üben konnte. Er hat jetzt hohe Verluste erlitten, was die geschmuggelten Waren angeht. Ich vermute einfach mal, dass noch mehr Sachen an Bord waren, welche aber nicht schriftlich benannt wurden." endete die Erklärung meines Templers.


„Und er hat ein Schiff verloren. Aber ich gehe davon aus, dass er durchaus noch mehrere sein Eigen nennt. Wer schmuggelt, braucht mehrere Transportmöglichkeiten." gab ich gedankenverloren von mir. „Man kennt mich anscheinend schon, laut des Kapitäns bin ich die freche Templerhure an deiner Seite!" meinte ich wütend und dieser Begriff war mir ein Gräuel! „Dein Ruf eilt dir voraus, Alex. Sieh es positiv. Ja, ich weiß, dass ... ist mehr als beleidigend und wäre ich dabei gewesen, wäre er noch schneller in sein Grab gekommen!" kam es ebenso sauer von meinem Verlobten.


„Haytham, ich will dem Orden beitreten!" völlig perplex sah mich der Großmeister an. „Wie? Jetzt?" sein Blick war immer noch verwirrt und er musterte mich skeptisch. „Es ist mein Wunsch, ja. Nicht jetzt und hier, ich weiß, dass das nicht so ohne Weiteres geht. Aber in baldiger Zukunft will ich es! Mir wird gerade klar, dass ich mit den hiesigen Assassinen anscheinend nichts gemeinsam habe. Sie verfolgen eine andere Art Lehre, die ich nicht so verinnerlicht habe. Ich kann mich viel besser mit den Ordenslehren anfreunden." mein Blick ruhte auf seinen grauen Augen und langsam klärten sie sich wieder.


„Mi sol, ich weiß nicht, was ich sagen soll!" ich nahm sein Gesicht in meine Hände und gab ihm einfach einen vorsichtigen Kuss. „Nichts, Haytham, du brauchst nichts sagen. Nur so kann ich mit dir zusammenleben, nur so kann ich meine Ziele und Arbeit fortsetzen. Und... es ist nicht nur wegen dir, es ist auch wegen Faith. Sie hat mir damals einmal gesagt, es ist eine Entscheidung des Herzens und keine der Epoche. Vor Jahren war ich noch hin- und hergerissen zwischen diesen Jahrhunderten. Jetzt bin ich aber hier und merke, dass ich mit diesen Bruderschaften wenig gemeinsam habe. Meine Ansichten ähneln denen des Ordens in dieser Zeit HIER!"


Er hatte mir die ganze Zeit zugehört und plötzlich änderte sich sein Ausdruck auf dem Gesicht. „Die Lehren scheinen sich im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte zu verändern und immer wieder anzugleichen, so hört es sich an. Das ist faszinierend, mi sol. Aber so kann ich auch wieder auf einen eventuellen Frieden zwischen diesen Bünden hoffen und wenn du an meiner Seite bist, dann bin ich mir sicher, dass wir es gemeinsam schaffen können." mit einem Mal war er so euphorisch, dass er mich hochhob, auf den Tisch vor uns setzte und anfing mich voller Verlangen zu küssen.


Doch bevor wir uns noch weiter verlieren konnten, klopfte es und ich vernahm die Stimme unseres ersten Maates. Ich bat ihn hinein und er kam ohne Umschweife auf sein Anliegen zu sprechen. „Mrs. Frederickson, wir sollten heute Nacht schon weitersegeln, im Osten ziehen dichte Wolken auf, auch wenn wir hier noch eine Sternenklare Nacht haben. Wir sollten bevor wir Schnee und Eis abgekommen, wieder in der Nähe einer Küste sein." Das klang logisch und ich gab ihm freie Hand, die Mannschaft zu unterrichten. Sie würden nicht begeistert sein, sie waren gerade in Feierlaune, doch ich beschloss, wenn wir in New York ankamen, ihnen zu ermöglichen, das nachzuholen.


Mit einer Verbeugung verabschiedete er sich und wir wünschten uns eine gute Nacht, ich würde nicht über Nacht an Deck bleiben. Als Mr. Hargreaves die Kajüte verlassen hatte, setzte ich mich müde auf das Bett und gähnte sehr undamenhaft. „Alex, du meine Güte. Wirke ich so einschläfernd auf dich?" lachte er auf mich hinunter. „Nein, eigentlich nicht, aber... es war ein langer ereignisreicher Tag und auch die letzten waren nervenaufreibend. Verzeih mir, mi amor. Ich bin nur wahnsinnig müde auf einmal." er zog mich ohne Vorwarnung hoch und nahm mir meine Waffen ab, meine versteckten Klingen und zog mir meinen Übermantel aus. Er selber entledigte sich seiner Waffen, der Stiefel und seines Mantels, setzte sich auf die Kante und zog mich auf seinen Schoß.


„Dann sollten wir für ausreichend Schlaf sorgen, damit du noch die ein oder andere Lehrstunde bekommst und auch verinnerlichst. Ich will dich wach haben, damit du es behältst, Mrs. Frederickson!" mit diesen Worten drehte er mich unter sich und gab mir einen langen leidenschaftlichen Kuss. Legte sich dann aber neben mich und umschlang mich mit seinen Armen und deckte uns dann zu.


„Ich liebe dich, Haytham." kam es jetzt schläfrig von mir, ich konnte meine Augen kaum noch offen halten. „Ich dich auch, Alex!"


Even when your kind appears to triumph - Part 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt